Moorböden

Fazit: Moorböden zeigen im Handlungsfeld Boden – ebenso wie die organische Bodensubstanz – die höchste Vulnerabilität und deswegen auch die höchste Dringlichkeit für das gezielte Entwickeln von Anpassungsstrategien auf. Diese Teilbereiche weisen gleichzeitig den engsten Bezug zum klimarelevanten CO2 auf. Mit dem Schutz der Moore werden daher Ziele des Bodenschutzes, Naturschutzes und Klimaschutzes. erfüllt


Hinterzartner Moor

Hochmoor im Hinterzartner Moor, Schwarzwald

Weitere Fotos im Themenpark Umwelt


Mit dem Ende der Eiszeit – vor etwa 12.000 Jahren – begannen sich unsere Moore zu bilden. Sie bestehen aus einer mindestens 30 cm mächtigen Torfschicht, die aus den Abbauresten von moortypischen Pflanzen entstanden ist. Nach ihrer Entstehung unterscheidet man Nieder- und Hochmoore: Niedermoore haben Kontakt zum Grundwasser, Hochmoore sind dagegen unabhängig davon durch hohe Niederschläge entstanden. Moore sind Standorte mit extremen Bedingungen und damit Lebensraum für Tier – und Pflanzenarten, die hochspezialisiert und besonders angepasst sind. Viele von ihnen sind sehr selten und in ihrem Bestand gefährdet. Zu den moortypischen Pflanzen, die oberflächennahe Wasserstände ertragen, gehören in Niedermooren, Seggen, Schilf, Erlen, Birken und Weiden, in Hochmooren Torfmoose, Wollgräser und Zwergsträucher.

Baden-Württemberg weist landesweit ca. 38.000 Hektar Moorflächen in Hoch- und Niedermooren auf, davon 14.500 ha als geschützte Biotope, knapp 25.000 ha werden land– und forstwirtschaftlich genutzt. In Baden-Württemberg sind Moorflächen am stärksten verbreitet im Hügel-/ Moorland (ca. 24.000 ha) und im Donau-Iller-Lech-Gebiet (ca. 15.500 ha). Aber auch im Ober-/Hochrhein, im Schwarzwald und im Südwesten der Alb/Baar (Baar-Hegau) sind Moore und damit Moorböden anzutreffen.

Moore sind CO2-Speicher

Der im Torfkörper gespeicherte Kohlenstoff stammt aus der Photosynthese, d.h. aus der Aufnahme von Kohlendioxid (CO2) aus der Luft durch Pflanzen. Naturnahe, wachsende Moore entziehen der Atmosphäre Kohlenstoffdioxid (CO2) und legen den Kohlenstoff dauerhaft im Torfkörper fest. Im Mittel speichern Moore ca. 700 Tonnen Kohlenstoff je Hektar, sechsmal mehr als ein Hektar Wald. In den Mooren von Baden-Württemberg sind damit geschätzt fast 30 Millionen Tonnen Kohlenstoff gespeichert. Weltweit geht man davon aus, dass fast 30% des Kohlenstoffs im Boden in Mooren fixiert ist.

Intakte Moore sind klimaneutral. Ändern sich die Umgebungsbedingungen oder wird ein Moorkörper für eine land- bzw. forstwirtschaftliche Nutzung entwässert, kommt es zum chemischen und mikrobiellen Abbau des Torfes. Die Moore geben den zuvor gespeicherten Kohlenstoff relativ rasch als CO2 wieder frei. Neben CO2 können beim anaeroben Abbau von organischer Substanz das 21mal stärker klimarelevante Methan (CH4) und beim aeroben Abbau Lachgas (Distickstoffoxid, N2O) entstehen, das die 310-fache Klimarelevanz von CO2 aufweist. Mit der Nutzung und Zerstörung der Moore werden sie von einer Treibhausgas-Senke zur Quelle.
 

Klimawandel - Gefahr für Moorböden?

Die Wirkung des Klimawandels auf die zukünftige Verbreitung von Niedermoorböden ist als erheblich geringer einzuschätzen als die Wirkung der aktuellen Moornutzung und -bewirtschaftung. Allein durch die aktuelle Nutzung sind die Niedermoorböden in Baden-Württemberg nahezu flächendeckend hochgradig gefährdet.

Die grundwasserfernen und deshalb allein vom Regenwasser abhängigen Hochmoorböden brauchen für Entwicklung und Erhalt ganzjährig eine hinreichend positive klimatische Wasserbilanz. Dies ist in Baden-Württemberg im Winterhalbjahr gewährleistet, in der Vegetationsperiode ist die Wasserbilanz hingegen häufig nur schwach positiv. Künftig gehen die Projektionswerte im Juli und August gegen Null oder erreichen sogar negative Werte. Da beim derzeitigen Klima Hochmoore nur bei einer klimatischen Wasserbilanz in der Hauptvegetationsperiode (Mai bis Oktober) bei >200 l/m2 anzutreffen sind, wird dies als Schwellenwert für die Vulnerabilität von Hochmoorböden herangezogen. In der nahen Zukunft (2021-2050) ergibt sich voraussichtlich eine Erhöhung der klimatischen Wasserbilanz in den Monaten September bis Juni, dagegen eine Verringerung im Juli und August (Bezug: 50-Perzentil). In der fernen Zukunft (2071-2100) fallen die Unterschiede gegenüber dem Ist-Zustand noch deutlicher aus.

Aufgrund der projizierten Abnahme unter den Schwellenwert wird beim worst-case-Fall (dem 15. Perzentil der Projektionen für die ferne Zukunft) die Vulnerabilität flächendeckend als hoch eingeschätzt. Beim 50- und 85-Perzentil der nahen und fernen Zukunft ist dagegen auf maximal 30% der Hochmoorböden mit einer hohen Vulnerabilität zu rechnen. Tendenziell ergibt sich für die Hochmoore in den Regionen Donau-Iller-Lech eine höhere Vulnerabilität als für die im voralpinen Hügel-/Moorland und die im Schwarzwald gelegenen Hochmoore. Die Dringlichkeit für Anpassungs- bzw. Schutzmaßnahmen ist hoch. Die Vulnerabilitätsabschätzung ist mit Unsicherheiten behaftet: Die liegt unter anderem an der Streuung, d. h. Richtungsunsicherheit der Klimasignale aus den Klimaprojektionen, an fehlenden Informationen über die zukünftige Grundwasserschwankungen sowie an der Unsicherheit beim Abschätzen des Torfverlustes.

Klimatische Wasserbilanz

Klimatische Wasserbilanz – Absolutwerte pro Monat (50-Perzentil, Landesmittel); Quelle: H. Schlumprecht, Anpassungsstrategie an den Klimawandel - Fachgutachten für das Handlungsfeld Naturschutz


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