Pressemitteilungen

null LUBW eröffnet Wildbienen-Hotel

Bienen und Hummeln bekommen ein neues Zuhause

10.09.2008
Fast 500 verschiedene Wildbienenarten leben in Baden-Württemberg. Manche Arten sehen der Honigbiene des Imkers zum Verwechseln ähnlich. Andere haben mit ihrer schwarz-gelben Zeichnung das typische Erscheinungsbild einer Wespe. Andere wieder erinnern uns eher an Fliegen oder sie sind aufgrund ihrer Größe von weniger als 2 mm so unauffällig, dass der Laie sie gar nicht wahrnimmt. Die dicken Hummeln werden dagegen leicht erkannt. Sie sind besonders fleißig und besuchen bis zu 1000 Blüten am Tag. Dabei sammeln sie Nektar und bestäuben die Blüten. 
Die Hummeln sind unter den Wildbienen am wenigsten empfindlich gegen Kälte. Bereits im zeitigen Frühjahr und auch an kalten und feuchten Tagen, wenn weder Bienen noch andere Insekten ausfliegen, suchen sie nach Blüten. Etwa drei Viertel aller Blütenpflanzen werden bei uns von Hummeln und Bienen bestäubt. Ohne diese fleißigen Helfer, die seit 1980 unter dem Schutz des Bundesnaturschutzgesetzes stehen, wäre die Landwirtschaft stark beeinträchtigt. Viele Kulturen könnten bei uns gar nicht angebaut werden. 
„Leider sind manche Bienenarten durch menschliche Einflüsse selten geworden“, teilte die Präsidentin der LUBW Landesanstalt für Umwelt, Messungen und Naturschutz Baden-Württemberg Margareta Barth heute (10.09.2008) in Karlsruhe mit. Diesen Wildbienen fehle häufig ein geeigneter Lebensraum mit einheimischen Blütenpflanzen und entsprechenden Nistmöglichkeiten. Auch der unsachgemäße Einsatz von Pflanzenbehandlungsmitteln könne die Populationen schädigen. 
Um den bedrohten Insekten zur Seite zu stehen, haben die Beschäftigten der LUBW in ihrer Freizeit ein „Wildbienen-Hotel“ gebaut und heute auf der Freifläche ihres Dienstgebäudes in der Hertzstraße in Karlsruhe eingeweiht. Das Hotel ist ca. 1,20 m breit, 2,00 m hoch und nur 30 cm tief. Die „Zimmer“ bestehen aus Löchern, die in Holzblöcke hineingebohrt wurden sowie aus angeschnittenen Bambusstöcken und Schilfhalmen. „Unsere Gäste werden sicherlich die sonnige Lage und die große Wiese mit den vielen Blumen besonders schätzen und sich hier einquartieren, um ihre Brut aufzuziehen“, so die Präsidentin der LUBW. „Nach Abschluss der Sommersaison erwarten wir dann Langzeiturlauber, die in den kalten Monaten des Jahres bei uns überwintern wollen.“ 
Um auch anderen gefährdeten Arten zu helfen, haben die Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter der LUBW eine Sammelaktion gestartet. Konkretes Ziel ist das Anbringen von Nistkästen am landeseigenen Hochhaus in der Hertzstraße. Auf diese Weise sollen Turmfalken, Mauerseglern und Fledermäusen, die auch in Siedlungsbereichen heimisch werden können, neue Lebensmöglichkeiten geboten werden. 
Die Aktion steht im Zusammenhang mit dem von der Landesregierung verabschiedeten „Aktionsplan Biologische Vielfalt“. Dazu hat die LUBW federführend in Zusammenarbeit mit den Naturschutzverbänden und anderen Experten insgesamt 111 Arten ausgewählt, die besonders auf unsere Hilfe angewiesen sind. Darunter befinden sich selten gewordene Insekten, Fische, Amphibien, Reptilien, Vögel, Säugetiere und gefährdete Pflanzen. Diese 111 Arten stehen auch als „Stellvertreter“ für viele weitere gefährdete Arten mit ähnlichen Ansprüchen und für deren gefährdete Lebensräume. 
Mit verschiedenen Partnern aus unterschiedlichen gesellschaftlichen Bereichen werden Aktionen und Projekte für diese Arten durchgeführt. Jeder kann mitmachen, egal ob als Bürger, Verein, Kirche, Schule, Verband oder Unternehmen. Informationen zu allen 111 Arten des Aktionsplans sind im Internet unter www.aktionsplan-biologische-Vielfalt.de zu finden. 

