Klimawandel und Anpassung
Klimawandel und Anpassung
Holzproduktion
Holzproduktion vor der Umstellung
Der Teilbereich "Holzproduktion" ist nur mittelbar von Klimaänderungen betroffen. Allerdings hat eine veränderte Baumartenzusammensetzung der Wälder (siehe Teilbereich "Standort & Baumwachstum") unmittelbare Auswirkungen auf diesen Teilbereich. Zu nennen sind hier Auswirkungen auf die angebotenen Holzmengen, Holzarten und Holzsortimente (darunter fallen auch die energetische und die stoffliche Nutzung). Diese Effekte wiederum haben unmittelbar Folgen auf die weiterführende Holzverarbeitung und die nachfolgende Wertschöpfungskette. Direkt betroffen sind Sägewerke sowie Industrie und Gewerbe, die Holz verarbeiten. Letztendlich münden sie in Veränderungen betriebs- und volkswirtschaftlich bedeutsamer Größen wie Bruttowertschöpfung und das Vorhandensein von Beschäftigungspotenzialen insbesondere im ländlichen Raum.
Wirkungskette "Holzproduktion", Unseld (2013) nach UBA
Heimisches Nadelholz wird knapper
Der Klimawandel wirkt sich in zweifacher Hinsicht auf die Holznutzung und Holzversorgung aus Wäl-dern des Landes aus: Kurz- und mittelfristig beeinflusst er die Entwicklung der bestehenden Wälder, langfristig wird er sich über den Aufbau neu zu begründender Wälder auf das Holzaufkommen zukünftiger Jahrzehnte auswirken. Zurzeit ist die Fichte noch der Hauptmotor der hohen Zuwächse in Baden-Württemberg. Bis Mitte der 90er Jahre waren bei dieser "Brotbaumart" hohe Zuwachsraten zu verzeichnen, die seitdem jedoch zurückgehen. Für die Zukunft sind die Anbaumöglichkeiten für die Fichte jedoch kritischer zu sehen, allerdings mit deutlichen regionalen Unterschieden (siehe hierzu Seite ‚Standort und Baumwachstum‘).
Auf längere Sicht gesehen wird die Menge verfügbaren Fichtenholzes aus baden-württembergischen Wäldern abnehmen. Betroffen hiervon sind insbesondere trocken-warme Regionen (Neckarland) und solche mit Böden, die leicht austrocknen (Schwäbische Alb, Odenwald, Teile des Alpenvorlandes). Vor allem im Neckarland, im Kraichgau und in der Rheinebene werden die Oberhöhenbonitäten (Zuwachs) der Fichte voraussichtlich um 5 bis 35 % absinken (vgl. Karten zur Zuwachsentwicklung der Hauptbaumarten bis 2070). Auf den heutigen Hochleistungsstandorten im Alpenvorland erwarten die Experten nur geringe Bonitätsveränderungen und in den höheren Lagen der Schwäbischen Alb und des Schwarzwaldes werden dagegen die Zuwächse ansteigen. Als Alternative zur Fichte wird bereits heute vermehrt Douglasie angebaut, wobei deren Flächenanteile im Vergleich zu den bisherigen Hauptbaumarten um den Faktor 10 niedriger sind.
Einschätzung der Zuwachsentwicklung bis zum Jahr 2070 (Oberhöhenbonität) bei den Hauptbaumarten Baden Württembergs nach Modellergebnissen von NOTHDURFT et al. (2013).
Sägewerke vom Wandel betroffen
75 % des in Baden-Württemberg eingeschlagenen Holzes werden im Land verarbeitet. Rund 65 % gehen in die Sägeindustrie, die damit der bedeutsamste Abnehmer und Verwerter von Holz aus Baden-Württemberg ist. Die Rohstoffbeschaffung erfolgt dabei überwiegend örtlich und ihre wichtigste Holzart ist Fichtenholz, das in nahezu allen Landesteilen gesägt wird. Die meisten Nadelholzsägewerke liegen im oder unmittelbar am Rand des Wuchsgebietes Schwarzwald sowie im Osten Baden-Württembergs in Oberschwaben, der Ostalb und bei Schwäbisch Hall. Im Vergleich zu den Laubholzsägewerken sind die Anzahl und die Einschnittmenge größerer Betriebe bei den Nadelholzsägewerken deutlich höher.
In Anbetracht der Verteilung der größeren Sägewerke wäre vor allem im Schwarzwald, im östlichen Oberschwaben und in Regionen im Osten Baden-Württembergs mit Engpässen bei der Nadelstammholzversorgung zu rechnen. Durch die Abhängigkeit vieler Forstbetriebe und der weiterverarbeitenden Industrie von der Baumart Fichte ergeben sich langfristig in hohem Maß Auswirkungen auf die bisherige Holzwirtschaft des Landes. Nach einer Holzaufkommensprognose der FVA wäre damit zu rechnen, dass Nadelholzbetriebe in den nordöstlichen Landesteilen als erste durch ein verringertes Fichtenholzaufkommen betroffen sein könnten, da die Fichtenflächen nach 2002 deutlich verringert wurden und sich zukünftig die potenziellen Fichtenflächen deutlich verringern werden.
Eine zunehmende Konkurrenz um das Fichtenholz und eine verstärkte Verwendung von Baumarten mit ähnlichen Holzeigenschaften (vor allem Tanne, Douglasie, Kiefer) sind die Folgen. Gleichzeitig wird bei Laubhölzern – vor allem bei der Buche – das Angebot zunehmen. Die dort vermehrt vorhandenen Laubholzbetriebe könnten durch ein zukünftig höheres Aufkommen an Laubholzsortimenten eventuell von den Entwicklungen profitieren. Bei Buche und Eiche bestehen im Vergleich dazu zusätzliche Nutzungsmöglichkeiten in der Größenordnung von jährlich 1,7 Mio Efm.
Weitere Angebote zum Thema
Ministerium für Ländlichen Raum und Verbraucherschutz Baden-Württemberg