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null Artensterben betrifft seit Jahren immer mehr Allerweltsarten

Ehrenamtliche gefragt: Wie häufig sind die „häufigen Brutvögel“?

28.06.2018

GEMEINSAME PRESSEMITTEILUNG DER LUBW LANDESANSTALT FÜR UMWELT BADEN-WÜRTTEMBERG MIT DEM MINISTERIUM FÜR UMWELT, KLIMA UND ENERGIEWIRTSCHAFT BADEN-WÜRTTEMBERG

Im Rahmen des Artensterbens rücken auch die häufigen Brutvögel zunehmend in den Fokus. „Wenn man sich bereits um häufige Arten sorgt, zeigt das sehr deutlich, wie es um die Artenvielfalt im Land bestellt ist“, so die Präsidentin der LUBW Landesanstalt für Umwelt, Eva Bell, beim heutigen Vororttermin für das Monitoring häufiger Brutvögel (MhB) in Weinstadt. Hier liegt eine von insgesamt 400 Probeflächen des MhB in Baden-Württemberg, die Probefläche „bw147“.

„Viele Feldvogelarten bedürfen mittlerweile unserer besonderen Beachtung. Der landesweit anhaltende negative Bestandstrend für früher weit verbreitete Allerweltsarten wie Feldlerche oder Goldammer ist repräsentativ für viele Vögel des Agrarlandes. Auch europaweite Auswertungen belegen die erheblichen Rückgänge. Für uns ist die Unterstützung der Ehrenamtlichen wichtig und unverzichtbar“, so Bell.

Rolle des Monitorings im Sonderprogramm zur Stärkung der biologischen Vielfalt

„Wir brauchen dringend eine Trendwende“, betonte Helmfried Meinel, Ministerialdirektor im baden-württembergischen Umweltministerium, der bei seinem Besuch in Weinstadt das Sonderprogramm zur Stärkung der biologischen Vielfalt vorstellte, das die Landesregierung im Herbst des vergangenen Jahres auf den Weg gebracht hat. „Naturschutz kann nur gelingen, wenn genügend finanzielle Mittel für die Pflege der Flächen vorhanden sind und Menschen vor Ort mit Rat und Tat zur Seite stehen. Darüber hinaus müssen wir für ausreichend große Rückzugsräume in der Landschaft sorgen, in denen die Natur Vorrang hat“, erläuterte Meinel. Für die Erfüllung dieser ambitionierten Aufgabe übernehme das Monitoring eine wichtige Rolle. „Je besser die Datengrundlage ist, umso effektiver können Schutzmaßnahmen geplant und umgesetzt werden. Deshalb ist das Monitoring auch ein wesentlicher Bestandteil unseres Sonderprogramms. Von den rund 36 Millionen Euro, die die Landesregierung in den kommenden zwei Jahren zur Stärkung der biologischen Vielfalt zusätzlich zur Verfügung stellt, investieren wir 5 Millionen Euro gezielt in die Erhebung von Grundlagendaten,“ so der Amtschef des Ministeriums.

Beim Monitoring häufiger Brutvögel schultern die ehrenamtlichen Kartiererinnen und Kartierer die Hauptarbeit. Julian Lenz ist einer dieser ehrenamtlich tätigen Ornithologen, der die Probefläche „bw147“ seit zehn Jahren bearbeitet. „Ich erachte das Monitoring häufiger Brutvögel als sehr wichtig und engagiere mich daher gerne ehrenamtlich im Programm. Mich reizt besonders, die Veränderungen der Brutvogelbestände in meiner direkten Umgebung von Jahr zu Jahr zu verfolgen“, erläuterte er seinen langjährigen Einsatz beim Vororttermin bevor er die Probefläche erläuterte.

„Es ist spannend, dass eine der 400 Probeflächen hier in Weinstadt liegt“, betonte der Weinstädter Oberbürgermeister Michael Scharmann bei seiner Begrüßung. „Damit eröffnet sich auch für uns als Stadt die Möglichkeit, konkrete Zahlen und Fakten von vor Ort zu bekommen, wie sich die Vogelbestände in Weinstadt entwickeln. Für die Stadt Weinstadt, die sich selbst den Slogan`Kultur trifft Natur´ gegeben hat, ist ein respektvolles Miteinander von Mensch und Natur sehr wichtig“, unterstrich Michael Scharmann. Dazu gehöre auch die Stärkung der biologischen Vielfalt.

 

Hintergrundinformation

Das „Monitoring häufiger Brutvögel“ (MhB) wurde vom Dachverband Deutscher Avifaunisten (DDA) e. V. in Zusammenarbeit mit den ornithologischen Fachverbänden und den Fachbehörden im Jahr 1989 ins Leben gerufen und wird vor Ort hauptsächlich von ehrenamtlichen Kartiererinnen und Kartierern geleistet. Das NABU-Vogelschutzzentrum Mössingen betreut seit Jahren im Rahmen eines Werkvertrages mit der LUBW die Koordinierung des MhB. Über den NABU besteht ein besonderer Zugang zu den ehrenamtlich tätigen Vogelkundlerinnen und Vogelkundlern.

Zurzeit erhalten die Ehrenamtlichen im Rahmen des MhB für die Bearbeitung der Probefläche lediglich rund 75 Euro. Dank des Sonderprogramms kann die LUBW  die Aufwandsentschädigung künftig auf 300 Euro anheben, um einen zusätzlichen Anreiz für die ehrenamtliche Mitarbeit zu schaffen.

Der Dachverband Deutscher Avifaunisten schätzt den jährlichen kompletten Arbeitsaufwand für eine Probefläche auf etwa 40 Stunden für Feldarbeit und Auswertung. Die Anforderungen an die ehrenamtlichen Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter sind hoch. Sie müssen für das Monitoring häufiger Brutvögel über gefestigte feldornithologische Kenntnisse verfügen und alle häufigen Brutvogelarten akustisch gut bestimmen können. Darüber hinaus müssen sie genau und zuverlässig arbeiten und bereit sein, ihre Feldbeobachtungen im Nachgang akribisch am Schreibtisch zu dokumentieren und für weitere Auswertung aufzubereiten. Nur mehrjährige und kontinuierliche Beteiligung liefert verwertbare Daten.

 

Beispielart Goldammer Emberiza citrinella:

Die auf der Probefläche in Weinstadtheim vorgestellte Beispielart Goldammer ist eine Feldvogelart, der landesweit einen anhaltenden negativen Bestandstrend aufweist. Dieser spiegelt sich auf Bundesebene wider und ist repräsentativ für viele Feldvögel.

Die in Baden-Württemberg heimische Goldammer lebt hauptsächlich in Agrarlandschaften mit Büschen, Hecken, Alleen und Feldgehölzen. Der Verlust von Strukturen wie Feldrainen, Böschungen und Ruderalflächen aber auch der starke Düngemittel- und Biozideinsatz sowie der Stickstoffeintrag über die Luft verringern das Nahrungsangebot. Die Art gilt deshalb bei uns als gefährdet.

 

 

Fotos: Goldammer, Quelle: Jörg Rathgeber

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