Projektübersicht KLIMOPASS

null Kann über Bodenschutzkalkungen die Trockenheitstoleranz von Fichte und Buche verbessert werden?

Kann über Bodenschutzkalkungen die Trockenheitstoleranz von Fichte und Buche verbessert werden?

Projektnummer Datum Organisation Kontakt Bericht
4500511252 November 2018 Albert-Ludwigs-Universität, Professur für Waldbau Prof. Dr. Jürgen Bauhus PDF

Beschreibung

Seit den 1980er Jahren werden in Deutschland in zahlreichen Bundesländern Bodenschutzkalkungen durchgeführt. Dabei ist das primäre Ziel, eine weitere Abnahme der Bodenqualität über die Pufferung der aktuellen Säureeinträge zu stoppen. Diese Maßnahmen können zu einem verbesserten Nährstoffangebot, zu einer Abnahme der Humusauflagen und höheren Humusgehalten im Mineralboden sowie einer Vertiefung der Durchwurzelung führen. Eine verbesserte Nährstoffversorgung der Bäume und bessere Durchwurzelung der Böden könnte möglicherweise auch die Trockenstresstoleranz von Wäldern erhöhen. Daher wurde die standortdifferenzierte Bodenschutzkalkung auch als eine Maßnahme zur Anpassung der Wälder an den Klimawandel in der „Strategie zur Anpassung an den Klimawandel in Baden-Württemberg“ empfohlen.

Inwieweit die Ausbringung von Kalk bzw. Dolomit tatsächlich zu einer Erhöhung der Trockenstresstoleranz von Bäumen führt, wurde bisher allerdings kaum untersucht. Hierzu wurden in Kooperation mit der FVA Baden-Württemberg die Auswirkungen wiederholter Kalkungen auf die Trockenheitstoleranz von Fichten im Reinbestand auf insgesamt sechs, sowie von Buchen und Fichten in Mischungen auf zwei Standorten analysiert. Die Untersuchungen des Trockenstresses der Bäume konzentrierten sich dabei auf die Zuwachsreaktionen während und in Folge von moderaten bis extremen Trockenjahren. Dabei wurde eine retrospektive Analyse der Radialzuwachsreaktionen von vorherrschenden Fichten und Buchen in den letzten 30 Jahren durchgeführt. Mit linearen „Generalized-Least-Squares-Modellen“ und linearen „Mixed-Effect-Modellen“ wurden die kurz- und langfristigen Effekte der Kalkung auf Resistenz und Resilienz des Radialzuwachses von Fichten und Buchen in und nach Trockenjahren analysiert.

Grundsätzlich konnte keine signifikante Veränderung der Resistenz des Radialzuwachses der Fichten und Buchen durch Kalkung in Trockenjahren festgestellt werden. Es ist daher ein wichtiger Befund, dass die Bodenschutzkalkungen nicht zu einer Erhöhung des Trockenstresses bei Fichten und Buchen geführt haben, wie dies in der Vergangenheit postuliert wurde. Die Erholung (Recovery) sowie die Resilienz der Zuwächse der Fichten aus Reinbestandssituationen waren nach stärkeren Trockenjahren auf den gekalkten Flächen signifikant besser. Der Kalkungseffekt war dabei sowohl für die Erholung (+8 %) als auch für die Resilienz (+ 6 %) vergleichsweise gering. Im Gegensatz dazu konnte dieser positive Effekt der Kalkung nicht für Fichten in Mischung mit Buchen nachgewiesen werden. Da sich die an den einzelnen Standorten identifizierten Trockenheiten überwiegend auf den Zeitraum bis 2003 konzentrierten, erlauben die Ergebnisse der vorliegenden Studie nur Aussagen zu den mittelfristigen Auswirkungen der Kalkungen auf die Trockenheitstoleranz der untersuchten Baumarten. Die beobachtete Erhöhung der Resilienz des Radialzuwachses ist aber ein Indiz für das Potential der Bodenschutzkalkung zur langfristigen Verbesserung der Trockenstresstoleranz von Fichtenbeständen. Eine Wiederholung dieser Studie in zehn bis fünfzehn Jahren wird empfohlen, da dann auch langfristige Auswirkungen der Kalkung analysiert werden könnten.