Bildmaterial zum Wildbienen-Hotel kann auf Wunsch zur Verfügung gestellt werden. 

Zusatzinformation zum Schutz von Wildbienen für Gartenbesitzer: 
An erster Stelle steht der Erhalt von Niststätten wie Böschungen, Bruchsteinmauern und Baumhöhlen. „Trockenmauern" bieten mit ihren großen und kleinen Hohlräumen nicht nur Insekten sondern auch vielen anderen Tieren einen guten Unterschlupf. 
Dort wo solche Strukturen fehlen, können mit einfachen und preiswerten Materialien Nistmöglichkeiten für Insekten geschaffen werden. Hierzu gehören mit Bohrungen versehene Holzblöcke oder Bündel aus Schilfrohr an trockenen, möglichst sonnigen Standorten. 
Eine blütenreiche, natürliche Vegetation bietet gute Ernährungsmöglichkeiten. Der Verzicht auf chemische Pflanzenbehandlungsmittel schließt die ungewollte Schädigung vieler nützlicher Insekten aus. 

Zusatzinformation zum Aktionsplan Biologische Vielfalt, insbesondere 111-Arten-Korb als Schwerpunktprojekt: 
Die Landesregierung hat am 17. März 2008 den Aktionsplan Biologische Vielfalt verabschiedet, der die bisherigen Anstrengungen zum Erhalt der biologischen Vielfalt in Baden-Württemberg unterstützt. Umfangreiche Anstrengungen des Naturschutzes haben – trotz vieler Teilerfolge – bislang nicht verhindern können, dass auch heute noch über ein Drittel unserer heimischen Tier- und Pflanzenarten als gefährdet gelten müssen. Der aus vier Bausteinen aufgebaute Aktionsplan hat zwei Hauptziele. Zum einen sollen die Lebensbedingungen für unsere heimischen Tier- und Pflanzenarten vor Ort tatkräftig und nachhaltig verbessert werden, zum anderen soll das Bewusstsein für den Wert der biologischen Vielfalt stärker in der öffentlichen Meinung verankert werden. Die gesamte Bevölkerung wird aufgerufen, sich beim Erhalt der biologischen Vielfalt einzubringen. Der zentrale Baustein für die Öffentlichkeitsarbeit ist deshalb der „111-Arten-Korb“. Gemeinsam mit den Naturschutzverbänden und Experten wurden 111 Tier- und Pflanzenarten ausgewählt, die unsere Unterstützung benötigen und für die Baden-Württemberg eine besondere Verantwortung trägt. Sie stehen sozusagen als Vertreter („Gesichter“) für zahlreiche weitere gefährdete Arten und ihre Lebensräume. Es sind bunte, auffällige Arten darunter wie der blauschillernde Eisvogel und farbenprächtige Orchideen, aber auch Arten, deren Schönheit sich erst auf den zweiten Blick offenbart. Für diese 111 Arten werden engagierte Projektpartner aus den unterschiedlichsten gesellschaftlichen Bereichen gesucht, um mit zahlreichen Aktionen die Lebensbedingungen dieser Arten vor Ort nachhaltig zu verbessern. Gleichzeitig wird die Bevölkerung mit begleitender Öffentlichkeits- und Pressearbeit für dieses wichtige Thema sensibilisiert. Möglichst viele Gruppen der Bevölkerung sollen zum Mitmachen gewonnen werden. Nur wenn die Bürger den Wert unserer heimischen Artenvielfalt persönlich erfahren haben, werden sie diese Vielfalt auch zu schätzen wissen und sich für deren Erhalt einsetzen. Engagement ist hier in vielerlei Hinsicht denkbar. Hierzu existiert deshalb auch kein starrer Maßnahmenkatalog, sondern die Aktionen und Projekte werden individuell entwickelt. Weitere Informationen zum Aktionsplan Biologische Vielfalt sind unter www.aktionsplan-biologische-vielfalt.de abrufbar.
Rückfragen
Bei Rückfragen wenden Sie sich bitte an die Pressestelle der LUBW. Telefon: +49(0)721/5600-1387 E-Mail: pressestelle@lubw.bwl.de