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null Landesweiter Biotopverbund Baden-Württemberg

Umweltminister Franz Untersteller: „Landesweiter Biotopverbund muss zeitnah verwirklicht werden!“ LUBW schließt Modellvorhaben „Umsetzung Biotopverbund in vier Gemeinden“ erfolgreich ab. Singen präsentiert vorbildhafte Maßnahmen für den Biotopverbund

LUBW-Präsidentin Eva Bell und der baden-württembergisch Umweltminister Franz Untersteller MdL am Galgenberg in Singen-Bohlingen
LUBW-Präsidentin Eva Bell und der baden-württembergisch Umweltminister Franz Untersteller MdL am Galgenberg in Singen-Bohlingen
25.09.2020

GEMEINSAME MEDIENEINLADUNG DER LUBW LANDESANSTALT FÜR UMWELT BADEN-WÜRTTEMBERG, DES MINISTERIUMS FÜR UMWELT, KLIMA UND ENERGIEWIRTSCHAFT BADEN-WÜRTTEMBERG UND DER STADT SINGEN

 

Stuttgart/Karlsruhe/Singen. Umweltminister Franz Untersteller MdL hat heute gemeinsam mit der Präsidentin der LUBW Landesanstalt für Umwelt Baden-Württemberg, Eva Bell, in Singen ein Modellvorhaben zur Umsetzung des landesweiten Biotopverbundes besichtigt.

„Der landesweite Biotopverbund dient dem Schutz und dem Ausbau der biologischen Vielfalt in Baden-Württemberg. Verbundene Naturflächen sind die Voraussetzung für den genetischen Austausch von Arten und ihr langfristiges Überleben. Unser Ziel ist es, dass der landesweite Biotopverbund zeitnah verwirklicht wird“, betonte Untersteller beim Vororttermin.

Modellkommune Singen

Singen ist eine von vier Modellkommunen im Land, die als Vorreiter auf Gemeindeebene bereits wichtige Schritte zur Verwirklichung des landesweiten Biotopverbundes unternommen haben und dabei vom Land unterstützt wurden. In Zusammenarbeit mit der LUBW wurde der Biotopverbund auf dem Gemeindegebiet geplant. In Singen wurden feuchte Lebensräume miteinander vernetzt, artenreiches Grünland weiterentwickelt und die Pflege und Neuanlage von Streuobstwiesen gefördert.

LUBW: Partner bei der Realisierung des „Landesweiten Biotopverbundes“

In Baden-Württemberg wurde im Jahr 2012 mit einem Fachplan die Planungsgrundlage für den landesweiten Biotopverbund gelegt. „Der große Vorteil des Fachplans Biotopverbund ist, dass die Kommunen funktionale Zusammenhänge erkennen können. So können die Naturschutzmaßnahmen zielgerichtet geplant und an den Orten mit den besten Erfolgsaussichten umgesetzt werden“, erläuterte Bell. Bei der LUBW laufen die zahlreichen Daten aus dem Land für die Planung und Umsetzung von Biotopverbünden zusammen: Daten zu geschützten Biotopen, zu Arten und Lebensräumen in FFH-Gebieten oder zum Streuobst liegen hier aus dem ganzen Land vor und bilden die Grundlage für die Kernflächen des Biotopverbundes.

Kommunen sind aufgefordert sich jetzt zu engagieren

„Engagierte Kommunen wie die Stadt Singen mit ihren zahlreichen ehrenamtlich aktiven Bürgerinnen und Bürgern sind unverzichtbare Partner bei der Umsetzung eines landesweiten Biotopverbundes“, lobte Untersteller die Maßnahmen in Singen.

„Jetzt ist der richtige Zeitpunkt sich für den Biotopverbund zu engagieren! Mit den erheblich aufgestockten Fördersätzen können sich alle Städte und Gemeinden aktiv für den Biotopverbund einsetzen und so ihren Teil dazu beitragen, dass wir im Land die lebensnotwendige Artenvielfalt erhalten und stärken“, ermunterte Umweltminister Untersteller dazu, am Projekt „Biotopverbund Baden-Württemberg“ mitzuwirken.

Singen macht weiter

Die Stadt Singen macht auf jeden Fall weiter. Hier hat sich eine Arbeitsgruppe „Biotopverbund Singen“ gegründet, um die Stadt bei ihren Bemühungen für den Biotopverbund zu unterstützen und voranzubringen. „Durch das Modellvorhaben ist für die Stadt eine wichtige Planungsgrundlage für den Biotopverbund entstanden. Mit dem Aufbau eines städtischen Ökokontos und der eingerichteten Biotopverbund-Arbeitsgruppe sind wir für die Umsetzung des Konzepts gut aufgestellt“, erklärte Oberbürgermeister Bernd Häusler.

