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null 30 Jahre Hochwasservorhersagezentrale Baden-Württemberg

Herausforderungen werden nicht weniger

Foto zeigt: Ein HVZ-Team im Einsatz (v.l.n.r.): Werner Schulz (HVZ-Hydrologe), Rüdiger Friese (HVZ-Hydrologe), Dr. Manfred Bremicker (Referatsleiter), Ute Badde (Leiterin der HVZ), Quelle: LUBW
Foto zeigt: Ein HVZ-Team im Einsatz (v.l.n.r.): Werner Schulz (HVZ-Hydrologe), Rüdiger Friese (HVZ-Hydrologe), Dr. Manfred Bremicker (Referatsleiter), Ute Badde (Leiterin der HVZ), Quelle: LUBW
10.12.2021

Karlsruhe/Baden-Württemberg. Seit 30 Jahren ist die Hochwasservorhersagezentrale (HVZ) der LUBW Landesanstalt für Umwelt Baden-Württemberg das Drehkreuz für Informationen rund um die Wasserstände zahlreicher Flüsse, Bäche und Seen im Land.

Auslöser für die Errichtung der HVZ war ein Jahrhunderthochwasser im Februar 1990. Starke Regenfälle führten in Baden-Württemberg zu schnellen und großräumigen Überflutungen entlang von Donau und Neckar. Das Hochwasser kam für viele überraschend. Es gab damals kaum Vorwarnzeit für Anwohnerinnen und Anwohner sowie Behörden. Unteranrainer hatten keine zentrale Ansprechstelle, die ihnen mitteilen konnte, mit welchen Wasserständen sie zu welchem Zeitpunkt zu rechnen hatten. Am 13. Dezember 1991 wurde die Vorhersagezentrale für Baden-Württemberg offiziell eröffnet, wenige Tage später, am 22. Dezember 1991, hieß es dann bereits entlang des Neckars großflächig „Land unter“. Die HVZ hatte ihren ersten Einsatz.

Die Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter der HVZ blicken seitdem auf 74 Hochwassereinsätze zurück, das sind durchschnittlich 2 bis 3 Einsätze pro Jahr. Hochwassereinsatz bedeutet Eröffnung der Hochwasserzentrale in Karlsruhe mit einem 24-Stundendienst in drei Schichten. Ein Hochwassereinsatz wird eingeleitet, sobald sich in Baden-Württemberg ein überregionales Hochwasser ausbildet. In ihrem 30. Bestandsjahr hat die HVZ überdurchschnittlich viele Einsatztage geleistet. Auslöser für die Hochwasser waren im Januar 2021 Regenniederschlag in Verbindung mit Schneeschmelze. Flächenhafte ergiebige Niederschläge und lokale Starkregenereignisse prägten den Sommer. Diese Arten von Ereignissen wurden in der jüngsten Vergangenheit regional gehäuft beobachtet.

Umweltministerin Walker lobt Leistung der HVZ

„Mit Hochwasser und Überflutungen haben wir in diesem Jahr die Folgen des Klimawandels dramatisch erfahren. Auch in unseren Breiten müssen wir uns vor dem Hintergrund des weltweiten Temperaturanstiegs immer öfter auf solche Ereignisse einstellen. Damit wir uns vorbereiten und schützen können, sind verlässliche und gute Daten unverzichtbar. Diese Daten liefert uns die Hochwasservorhersagezentrale Baden-Württemberg seit 30 Jahren zuverlässig“, lobt Umweltministerin Thekla Walker MdL die Arbeit der Mitarbeitenden anlässlich des Jubiläums. „Ihre Vorhersagen und Hochwasserinformationen sind zentral wichtig, um Menschenleben zu retten und unser Land vor hohen Schäden zu bewahren.“

Starkregenereignisse im Jahr 2021

In den Monaten Juni, Juli und August fielen in diesem Jahr landesweit 390 Millimeter Niederschlag und damit durchschnittlich 40 Prozent mehr als in den letzten 30 Jahren (1991 - 2020) in den entsprechenden Monaten. Lokal wurden in Baden-Württemberg Extremniederschläge von 100 Millimeter in wenigen Stunden gemessen. An den Kennwertpegeln des Landes stiegen die Hochwasserscheitel innerhalb kürzester Zeit in Bereiche von 20- bis 50- jährlichen, teilweise 100-jährlichen Ereignissen und darüber. Bäche traten über die Ufer, wurden zu reißenden Flüssen und führten zu gravierenden Schäden innerhalb der betroffenen Gemeinden.

