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Seminar zum Thema Bodenstruktur am 05.07.2017

Böden sind mehr als die Summe ihrer Bestandteile: auf ihre Architektur kommt es an. Bausteine der Böden sind Tonminerale und gröbere mineralische Bestandteile sowie Humus. Ihre Baumeister sind neben physikalischen Kräften wie Temperatur, Druck, Quellen und Schrumpfen vor allem die Bodenlebewesen. Allen voran die Regenwürmer, die organisches mit mineralischem Material intensiv vermischen und dabei auch Gänge anlegen, die bis in die Unterböden in eine Tiefe von mehr als einem Meter reichen können.

Die zur Strukturbildung erforderlichen Klebstoffe sind gleichermaßen mineralischer und biologischer Natur. Zu ersteren gehören Tonminerale, Eisen- und Manganoxide, Kieselsäure oder Kalk. Biologische Kleber werden von den Abermillionen Bodenbakterien und -pilzen hergestellt. Sie richten sich bei ihrer Abbautätigkeit in Böden selbst häuslich ein und bilden sogenannte Biofilme mit schleimartiger Konsistenz. Auch Pflanzen geben klebende Substanzen direkt über die Wurzeln in den Boden ab. Sie füttern so die Ihnen bei der Nährstoffaufnahme behilflichen Mikroben wie etwa die Mykorrhiza, können aber nach neuesten Erkenntnissen damit auch direkt Einfluss auf den Wasserhaushalt „ihres“ Bodens nehmen. „Faserverstärkung“ auch „Lebendverbauung“ genannt, resultiert aus feinen Pilz- und Bakterienfäden (Hyphen), die oft den gesamten Boden durchziehen, sowie aus lebenden oder abgestorbenen Pflanzenwurzeln.

Das entstehende Gesamtwerk nennt der Bodenkundler Bodenstruktur oder Bodengefüge. Es verbessert unabhängig von der Art der Primärbausteine ganz wesentlich wichtige Bodeneigenschaften wie Verdichtungs- und Erosionsempfindlichkeit sowie Durchwurzelbarkeit, Durchlüftung und Regenaufnahmevermögen. Dies sind alles wichtige Faktoren der Bodenfruchtbarkeit.

Durch Bodenumlagerung bei Baumaßnahmen sowie auf Äckern oder im Wald kann das Bodengefüge leicht geschädigt werden, etwa durch Befahren in zu feuchtem Zustand oder aufgrund fehlender Pflanzenbedeckung durch Verschlämmung bei Starkregen. Einmal eingetretene Gefügeschäden können dann oft nur schwer und mit viel Geduld wieder beseitigt werden.

Diesem Problemfeld widmet sich das Seminar 06/2017 „Bodenstruktur –Grundlagen, Erfassung und Beurteilung“. Es wird am 5. Juli 2017 unter dem Dach des Fortbildungsverbundes Boden und Altlasten Baden-Württemberg vom Landesamt für Geologie, Rohstoffe und Bergbau im Regierungspräsidium Freiburg (LGRB) und von der LUBW gemeinsam ausgerichtet (Programm).

Foto: LUBW/H. Hohl

Nach Bodenerosion abgelagertes strukturloses Feinbodenmaterial. Durchlüftung und Regenaufnahmevermögen sind stark reduziert.

Foto: LUBW

Verdichtete Fahrspuren im Vorgewende sind oft Auslöser von Bodenerosion.

Foto: regioplus-Ingenieurgesellschaft/J. Schneider

Mulchsaat und Winterbegrünung können das Bodengefüge schützen. Pflanzenreste nehmen die Regenenergie auf und fördern das Bodenleben, speziell den Regenwurm.

Foto: LUBW/H. Hohl

Bei Baumaßnahmen müssen oft große Mengen Boden umgelagert werden. Es erfordert großen Sachverstand, hierbei bleibende Gefügeschäden zu vermeiden.

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