Carbon Footprinting

Unter Carbon Footprinting versteht man die systematische Erfassung von emittierten Treibhausgasen (Bilanzierung von Treibhausgasemissionen). Neben dem PCF Product Carbon Footprint, dem eine produktbezogene Betrachtung zugrunde liegt, gibt es den CCF Corporate Carbon Footprint, welcher sich auf das Unternehmen als ganze Einheit bezieht. Sowohl bei der Berechnung des PCF, als auch des CCF werden die Treibhauspotentiale der Gase in CO2-Äquivalente umgerechnet. Dafür gibt es vom Weltklimarat IPCC festgelegte Werte.

Treibhauspotenziale verschiedener Gase in CO2-Äquivalenten

Gas CO2-Äquivalente*
Kohlendioxid (CO2) 1
Methan (CH4) 25
Distickstoffdioxid (N2O) 298
Trifluormethan (HFC/CHF3) 14.800
Schwefelhexafluorid (SF6) 22.800
Tetrafluormethan (PFC/CF4) 7.390
*Potenzial bezogen auf 100 Jahre; Quelle: IPCC (2007)

Product Carbon Footprint

Der PCF Product Carbon Footprint ist ein Maß für alle Treibhausgasemissionen, die im Lebenszyklus eines bestimmten Produktes anfallen. Dabei werden als Treibhausgas-Emissionen all diejenigen gasförmigen Stoffe verstanden, für die vom Weltklimarat IPCC ein Koeffizient für das Global Warming Potential (GWP) definiert wurde. Grundsätzlich wird die komplette Wertschöpfungskette betrachtet: von Herstellung und Transport der Rohstoffe und Vorprodukte über Produktion und Distribution bis hin zur Nutzung und Entsorgung des Produktes („cradle-to-grave"). Je nach Fragestellung kann es auch sinnvoll sein, nur Teile der Produktlinie auszuweisen, z. B. nur die Produktion inklusive Vorketten („cradle-to-gate").

Die Berechnung von PCF´s dient Unternehmen als internes Instrument, um aufzuzeigen, in welchen Phasen der Wertschöpfungskette besonders viel CO2 freigesetzt wird. Damit kann Transparenz im Unternehmen sowie bei allen beteiligten Akteuren der vor- und nachgelagerten Prozesse geschaffen werden. Die Identifikation besonders emissionsreicher Phasen schafft die Basis für die Entwicklung weiterer Maßnahmen zur Reduzierung von Emissionen im Betrieb und in Zusammenarbeit mit Zulieferern oder nachgelagerten Akteuren. Durch die Ermittlung von PCF´s kann die Bedeutsamkeit von Treibhausgasemissionen im Vergleich zu anderen Umweltwirkungen eines Produktes (z. B. Flächenverbrauch, Lärm, Schadstoffe, Biodiversität) bewertet werden.

Bislang hat sich für eine umweltschutzbezogene Kennzeichnung von Produkten und Dienstleistung der Blaue Engel bewährt. Seine Vergabe wurde auf besonders klimarelevante Produkte ausgedehnt („Schützt das Klima").

Weiterhin wurde im Jahr 2011 das "GHG Protocol: Product Life Cycle Accounting and Reporting Standard" vom Washingtoner World Resources Institute (WRI) und dem Schweizer World Business Council for Sustainable Development (WBCSD) veröffentlicht. Diese „Richtlinie“ enthält Anforderungen zur Berechnung und Kommunikation des PCF und Anleitungen für die Erarbeitung von PCF-Studien.

Arbeiten an einem international verbindlichen ISO-Standard zum PCF finden bereits seit einigen Jahren statt. Ein Ergebnis ist die DIN EN ISO 14067 Treibhausgase - Carbon Footprint von Produkten - Anforderungen an und Leitlinien für Quantifizierung (ISO 14067:2018). Diese Norm zeigt die Anforderungen, Grundsätze und Leitlinien für die Quantifizierung und die Berichtserstattung des Carbon Footprint eines Produkts auf. Die Anforderungen sind mit den internationalen Normen zur Ökobilanz (ISO 14040 und ISO 14044) kompatibel. Die DIN EN ISO 14067 fokussiert im Wesentlichen die Wirkungskategorie Klimawandel.
 