„Starkregenereignisse sind die Herausforderung für die kommenden Jahrzehnte. Ihr Verlauf ist schwieriger abzuschätzen als Überschwemmungen entlang von größeren Fließgewässern und Seen, die regelmäßig über die Ufer treten. Die LUBW hilft Städten und Gemeinden mit Leitfäden und einer Datengrundlage für kommunale Starkregengefahrenkarten, sich dieser Herausforderung zu stellen“, erläutert Eva Bell, Präsidentin der LUBW, und betont: „Die Hochwasservorhersagezentrale kann Hochwasser nicht verhindern. Wir können aber durch Vorhersagen und Beratung Kommunen sowie Bürgerinnen und Bürgern helfen, Schäden so gering wie möglich zu halten.“

Rückblick: Aufbau eines Pegelnetzes für Baden-Württemberg

Begonnen hatte die HVZ im Jahr 1991 mit einem automatisierten Datenabruf von rund 30 Pegeln an Rhein, Neckar, Donau und Main und der Berechnung von Vorhersagen für drei Rheinpegel. Gemeinsam mit den Bodenseeanrainerstaaten wurde eine Vorhersage für den Bodensee aufgebaut, die seit dem Jahr 2004 genauso präzise Hochwasser vorhersagt. Heute liefern mehr als 300 Pegel kontinuierlich Kenndaten für Flüsse und Bäche in Baden-Württemberg und für über 100 Pegel werden Vorhersagen berechnet. Im Jahr 2007 folgte die Inbetriebnahme eines zu diesem Zeitpunkt bundesweit innovativen Hochwasserfrühwarnsystems für kleine Einzugsgebiete unter 200 Quadratkilometern.

Informationstechnik optimiert Vorhersagen

Seit dem Jahr 2014 berechnet und veröffentlicht die HVZ zusätzlich die Bandbreite der erwarteten Wasserstandsentwicklung. Diese basieren auf Wettervorhersagen verschiedener Wetterdienste. Ende 2019 konnte der Vorhersagezeitraum von sieben auf zehn Tage erhöht werden. Auf der Basis all dieser Daten werden heute nicht nur Hochwasservorhersagemodelle berechnet, sondern auch für rund 100 Pegel Vorhersagen für Mittel- und Niedrigwasser in Baden-Württemberg. Seit November 2021 werden die Vorhersagen nicht nur bei Hochwasser, sondern auch im Regelbetrieb stündlich aktualisiert, auch über die Feiertage. Im Hochwasserfall und insbesondere bei Starkregen sind aufgrund der Unsicherheiten bei der Wettervorhersage die Vorhersagezeiträume deutlich kürzer als im Routinebetrieb. Je nach Lage des Pegels kann im Hochwasserfall eine Vorhersage für die nächsten 4 bis maximal 24 Stunden getroffen werden. Eine weitere Abschätzung der Lage ist maximal für 48 Stunden möglich.

Kontinuierlicher Einsatz

„Seit drei Jahrzehnten optimieren unsere Fachexpertinnen und Fachexperten kontinuierlich die Vorhersagen für Hochwasserereignisse mithilfe von aktuellen Erkenntnissen und neuer Infrastruktur. Sie helfen bei der Vernetzung aller im Hochwasserfall beteiligten Behörden und Helferinnen und Helfer in Baden-Württemberg. Die Aufgaben werden in den kommenden Jahren nicht weniger“, sagt Präsidentin Bell und bedankt sich bei Ihren Mitarbeitenden für das hohe Engagement.

Foto zeigt: Überflutung beim Rhein zwischen Karlsruhe Maxau und Eggenstein. Quelle: Lersch/LUBW

Rückfragen
Bei Rückfragen wenden Sie sich bitte an die Pressestelle der LUBW. Telefon: +49(0)721/5600-1387 E-Mail: pressestelle@lubw.bwl.de