Pressemitteilungen

null Sommer 2015 war ein Ozon-Sommer

Vier Mal wurde die Alarmschwelle für Ozon in Baden-Württemberg überschritten

21.09.2015


Pünktlich zum diesjährigen astronomischen Herbstbeginn am 23. September 2015 zieht die LUBW Landesanstalt für Umwelt, Messungen und Naturschutz eine Ozonbilanz für den Sommer 2015. Laut Deutschem Wetterdienst (DWD) war dieser Sommer der zweitwärmste in Baden-Württemberg seit Beginn der Wetteraufzeichnungen. Anfang August erfassten fast die Hälfte aller baden-württembergischen Stationen des DWD Höchstwerte zwischen 35 und 40 Grad. Mit diesen Werten korrespondiert die Ozonbilanz der LUBW. Auch hier reiht sich das Jahr 2015 direkt hinter dem Jahrhundertsommer 2003 ein.
 
Vier Mal wurde in Baden-Württemberg die Alarmschwelle für Ozon in diesem Sommer überschritten, drei Mal in Baden-Baden und einmal in Kehl. Der Alarmwert liegt bei einem Stundenmittelwert von 240 Mikrogramm Ozon pro Kubikmeter Luft. Wird dieser überschritten, warnt die LUBW die Bevölkerung über Rundfunk und Internet. Den Bürgerinnen und Bürgern wird empfohlen, ungewohnte körperliche Anstrengungen und Ausdauersport im Freien zu vermeiden.

Die Informationsschwelle wurde in diesem Jahr sogar 573 Mal an 29 Stationen erreicht. Sie liegt bei einem Stundenmittelwert von 180 Mikrogramm Ozon pro Kubikmeter Luft. Steigen die Ozonwerte über diesen Wert, informiert die LUBW die Bevölkerung. Kinder und ozonempfindliche Personen sollten bereits ab diesem Wert körperliche Anstrengungen vermeiden.
Die meisten Überschreitungen des Stundenmittelwertes traten in der Rheinebene und im Mittleren Neckarraum auf. Das hat zwei Ursachen. Zum einen entstehen in diesen Gebieten aufgrund der hohen Bevölkerungsdichte und dem damit verbundenen starken Verkehrsaufkommen sowie den zahlreichen Industriebetrieben höhere Emissionen der beiden Ozonvorläufersubstanzen Stickstoffdioxid (NO2) und flüchtige Kohlenwasserstoffe. Zum anderen entwickeln sich besonders in der Rheinebene höhere Temperaturen als in anderen baden-württembergischen Gebieten.
Die höchsten Ozonwerte treten meist am Stadtrand und in den angrenzenden ländlichen Gebieten auf, also entfernt von den Quellen der Vorläuferstoffe. Dies liegt daran, dass Stickstoffmonoxid (NO), das ebenfalls beim Verbrennungsprozess im Motor entsteht, als Abgas direkt mit bereits entstandenem Ozon reagiert und es abbaut. So kommt es oftmals zu der scheinbar widersprüchlichen Situation, dass die Ozonbelastung in Innenstädten niedriger ist als in ländlichen Gebieten. Außerdem werden die Vorläuferstoffe mit dem Wind aus den Städten heraustransportiert und tragen so entfernt von deren eigentlichen Quellen zur Ozonbildung bei.

Das ist auch die Erklärung dafür, weshalb in diesem Jahr in Baden-Baden der höchste Maximalwert für Ozon mit 258 µg/m³ gemessen werden konnte, obwohl hier wenig Industrie angesiedelt ist und an der Messstellen generell eine gute Luftqualität dokumentiert wird. Im Sommer 2003 betrug der maximal gemessene Ozonwert 328 µg/m3 an der Messstation Mannheim-Nord.
 

Hintergrundinformation

Ozon

Ozon ist ein farbloses und sehr reaktives Gas. Es spielt in der Erdatmosphäre eine Doppelrolle: Als natürliche Ozonschicht oberhalb von etwa 20 km Höhe (Stratosphäre) schützt es die Erdoberfläche vor schädlicher Ultraviolettstrahlung der Sonne. Rund 90 % des Ozons befinden sich in dieser Schicht. Auch in Bodennähe ist Ozon ein natürlicher Bestandteil der Atmosphäre. Seine natürliche Hintergrundkonzentration liegt bei etwa 50 Mikrogramm pro Kubikmeter Luft. Dieser Wert steigt bei hohen Lufttemperaturen und intensiver Sonneneinstrahlung, da sich weiteres Ozon aus Sauerstoff und Ozonvorläuferstoffen bildet. 

Ozonvorläuferstoffe sind Stickstoffdioxid (NO2) und flüchtige organische Verbindungen. Sie stammen sowohl aus natürlichen als auch aus vom Menschen verursachten Quellen. Etwa die Hälfte der Stickstoffoxide kommt aus dem Straßenverkehr. Flüchtige organische Stoffe stammen zu großen Teilen aus natürlichen Systemen wie Wäldern oder der Landwirtschaft, werden aber auch bei der Verwendung von Lösemitteln freigesetzt. Lösemittel finden sich in vielen Produkten, wie in Farben und Lacken, Klebstoffen oder Reinigungsmitteln.
 
In erhöhter Konzentration verursacht das reaktive Gas zahlreiche Probleme für Menschen, Tiere und Pflanzen. Erhöhte Ozonkonzentrationen können beim Menschen Reizungen der Atemwege, Husten, Kopfschmerzen und Atembeschwerden hervorrufen. Das Ausmaß wird hauptsächlich durch die Aufenthaltsdauer in der ozonbelasteten Luft bestimmt. Ozon wirkt in erhöhten Konzentrationen als Reizgas auf die Atemwege und fördert beispielsweise durch tiefes Atemholen beim Sport entzündliche Prozesse im Lungengewebe. Die Empfindlichkeit gegenüber Ozon ist individuell unterschiedlich. Die Ozonüberschreitungen treten meist am Spätnachmittag bis in den frühen Abend auf, sodass die besten Tageszeiten für Sport in Zeiten hoher Ozonwerte die frühen Morgenstunden und der Vormittag sind. Bei den Pflanzen beeinträchtigt die erhöhte Ozonkonzentration das Wachstum.

Rückfragen
Bei Rückfragen wenden Sie sich bitte an die Pressestelle der LUBW. Telefon: +49(0)721/5600-1387 E-Mail: pressestelle@lubw.bwl.de