FFH-Lebensraumtyp 9170 - Labkraut-Eichen-Hainbuchenwälder
Der Lebensraumtyp des Labkraut-Eichen-Hainbuchenwaldes kommt auf Standorten in meist wärmebegünstigter Lage mit basenreichen, oft kalkreichen, lehmigen bis tonigen, wechseltrockenen Böden vor. Die Strauch- und Krautschicht dieses Waldtyps ist in der Regel sehr artenreich.
Biotoptypen Baden-Württembergs
Folgende Biotoptypen für die freie Landschaft, den besiedelten Bereich oder die Wälder, mit ihren Schlüsselnummern sind dem FFH-Lebensraumtyp 9170 zugeordnet:- Schlüsselzahl Waldbiotopkartierung (LUBW-Schlüssel)
- 02 (53.13) - Waldlabkraut-Hainbuchen-Traubeneichen-Wald
- 09 (56.11) - Hainbuchen-Traubeneichen-Wald
Eine ausführliche Beschreibung aller Biotoptypen ist enthalten im
Datenschlüssel Baden-Württemberg: "Arten, Biotope, Landschaft - Schlüssel zum Erfassen, Beschreiben, Bewerten".
- Galio sylvatici-Carpinetum betuli
Kennzeichnende Pflanzenarten
- Hainbuche (Carpinus betulus)
- Trauben-Eiche (Quercus petraea)
- Eingriffeliger Weißdorn (Crataegus monogyna)
- Winter-Linde (Tilia cordata)
- Elsbeere (Sorbus torminalis)
- Speierling (Sorbus domestica)
- Liguster (Ligustrum vulgare)
- Berg-Segge (Carex montana)
- Schatten-Segge (Carex umbrosa)
- Verschiedenblättriger Schwingel (Festuca heterophylla)
- Wald-Labkraut (Galium sylvaticum)
- Maiglöckchen (Convallaria majalis)
- Immenblatt (Melittis melissophyllum)
Als artenreicher Lebensraum hat er eine besondere Bedeutung für den Naturschutz. Auch in diesem Waldtyp stellen alte Eichen den Lebensraum für den Heldbock (Cerambyx cerdo) dar und auch der Hirschkäfer (Lucanus cervus) findet entsprechende Lebensbedingungen vor. Beide Käfer sind in der FFH-Richtlinie als besonders schützenswerte Arten aufgeführt.
Labkraut-Eichen-Hainbuchenwälder sind teilweise nach Landesnaturschutzgesetz (NatSchG) bzw. Bundesnaturschutzgesetz (BNatSchG) oder § 30a Landeswaldgesetz geschützt.
Gesamtverbreitung
In der EU erstreckt sich das Verbreitungsgebiet der Labkraut-Eichen-Hainbuchenwälder vor allem über die Staaten Mittel- und Südosteuropas.
In Deutschland sind Labkraut-Eichen-Hainbuchenwälder relativ weit verbreitet, insbesondere in den zentralen und südlichen Teilen des Landes. Dort kommt der Lebensraumtyp an wärmebegünstigten Standorten des Berg- und Tieflandes vor.
Verbreitung in Baden-Württemberg
Labkraut-Eichen-Hainbuchenwälder trifft man in Baden-Württemberg schwerpunktmäßig in den Naturräumen Neckarbecken, Strom- und Heuchelberg, Kraichgau, Tauberland an. Sie sind aber auch in wärmebegünstigten Bereichen anderer Naturräume zu finden, wie Hegau, Bodenseebecken, RißAitrach-Platte, Donau-Ablach-Platten, Mittlere Kuppenalb, Mittlere Flächenalb, Lonetal-Flächenalb, Riesalb, Südwestliches Albvorland, Mittleres Albvorland, Östliches Albvorland, Schönbuch und Glemswald, Schwäbisch-Fränkische Waldberge, Alb-Wutach-Gebiet, Obere Gäue, Hochrheintal, Dinkelberg, Kaiserstuhl, Markgräfler Rheinebene und Hügelland.
- 2018 gemeldete LRT-Gesamtfläche: 1.343,1 ha
- weniger als die Hälfe der Bestände des LRT liegt in FFH-Gebieten
Bestandsentwicklung in Baden-Württemberg
Zwischen 2012 und 2018 haben sich die Fläche und das Verbreitungsgebiet der Labkraut-Eichen-Hainbuchenwälder nicht verändert. Die Zukunftsaussichten des Lebensraumtyps in Baden-Württemberg sind als gut einzustufen.
Rote Liste Biotoptypen | Schutzstatus | FFH-Richtlinie |
Baden-Württemberg | Baden-Württemberg | Anhang |
|
| I |
Stand 2019
Gefährdungsursachen
- Trittschäden (bei Wäldern im Umfeld von Kletterfelsbereichen oder Höhlen)
- Verbissbelastung
- Exemplarisch: Aufrechterhaltung / Wiedereinführung traditioneller Nutzungsformen (Mittelwaldwirtschaft)
- Förderung lebensraumtypischer Gehölze (z.B. Ackerrose (Rosa arvensis), Rote Heckenkirsche ((Lonicera xylosteum) Sorbus-Arten u.a.)
- Entwicklung mosaikartig verteilter unterschiedlicher Altersstadien
- Förderung von liegendem und stehendem Totholz
- Naturnahe Gestaltung bestehender Waldaußen-und Waldinnenränder
- Umsetzung der FFH-Richtlinie
- Waldentwicklungstypen-Richtlinie
FFH-Erhaltungszustand
Die FFH-Richtlinie ist eine Naturschutz-Richtlinie der EU, deren Name sich von Fauna (= Tiere), Flora (= Pflanzen) und Habitat (= Lebensraum) ableitet. Wesentliches Ziel ist die Erhaltung der biologischen Vielfalt durch den Aufbau eines Schutzgebietssystems für die Lebensraumtypen des Anhangs I und Arten des Anhangs II der Richtlinie. Außerdem werden die Erhaltungszustände der Lebensraumtypen und Arten (Anhang II, IV, V) überwacht.
FFH-Gebiete
Karten und Steckbriefe (mit Angabe der Flächengröße, den vorkommenden LRT und Arten etc.) zu den FFH-Gebieten erhalten Sie im Daten- und Kartendienst der LUBW.
Erhaltungszustand des Lebensraumtyps in Baden-Württemberg
Verbreitungsgebiet | Fläche | Strukturen und Funktionen | Zukunftsaussichten | |
Einzelbewertung | günstig | günstig | günstig | günstig |
Gesamtbewertung | günstig |
Stand 2018
Weitere Informationen zu den Erhaltungszuständen der FFH-Lebensraumtypen erhalten Sie auf den Natura 2000-Internetseiten der LUBW.
Erhaltungszustand aller FFH-Lebensraumtypen in Baden-Württemberg (pdf; 0,3 MB)
Beeinträchtigung von FFH-Gebieten Naturschutz-Praxis, Natura 2000: Beeinträchtigungen, Erhaltungs- und Entwicklungsmaßnahmen
von Lebensraumtypen und Lebensstätten von Arten zur Umsetzung der Fauna-Flora-Habitat-Richtlinie in Baden-Württemberg - 1. Auflage 2002)