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LUBW Monatsthema Rund um den Sommer: Gewinner und Verlierer

Heiße Sommertage, laue Abende und kaum Niederschlag: Was sich für manche Menschen sehr gut anhört, ist für viele heimische Tierarten ein Problem. Es gibt aber auch Arten, die von der Wärme profitieren. Die LUBW untersucht die Regenwurm- und Insektenpopulationen in Baden-Württemberg und kann so Trends erkennen, welche Arten zunehmen und welche immer seltener werden.

Die Verlierer

Insbesondere Dürren, also lange Perioden, in denen es wenig oder gar nicht regnet, sind für viele Arten ein Problem. Ein Beispiel dafür ist der Regenwurm. Extremjahre oder wiederholt trockene Jahre sind problematisch für ihn, da er bei Trockenheit keinen konstanten Körperwassergehalt aufrechterhalten kann und wenig Nahrung, wie verrottende Blätter, findet. Die Biomasse der oberflächlich lebenden und tiefgrabenden Regenwürmer hat sich zwischen 2011 und 2019 im Mittel der gemessenen sieben Waldstandorte mehr als halbiert. Eine Abnahme der Regenwürmer kann in den Ökosystemen zu erheblichen Störungen führen, denn Regenwürmer haben eine Schlüsselrolle im Nährstoff- und Humuskreislauf. Sie wandern zwischen den Bodenschichten hin und her und lockern so den Boden. Außerdem transportieren sie Humus in tiefere Bodenschichten und erzeugen Strukturen, die für die Wasser- und Nährstoffspeicherung günstig sind. Unterirdisch lebende Regenwürmer haben gegen die Dürre hingegen eine perfekte Methode, denn sie können bei ungünstigen Lebensbedingungen in Ruhestadien übergehen. Damit können sie die Trockenheit besser überdauern.
Neben den Regenwürmern sind auch andere Arten von der zunehmenden Wärme und Dürre betroffen. Für Arten, die auf ein kühlfeuchtes Klima angewiesen sind, kann sich deren Verbreitungsgebiet zersplittern oder verkleinern und somit zu Teilpopulationen isoliert werden. Dadurch erhöht sich die Gefahr, dass die Arten aussterben. Von diesen negativen Auswirkungen sind insbesondere sogenannte Eiszeitrelikt-Arten betroffen, wie der Blauschillernde Feuerfalter oder die Alpine Gebirgsschrecke. Viele Tagfalterarten haben außerdem starke Populationseinbußen erlitten, da die Futterpflanzen der Raupen in den vergangenen heißen Jahren vertrockneten.

Bild zeigt: Alpine Gebirgsschrecke (Miramella Alpina), Bildnachweis: Florian Theves

 

Die Gewinner

In den letzten drei Jahrzehnten ist ein verstärkter Zustrom von wärmeliebenden Tierarten zu beobachten. Insbesondere Insektenarten profitieren von Hitze. So benötigen sie für ihre Entwicklung während des Sommers meist hohe Temperaturen über einen längeren Zeitraum. Manche, wie der Kurzschwänzige Bläuling, können in langen Sommern bis zu drei Generationen bilden und sich dadurch stark vermehren und rasch ausbreiten. Auch Arten, die normalerweise in südlicheren Gebieten vorkommen, konnten ihre Areale in Deutschland in den letzten Jahren erheblich erweitern. So konnte der sonst eher mediterrane Vierpunktige Laubläufer nach Deutschland einwandern und 2019 auch im Insektenmonitoring der LUBW entlang des Rheingrabens festgestellt werden. Weitere Profiteure sind die bekannte europäische Gottesanbeterin oder die weniger bekannten Arten, wie die Südliche Mosaikjungfer und der Stierkopf-Dungkäfer.

Bild zeigt: Kurzschwänziger Bläuling (Everes argiades), Bildnachweis: Florian Theves

Mehr zum Thema:

  • Mehr über die Auswirkungen des Klimawandels auf den Regenwurm, sowie viele weitere Folgen des Klimawandels finden Sie im Klimamonitoringbericht.
  • Wie sich der Klimawandel auf Insekten auswirkt, wurde bereits 2007 von der LUBW untersucht. Die Ergebnisse finden Sie hier.
  • Mehr zum Insektenmonitoring können Sie hier nachlesen.

 

Bildnachweis Titelbild: Patila/Shutterstock.com

Bildnachweis: TypoArt BS/shutterstock.com