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Landesweites Insektenmonitoring: „Zensus der Vielfalt - ein Insektenmonitoring für Baden-Württemberg“

„Die Flöhe und die Wanzen gehören auch zum Ganzen“ reimte einst Goethe. Wie ernst zu nehmen dieser Ausspruch ist, unterstrich Umwelt- und Naturschutzminister Franz Untersteller am 29.08.2018 bei seinem Besuch auf einer Stichprobenfläche des neu konzipierten Insektenmonitorings des Landes. „Um das dramatische Insektensterben aufzuhalten, benötigen wir dringend eine belastbare Datengrundlage betont der Minister“.

Der Ort des Pressetermins, das Naturschutzgebiet Ruchberg in der Gemeinde Sonnenbühl auf der Schwäbischen Alb, ist ein ausgezeichnetes Beispiel für einen Lebensraum wie ihn Insekten lieben. Es ist ein Mosaik aus extensiv genutzten Weiden, Äckern und Heiden. Seit dem Frühjahr 2018 erfassen hier durch die LUBW beauftragte Kartierer sowie auf 190 weiteren Flächen im Land repräsentative Insektengruppen (Indikatoren), darunter Heuschrecken, Tagfalter und die Biomasse flugaktiver Arten. Die anwesenden Experten waren sich einig: 2018 war ein ausgezeichnetes Jahr für Sechsbeiner. Allein über 2000 Falterindividuen aus weit über 50 Arten konnten beispielsweise am Ruchberg gezählt werden.

Viele Insekten, wie bunte Schmetterlinge und Grillen, sind nicht allein schön anzusehen und anzuhören. „Mit mehreren Millionen Arten machen Insekten einen wesentlichen Teil der biologischen Vielfalt aus. Sie nehmen wichtige Schlüsselfunktionen in unseren Ökosystemen wahr. Zum Beispiel bestäuben sie Pflanzen und halten unsere Böden fruchtbar“ erläutert LUBW Präsidentin Eva Bell.

Vom Ruchberg schweift der Blick auf die jetzt abgeernteten Felder und Wiesen, auf denen der eigentliche Fokus der Untersuchungen liegt. Lediglich 300 Falter-Exemplare konnten in dieser normal genutzten Landschaft 2018 nachgewiesen werden. Hier fehlen schließlich futterpflanzen- und blütenreiche Strukturen. Und genau dort ist ein rascher Wandel zu beobachten, da insbesondere die Masse der häufigeren Arten in den letzten Jahren drastisch schwindet. Das zeigen erste Erhebungen mittels sogenannter Malaise-Fallen. Eine Falle wurde für Demonstrationszwecke am Ruchberg aufgestellt und zog das Interesse der Gäste aus Umweltverwaltung, Naturschutz, Presse, Gemeinde und Landnutzern auf sich.

„Mit dem Konzept nimmt Baden Württemberg eine bundesweite Vorreiterrolle ein“ betont Naturschutzminister Untersteller. „Unser Ziel ist es, ein dauerhaftes Kontrollsystem zu etablieren, mit dem wir schnell auf aktuelle Entwicklungen in der Natur reagieren können.“

Mit diesem wichtigen Fazit endet der ausgesprochen positiv gestimmte und sonnenverwöhnte Termin. Anschließend überlassen die Gäste das Feld wieder den zirpenden Heuschrecken und gaukelnden Schmetterlingen.

 

 

Bildnachweis: TypoArt BS/shutterstock.com