Weiterführende Informationen zum Thema:

GHG Protocol: Product Life Cycle Accounting and Reporting Standard

DIN EN ISO 14067: Treibhausgase - Carbon Footprint von Produkten - Anforderungen an und Leitlinien für Quantifizierung (ISO 14067:2018), Inhaltsverzeichnis

Corporate Carbon Footprint

Unter dem CCF Corporate Carbon Footprint versteht man die Erfassung aller unternehmensbedingten Treibhausgasemissionen und deren Ausdruck in CO2-Äquivalenzen. Nach der Kategorieeinteilung auf Basis des Greenhouse Gas Protocols gibt es die Unterscheidung in direkte und indirekte Emissionen. Die direkten Emissionen („Scope 1-Emissionen") umfassen neben den Emissionen durch die Verbrennung fossiler Energieträger auch solche aus dem betriebseigenen Fuhrpark, aus der Produktion oder aus chemischen Prozessen. Bei den indirekten Emissionen gibt es wiederum „Scope 2 und Scope 3-Emissionen". Die erstgenannten beinhalten Wärme und Elektrizität (Strom, Erdgas, Fernwärme), die „Scope 3-Emissionen" beziehen sich unter anderem auf den Geschäftsreise- und Pendlerverkehr, Abfallentsorgung und Recycling sowie Transportleistungen.

Über die Erfassung des CCF werden Hauptemissionsverursacher im eigenen Unternehmen identifiziert. Sie bilden die Basis zur Festlegung gezielter Maßnahmen, die mit einer Erhöhung der Energieeffizienz und Energieeinsparmöglichkeiten verbunden sind und eine Reduktion der Betriebskosten mit sich bringen. Die Maßnahmen können gezielt im Rahmen eines Energie- oder Umweltmanagementsystems eingebettet werden, um eine systematische Umsetzung im Unternehmen zu gewährleisten. Betriebe, die ein Umwelt- oder Energiemanagementsystem eingeführt haben, verfügen über eine solide Datenbasis, die als Grundlage für weitere Berechungen zu einem CCF optimal genutzt werden kann. Die EMAS-Verordnung schreibt bereits die Berechnung der von Unternehmen verursachten Emissionen im Rahmen sogenannter „Kernindikatoren" vor. Mit einer Reduktion der Treibhausgase kann zukünftig strenger werdenden Regulierungen vorgegriffen und die Rechtssicherheit erhöht werden. Ein weiterer Anreiz für die Erfassung des CCF sollte die ansteigende Beachtung von umweltbewusstem Verhalten unterschiedlicher Anspruchsgruppen des Unternehmens sein (z. B. Kunden, Lieferanten, Investoren, kritische Öffentlichkeit).

Auf internationaler Ebene gibt es anerkannte Standards, die als Grundlage für die Berechnungen herangezogenen werden können. Dazu gehören im Wesentlichen das GHG-Protokoll der Green House Gas (GHG)-Inititative und die DIN EN ISO 14064 - 1 (Spezifikation mit Anleitung zur quantitativen Bestimmung und Berichterstattung von Treibhausgasemissionen und Entzug von Treibhausgasen auf Organisationsebene).


Weiterführende Informationen zum Thema:

GHG Protocol: Corporate Value Chain (Scope 3) Accounting and Reporting Standard

DIN EN ISO 14064 – 1: Spezifikation mit Anleitung zur quantitativen Bestimmung und Berichterstattung von Treibhausgasemissionen und Entzug von Treibhausgasen auf Organisationsebene, Inhaltsverzeichnis

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