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Tatjana Erkert

Tatjana Erkert

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null Rückblick der LUBW

Hochwasser und Starkregen in Baden-Württemberg im Juli

23.07.2021

Karlsruhe. „Die Starkregen- und Hochwasserlage der vergangenen Woche hat sich in Baden-Württemberg zum Glück nicht so katastrophal ausgewirkt wie in Rheinland-Pfalz und Nordrhein-Westfalen. Die dramatischen Ereignisse dort haben uns alle schockiert“, so Eva Bell, Präsidentin der LUBW Landesanstalt für Umwelt Baden-Württemberg. „Rückblickend waren die Niederschläge in Stärke und Dauer sehr ungewöhnlich, flächendeckender und langanhaltender als bisher. Wir müssen die Auswirkungen des Klimawandels besser verstehen und größere Vorsorge treffen“, so die Präsidentin.

Im Oberrhein entwickelte sich vom 13. bis 21. Juli 2021 ein Hochwasser wie es statistisch nur alle 10 bis 15 Jahre vorkommt. Durch den Einsatz von Rückhaltemaßnahmen am Rhein konnten die Hochwasserstände im Oberrhein effektiv abgesenkt und damit die Schutzdämme entlang der freien Rheinstrecke nördlich der letzten Staustufe bei Iffezheim entlastet werden. „In Baden-Württemberg haben sich die im Rahmen des ‚Integrierten Rheinprogrammes‘ entwickelten Maßnahmen zur Hochwasserminderung im Rhein wieder einmal bewährt“, so Bell.

Vorhersagen für Gewässer bei der LUBW

„Wir arbeiten kontinuierlich an der Verbesserung unserer Vorhersagen und beziehen auch historische Daten ein“, so Dr. Manfred Bremicker, Referatsleiter für Hydrologie und Hochwasservorhersage bei der LUBW. Auch nach diesem Ereignis wird die Hochwasservorhersagezentrale (HVZ) der LUBW die erfassten Daten und Entwicklungen der letzten Wochen noch genauer analysieren. Die HVZ integriert mehrere Wettermodelle in ihre Vorhersagen, um die Bandbreite der möglichen Wetterentwicklung und deren Auswirkung auf die Hochwasserentwicklung zu berücksichtigen. Neben ihrem Lagebericht und den aktuellen Messwerten veröffentlicht die HVZ Wasserstandsvorhersagen für rund 110 Pegel in Baden-Württemberg. Ihre Informationen stellt die HVZ im Internet, im SWR-Videotext (bei Hochwasser) sowie über eine automatische Telefonansage bereit. Bei überregional außergewöhnlichen Ereignissen werden aktuelle Wasserstandsinformationen auch über den Rundfunk verbreitet. Über die App „Meine Pegel“ können sich alle Bürgerinnen und Bürger über aktuelle Wasserstände und die HVZ-Vorhersagen informieren. Die App bietet zusätzlich die Möglichkeit, sich bei Überschreitung von individuell konfigurierbaren Wasserständen an Pegeln automatisiert informieren lassen (push notification).

Flutinformations- und Warnsystem (FLIWAS)

Die verbesserten Daten fließen in das webbasierte Flutinformations- und Warnsystem (FLIWAS) des Landes Baden-Württemberg ein, dessen Entwicklung von der LUBW koordiniert wird. In FLIWAS können Alarm- und Einsatzpläne der Kommunen mit den Hochwasserdaten des Landes vernetzt werden und lokale Maßnahmen online direkt vor Ort in FLIWAS eingeben werden, wie beispielsweise die Absperrung von Uferbereichen und Unterführungen sowie der Einsatz örtlicher Rückhaltebecken. So können örtliche Akteure sowie auch Unterlieger schnell und umfassend informiert werden. In FLIWAS sind planbare Maßnahmen aus Hochwasseralarm- und -einsatzplänen hinterlegt und können im Ereignisfall systematisch abgearbeitet werden. In das System fließen bereits Informationen von 400 kommunalen Pegeln zusätzlich zu den Pegeln der HVZ ein. Manche Kommunen haben bereits fünf oder sechs Pegel an ortseigenen Gewässern. Lokale Alarmpegel sind technisch weniger aufwändig, günstiger und helfen den örtlichen Akteurinnen und Akteuren, sich schneller über die Entwicklung in den kleinen Gewässern vor Ort zu informieren. Diese lokalen Daten sind auf Wunsch ebenfalls in der Pegel-App abrufbar.

Risikovorsorge bei Starkregenereignissen

Extremer Starkregen führt vermehrt zu starken Abflussgeschehen an Stellen, an denen es keinen Bach oder Fluss gibt. Am tiefsten Punkt in der Landschaft kann sich dann schnell ein reißendes Gewässer bilden. Bereits heute verursachen Starkniederschläge Schäden in der Größenordnung von 50 % der Gesamtschäden, die durch Hochwasser in Baden-Württemberg im Mittel jährlich verursacht werden. Tendenz steigend.

„Im Vorfeld von Starkregenereignissen können nur Wetterwarnungen die Bevölkerung frühzeitig alarmieren. Wasserströme außerhalb des normalen Gewässernetzes können nicht über die Pegel erfasst werden“, erläutert die Präsidentin der LUBW. Es gilt gefährdete Punkte vor Ort zu identifizieren und die richtigen Vorsorgemaßnahmen zu ergreifen, wie Alarm- und Einsatzpläne vorzubereiten. Das Land Baden-Württemberg unterstützt seit dem Jahr 2016 Kommunen finanziell bei der Erstellung von Konzepten für das lokale Management der Risiken durch Starkregen. Die LUBW unterstützt das Vorhaben fachlich mit Leitfäden und landesweit hochaufgelösten Datengrundlagen für die Berechnungen. Mehr als 20 Prozent der 1100 Kommunen in Baden-Württemberg sind diese Aufgabe bereits aktiv angegangen.

Rückblick

Überflutungen

Auf Grund der ergiebigen Starkniederschläge kam es in Baden-Württemberg am Abend des 15. Juli 2021 und in der Nacht vom 15. auf den 16. Juli  2021 vielerorts zu Überschwemmungen. Im Stühlinger Ortsteil Grimmelshofen (Kreis Waldshut) ließ der Starkregen den Mühlbach so stark anschwellen, dass er über die B 314 ins Dorf floss. Im Kreis Lörrach waren besonderes die Gemeinden Lörrach, Inzlingen und Grenzach-Wyhlen betroffen. Zahlreiche Keller und Straßen waren überflutet. Auch in der Bodenseeregion, dem Landkreis Ravensburg sowie im Kraichgau kam es zu starkregenbedingten Überschwemmungen.

An zahlreichen Pegeln an kleineren Gewässern im Südschwarzwald und dem Bereich südlich der Donau bis zum Bodensee und dem Hegau kam es zu schnellen Wasserstandsanstiegen, welche teilweise den Stand eines 10-jährigen Hochwassers erreichten bzw. überschritten.

Weiterführende Informationen:

Rückfragen

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