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null 20 Jahre Hochwasservorhersagezentrale der LUBW

20 Jahre Hochwasservorhersagezentrale der LUBW

12.12.2011

Die Hochwasservorhersagezentrale der LUBW Landesanstalt für Umwelt, Messungen und Naturschutz Baden-Württemberg blickt in diesem Monat auf ihr 20-jähriges Bestehen zurück. Anlässlich dieses Jubiläums am 13.12.2011 bezeichnete Umweltminister Franz Untersteller die Hochwasservorhersagezentrale als „unverzichtbaren Teil der Hochwasserschutzstrategie des Landes“. Sie trage maßgeblich dazu bei, dass im Falle eines Hochwassers Leib und Leben der Bevölkerung wirksam geschützt sowie materielle Schäden deutlich verringert werden könnten. 

Das Jahrhunderthochwasser im Februar 1990 führte entlang der baden-württembergischen Donau und am Neckar zur Überflutung zahlreicher Orte. Die damaligen Erfahrungen zeigten, dass zur Verbesserung des Hochwassermanagements eine zentrale Stelle nötig ist, bei der alle relevanten Informationen zum aktuellen Hochwassergeschehen zeitnah zusammengeführt, bewertet und zu belastbaren Analysen und Vorhersagen weiterverarbeitet werden. 

Am 13.12.1991 war es soweit und der erste baden-württembergische Umweltminister Erwin Vetter eröffnete den Probebetrieb der Hochwasservorhersagezentrale (HVZ) der damaligen Landesanstalt für Umweltschutz Baden-Württemberg (heute: LUBW) in Karlsruhe. Ihre erste Bewährungsprobe bestand die HVZ keine zehn Tage später, als im Dezember 1991 ein großes Hochwasser zahlreiche Anliegergemeinden am Neckar unter Wasser setzte. 

In den vergangenen zwei Jahrzehnten hat die HVZ der LUBW in über 60 Hochwassereinsätzen mit ihren Mess- und Vorhersagedaten entscheidende Informationen bereitgestellt. Im Hochwasserfall ist die HVZ rund um die Uhr personell besetzt. Der Bürger erhält genauso eine Auskunft zur weiteren Entwicklung der Hochwasserlage, wie die zuständigen Behörden und der Feuerwehrkommandant, der den Krisenstab vor Ort koordiniert. Wenn es ernst wird, sind Sandsäcke aufzuschichten, mobile Hochwasserschutzwände zu errichten und im Extremfall die betroffene Bevölkerung zu evakuieren. Wirksam sind solche Maßnahmen nur, wenn Sie rechtzeitig und gezielt ergriffen werden können. Die HVZ der LUBW liefert hierzu die wesentlichen Entscheidungsgrundlagen. Funk und Fernsehen erhalten stündlich aktualisierte HVZ-Vorhersagen für die Information der Bevölkerung. Weiterhin berät die HVZ die zuständigen Regierungspräsidien bei der Flutung der sogenannten gesteuerten Polder – Flächen am Oberrhein, die im Hochwasserfall gezielt geflutet werden, um die Siedlungsbereiche zu schützen. 

Die Informationsbereitstellung der HVZ wurde in den vergangenen Jahren konsequent ausgebaut und gleichzeitig die Sicherheit der entsprechenden Datenflüsse von der Wasserstandsmessung am Pegel bis zur Grafikbereitstellung im Internet oder den Messwerttabellen im SWR-Videotext deutlich erhöht. Im Jahr 1991 wurden von der HVZ bei Hochwasser nur Daten von rund 40 Pegeln zeitnah veröffentlicht, heute sind es landesweit über 230 Pegel, die bei Hochwasser alle 30 Minuten abgerufen und über Internet, Videotext, mobiles Web und Telefonansage zugänglich sind. 

Zusätzlich zu den Pegelmessungen verarbeitet die HVZ auch meteorologische Mess- und Vorhersagedaten für Niederschlag, Lufttemperatur, Globalstrahlung, Windgeschwindigkeit und Luftfeuchte. Auf dieser Datenbasis berechnet die HVZ im 1•1 km Raster für die gesamte Landesfläche die aktuelle Schneebedeckung (sofern vorhanden), die Verdunstung durch Pflanzen und Landoberflächen, die Bodenfeuchte, die Wasserabgabe aus den Einzugsgebieten sowie den Wassertransport in den Flüssen für bis zu sieben Tage in die Zukunft. Ergebnis dieser umfangreichen Berechnungen sind Wasserstandsvorhersagen für rund 100 Pegel sowie regionsbezogene Hochwasserfrühwarn-Informationen für die 44 Land- und Stadtkreise in Baden-Württemberg. 

Die Nutzung der HVZ-Informationen durch die Öffentlichkeit ist immens: So wurde während des Hochwassers im Januar 2011, das überwiegend die Neckar- und Mainregion betraf, die HVZ-Internetseite (www.hvz.lubw.baden-wuerttemberg.de ) allein am 13.01.2011 mehr als 800.000 Mal kontaktiert. 

Aber auch in Niedrigwasserzeiten sind die Informationen der HVZ der LUBW gefragt. So hat die extreme Trockenheit im vergangenen November zu ungewöhnlich niedrigen Wasserständen im Rhein geführt, so dass die großen Rheinschiffe nicht mehr voll beladen fahren konnten. Die bis zu sieben Tage in die Zukunft reichenden HVZ-Vorhersagen lieferten dabei wertvolle Entscheidungshilfen für das Niedrigwassermanagement von Behörden, Schifffahrtsgewerbe und Energieversorgern. 

Neben der Informationsbereitstellung für die Flüsse in Baden-Württemberg spielt auch die nationale und internationale Zusammenarbeit bei der Wasserstandsvorhersage eine große Rolle: An Donau und Main erfolgt ein intensiver gegenseitiger Datenaustausch mit der Bayerischen Hochwasserzentrale, am Rhein erstreckt sich die Zusammenarbeit von der Hochwasserzentrale der Schweiz bis zum Vorhersagezentrum der Niederlande. 

Zwar kann auch die HVZ ein Hochwasser an Rhein oder Donau nicht verhindern, aber die bereitgestellten Informationen und Vorhersagen unterstützen die planmäßige Vorbereitung und das rechtzeitige Einleiten von Maßnahmen, um Hochwasserschäden möglichst gering zu halten. 

Auch zukünftig bedarf es laufender technischer Erneuerung, beginnend vom Pegelmessnetz über die technische Ausfallsicherheit der Hochwasservorhersagezentrale bis hin zur Realisierung neuer Informationstechnologien, damit die vom Hochwasser Betroffenen auch im Katastrophenfall zeitnahe und verlässliche Informationen erhalten. 

Informationen im Internet: 
www.hvz.lubw.baden-wuerttemberg.de 
 


Informiert bei Hochwasser umfassend über die Lage an den Flüssen: Die Hochwasservorhersagezentrale der 
LUBW Landesanstalt für Umwelt, Messungen und Naturschutz Baden-Württemberg

Rückfragen
Bei Rückfragen wenden Sie sich bitte an die Pressestelle der LUBW. Telefon: +49(0)721/5600-1387 E-Mail: pressestelle@lubw.bwl.de