 

Hintergrundinformationen

Land Baden-Württemberg fördert den Aufbau des Biotopverbundes Baden-Württemberg

Die Landesregierung von Baden-Württemberg übernimmt eine besondere Verantwortung, wenn es darum geht, Biodiversität zu fördern und zu erhalten. Mit der Gesetzesnovelle zum Naturschutzgesetz vom 31. Juli 2020 hat sie die Förderung und Umsetzung und damit den Stellenwert von Biotopverbünden weiter gestärkt. Zur Realisierung des „Landesweiten Biotopverbunds“ hat der Landtag für die Jahre 2020 und 2021 insgesamt 12 Millionen Euro zusätzliche Mittel bereitgestellt. Dass diese Mittel zielführend eingesetzt werden, dafür legen die Erfahrungen aus Modellprojekten einen wichtigen Grundstein. Bei konkreten Fragen können sich die Kommunen direkt an die Landschaftserhaltungsverbände wenden. Fragen zu Datengrundlagen können an die LUBW über die E-Mail-Adresse biotopverbund@lubw.bwl.de gerichtet werden.

Mit den neuen Biotopverbund-Stellen bei den Landschaftserhaltungsverbänden, der Aufstockung von Fördersätzen der Landschaftspflegerichtlinie und Finanzierung von Förderprojekten im Sonderprogramm Biologische Vielfalt soll dem Artensterben Einhalt geboten und die Vielfalt unserer Natur erhalten werden.

Informationen zum Biotopverbund sind auf der Homepage der LUBW unter https://www.lubw.baden-wuerttemberg.de/natur-und-landschaft/biotopverbund abrufbar.

Maßnahmenbeschreibung Modellvorhaben Biotopverbund Singen

Im Rahmen des LUBW-Vorhabens wurde für das Gemeindegebiet Singen ein Maßnahmenkonzept für den Aufbau eines ökologisch funktionierenden Biotopverbunds auf Basis des landesweiten Fachplans erstellt. Aufgrund der landschaftlichen Gegebenheiten liegen die Schwerpunkte auf einer Vernetzung von feuchten Lebensräumen, der Entwicklung von artenreichen Magerrasen und der Förderung von Streuobst.

Renaturierung der Radolfzeller Aach

Die Radolfzeller Aach und ihre Zuflüsse bilden zentrale Vernetzungslinien für Tiere und Pflanzen feuchter Standorte. Zur Förderung ihrer Lebensräume werden kontinuierlich Renaturierungsmaßnahmen entlang der Fließgewässer umgesetzt. Zu den wichtigsten zählen die Entschlammung und Wiederanbindung von Altarmen, die Schaffung naturnaher Flussbettstrukturen und die Einrichtung von Gewässerrandstreifen. Im Bereich von Singen-Bohlingen wurden die Altarme „Bunzenwiese“ und „Buchenspitz“ entsprechend ökologisch aufgewertet.

Lebensraum für Laubfrosch und Co

In der Radolfzeller Aachniederung sind Vorkommen des in Baden-Württemberg stark gefährdeten Laubfroschs bekannt. Obwohl die Amphibienart im Süden Baden-Württembergs einen Verbreitungsschwerpunkt besitzt, nehmen auch hier einzelne Vorkommen ab. In Bohlingen wurden in der Vergangenheit vermehrt Laubfrösche in vernässten Wiesen- und Ackerbereichen angetroffen, die für die Entwicklung der Tiere oft zu schnell austrocknen. Zur Verbesserung dieser Situation wurden seit Beginn des Modellprojekts über zehn neue Laichgewässer angelegt und bestehende optimiert. Die Art bevorzugt fischfreie und gut besonnte Klein- und Flachgewässer.

Artenreiche Magerrasen erhalten

An den Hängen der Hegauvulkane, auf Kuppen und an sonstigen Erhebungen haben sich vielerorts artenreiche Trocken- und Magerrasen entwickelt. Aufgrund von extremen Standortbedingungen (Trockenheit, hohe Temperaturen, geringes Nährstoffangebot) beherbergen sie oft seltene und gefährdete Tier- und Pflanzenarten. Da viele dieser Flächen durch Nutzungsaufgabe bedroht sind und dadurch verbuschen, werden sie durch den Landschaftserhaltungsverband Konstanz betreut und von Landwirtschaftsbetrieben, teils mit Spezialmaschinen, offengehalten und gepflegt.

Streuobst fördern

Die Stadt Singen engagiert sich für den Erhalt von Streuobstwiesen, die das Landschaftsbild vor allem in den sechs Singener Ortsteilen prägen. Über ein städtisches Extensivierungs- und Streuobstförderprogramm werden Streuobstwiesenbesitzer mit einem Zuschuss von 450 € pro Hektar und Jahr unterstützt. Derzeit wird das Programm von knapp 60 Vertragspartnerinnen und Vertragspartnern mit ca. 40 Hektar Streuobst genutzt.

Zur Förderung der Streuobstwiesen in Bohlingen wird aktuell ein Projekt durch die Ortsverwaltung realisiert. Es umfasst die Pflanzung von 120 Jungbäumen auf privaten und städtischen Flächen sowie die Anschaffung eines Pasteurisiergeräts zur Saftverarbeitung und Mähgeräten zur Wiesenpflege.

Rückfragen

Bei Rückfragen wenden Sie sich bitte an die Pressestelle der LUBW. Telefon: +49(0)721/5600-1387 E-Mail: pressestelle@lubw.bwl.de