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Sommer, Sonne … und Sand: Sandrasen in Baden-Württemberg

Bilder Sandrasen: Oben Sandrasen mit Silbergras, in der Mitte dünenartiger Sandrasen, Unten sandrasentypische VegetationEntspannt in der Sonne sitzen und die Zehen im feinen Sand vergraben – eine Vorstellung, die bei vielen von uns Sommerurlaubsgefühle wachrufen dürfte. Es gibt Lebensgemeinschaften, die das ganze Jahr über auf Sand verbringen: unsere Sandrasen. So bezeichnet man die Vegetation, die sich an offenen trockenen sandigen Standorten einstellen kann. In Baden-Württemberg sind solche natürlichen Sandrasen sehr selten und kommen in größerer Ausbildung nur in der nördlichen Oberrheinebene im Regierungsbezirk Karlsruhe vor. Hier wurden nach der letzten Eiszeit Sandschichten abgelagert, die der Wind aus den Schotterfeldern des Rheins ausgeblasen hat. Es bildeten sich Flugsandfelder und sogar Binnendünen – fernab vom Meer!

Schutz
Während in den vergangenen 200 Jahren viele Sandrasenflächen durch intensive landwirtschaftliche Nutzung (zum Beispiel für den Spargelanbau), Aufforstung oder Überbauung verloren gingen, unterliegen Sandrasen inzwischen dem Biotopschutz. Sie sind zudem über die europäische Fauna-Flora-Habitat-Richtlinie geschützt. Einen Überblick über den Zustand verschaffen regelmäßige Kartierungen, beispielsweise die Erfassung der Flächen bei der Erstellung von Managementplänen für Natura 2000-Gebiete oder im Rahmen der Offenland-Biotopkartierung. Diese Kartierung im Auftrag der LUBW findet 2021 unter anderem im Rhein-Neckar-Kreis statt und erfasst dort auch die seltenen Sandrasenflächen. Die Ergebnisse werden voraussichtlich Ende 2022 vorliegen.

Gefährdung
Ein großes Problem bei diesen kleinflächig vorkommenden Lebensräumen ist die heutige Verinselung und damit die Isolierung der Lebensräume. Ein Austausch von Individuen und Arten zwischen den Flächen ist damit nur sehr eingeschränkt möglich. Auf kleinen Flächen können einzelne Arten leicht durch zufällige Prozesse aussterben. Nur wenn ein Austausch zwischen den Flächen möglich ist, kann eine Verarmung dieser Flächen verhindert werden. Aus diesem Grund ist der Biotopverbund zur Erhaltung der Artenvielfalt der Sandrasen von enormer Bedeutung. Das Land fördert Biotopverbundplanungen und Maßnahmen über die Landschaftspflege-Richtlinie. Interessierte Kommunen können sich bei den Biotopverbundbotschafterinnen und -botschaftern der Landschaftserhaltungsverbände informieren.

Pflege
Die meisten Sandrasenstandorte sind unter den heutigen Bedingungen waldfähig. Hier würden ohne Zutun des Menschen im Laufe der Zeit Gehölze die Flächen einnehmen. In früheren Zeiten entstanden durch das Wirtschaften des Menschen immer wieder vegetationsfreie Flächen– z. B. durch Übernutzung der Wälder oder als Nebenprodukt einer extensiven Landwirtschaft auf sandigen Böden. Heute werden Sandrasen zumeist durch Pflegemaßnahmen geschaffen und erhalten. Gut erhaltene Sandrasen kann man zum Beispiel in den Naturschutzgebieten Sandhausener Dünen besichtigen. Bitte bleiben Sie zum Schutz der seltenen Tier- und Pflanzenarten auf den Wegen und leinen Sie Hunde grundsätzlich an.

Bilder zeigen: Sandrasen und die typische Vegetation, Bildnachweis: D. Raddatz

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Bildnachweis: TypoArt BS/shutterstock.com