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Artenvielfalt: Inventur im Insektenreich

Jetzt im Januar zwingt die Kälte die Mehrheit der Insekten dazu, sich in geschützte Winterquartiere zurückzuziehen. Die von Insekten entvölkerte Landschaft gibt uns eine Vorstellung davon, wie die Welt infolge eines massiven Insektensterbens aussehen könnte. Um zu erforschen, wie es um die Bestände im Land steht, führt die LUBW seit 2018 ein Insektenmonitoring durch.

Bild zeigt: Der Kronwicken-Bläuling findet sich fast nur noch in Naturschutzgebieten, Bildnachweis: Dr. Torsten Bittner

Zwischenergebnisse zu Tagfaltern und Widderchen sowie Heuschrecken zeigen nun, dass die heimische Insektenvielfalt abnimmt. Hohe Artenzahlen fanden sich vor allem in Naturschutzgebieten. Diese wiesen rund ein Drittel mehr Schmetterlings- und Heuschreckenarten auf als das traditionell genutzte Offenland. Bei Offenland handelt sich dabei im Wesentlichen um konventionell bewirtschaftete Landschaft. Im Mittel wiesen Naturschutzgebiete 30 Falterarten auf, während in grünland- und ackerdominierten Probeflächen nur 20 beziehungsweise 17,5 Arten gezählt wurden. Besonders anspruchsvolle Arten, wie Kronwicken-Bläuling, Wegerich-Scheckenfalter oder Esparsetten-Widderchen wurden beim Monitoring nur noch in Naturschutzgebieten vorgefunden. Mit einer Fläche von 2,4% im Land reichen diese aber nicht zum Erhalt einer hohen Artenvielfalt aus. Um die durch Insekten erbrachten Ökosystemleistungen zu sichern, muss auch die traditionell genutzte Landschaft - die etwa 45 Prozent der Landesfläche ausmacht - als wichtiger Insektenlebensraum wieder verbessert werden.

Im Grünland sind die Falterzahlen ähnlich gering wie auf Ackerflächen. Das zeigt sich auch daran, dass einst sehr häufige, weit verbreitete Schmetterlinge, wie Schachbrettfalter, Schornsteinfeger oder Weißbindiges Wiesenvögelchen längst keine üblichen Bewohner unserer Wiesen mehr sind. Gründe dafür können beispielsweise das Verschwinden von Blumen sein, die Raupen als Nahrung und Faltern als Nektarquellen dienen. Zudem bleibt den Jugendstadien der Insekten aufgrund oftmals kurzer Mahdintervalle keine Zeit mehr für die Entwicklung zum fortpflanzungsfähigen Insekt.

Das Monitoring gibt aber auch Anlass zur Hoffnung. Manchmal finden sich bei den Kartierungen sehr seltene Arten, wie das Flockenblumen-Grünwidderchen, auch außerhalb von Schutzgebieten. Insekten sind in der Lage, sich unter günstigen Bedingungen rasch zu vermehren. Oft ist es nicht einmal nötig, dafür mehr zu tun, sondern weniger, z. B. weniger Dünger und Pestizide auszubringen, weniger zu mähen und auch mal Streifen auf einer Wiese stehen zu lassen oder Ackerränder nicht „ordentlich zu pflegen“. Dadurch entstehen Strukturen und eine strukturierte Landschaft ist Bedingung für eine hohe Insektenvielfalt.

Noch gibt es zum Glück Insekten, die im Frühling maßgeblich dazu beitragen, unsere Umwelt wieder zum Leben zu erwecken. Das Monitoring wird auch in diesem Jahr dabei sein und feststellen, wie es um sie bestellt ist.

Bild zeigt: Zwei Esparsetten-Widderchen, Bildnachweis: Dr. Torsten Bittner

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Bildnachweis: TypoArt BS/shutterstock.com