Pressemitteilungen

null 20 Jahre Erfassung der Brutvogelbestände in Baden-Württemberg

Frühwarnsystem für Zustand der Natur und Grundlage zur Politikberatung

Mit 300.000 bis 400.000 Revieren zählt der Star (Sturnus vulgaris) in Baden-Württemberg zu den sehr häufigen Brutvögeln, der Bestand ist ungefährdet. Quelle: Simone Zehnder/LUBW.
Mit 300.000 bis 400.000 Revieren zählt der Star (Sturnus vulgaris) in Baden-Württemberg zu den sehr häufigen Brutvögeln, der Bestand ist ungefährdet. Quelle: Simone Zehnder/LUBW.
01.06.2023

GEMEINSAME PRESSEMITTEILUNG DER LUBW LANDESANSTALT FÜR UMWELT BADEN-WÜRTTEMBERG UND DES NABU BADEN-WÜRTTEMBERG 

Baden-Württemberg/Karlsruhe/Mössingen. Seit 20 Jahren werden alljährlich in Baden-Württemberg die Bestände der häufigen und weitverbreiteten Brutvögel erfasst. Von Mitte März bis zum Ende der Brutsaison schwärmen Ornithologinnen und Ornithologen in alle Teile des Südwestens aus. Sie lauschen, beobachten und erfassen beim „Monitoring häufiger Brutvögel (MhB)“ auf mehr als 300 Flächen die Bestände der Brutvögel von A wie Amsel bis Z wie Zilpzalp. Im Auftrag der LUBW Landesanstalt für Umwelt Baden-Württemberg koordiniert das NABU-Vogelschutzzentrum in Mössingen von Beginn an die ehrenamtlich Tätigen.

Langjährige Datenreihe ist solide Basis für Politikberatung

„Heute sind die kontinuierlich erhobenen Daten eine wichtige Grundlage für die Planung und Umsetzung gezielter Schutzmaßnahmen und eine gute Erfolgskontrolle. Der Datenbestand ist eine solide Basis für Aussagen zu Bestandtrends und Entwicklung der Artenvielfalt heimischer Brutvögel. Diese benötigen wir zur Erfüllung unserer Aufgabe der Politikberatung“, erklärt Dr. Ulrich Maurer, Präsident der LUBW Landesanstalt für Umwelt Baden-Württemberg, anlässlich der zwanzigjährigen Zusammenarbeit. „Ich danke dem NABU-Vogelschutzzentrum ausdrücklich für die gute Kooperation und für die solide Vorbereitung der Ornithologinnen und Ornithologen für diese Aufgabe. Ohne das großartige Engagement wäre das Monitoring in der Fläche nicht denkbar“, betont Maurer.

Die Daten und Auswertungen sind auch in die kürzlich erschienene 7. Fassung der Roten Liste der Brutvögel Baden-Württembergs eingeflossen. Die Daten werden zusätzlich vom Dachverband Deutscher Avifaunisten in bundesweite und europaweite Auswertungen überführt. Zudem werden sie vom Land Baden-Württemberg für die nationale Berichterstattung nach der EU-Vogelschutzrichtlinie benötigt.

Bilanz für die heimischen Brutvögel ist durchwachsen

Johannes Enssle, Landesvorsitzender des NABU Baden-Württemberg, blickt auf die Ergebnisse des Monitorings zurück und zieht eine durchwachsene Bilanz für die häufigen Brutvögel Baden-Württembergs: „Einige der früher noch häufigen Vogelarten nehmen in ihren Beständen so stark ab, dass die Bezeichnung häufige Brutvögel nicht mehr passt. So hat die Feldlerche europaweit dramatische Bestandsrückgänge erlitten. Noch vor 20 Jahren war ihr lieblicher Gesang über Wiesen und Feldern fast allgegenwärtig. Die Anzahl der Grünfinken, Girlitze und Feldsperlinge ist ebenfalls stark zurückgegangen. Das Monitoring macht das Ausmaß dieser Bestandsveränderungen bei unseren ‚Allerweltsarten‘ sichtbar. Aufgabe der Politik ist es, den Verlust an Biodiversität zu stoppen, etwa durch die Stärkung der Artenhilfsprogramme, das Bodenbrüterprogramm oder die Pestizidreduktion, und so bedrohten Arten wieder auf die Beine zu helfen.“

Gesamtverlust von 600 Millionen Vögeln in Europa

Der Gesamtverlust in Europa beträgt rund 600 Millionen Brutvögel seit dem Jahr 1980. „Das ist eine enorme Zahl und eine Warnung für den ökologischen Erhaltungszustand der Natur insgesamt“, erklärt Ingrid Stützle, Ornithologin am Vogelschutzzentrum. Bestimmte Zeigerarten weisen zudem deutlich auf den Verlust bestimmter Lebensraumtypen hin. „Braunkehlchen oder Kiebitze sind nur auf ökologisch wertvollen Flächen zu finden. Diese Gebiete werden immer seltener und entsprechend beobachten wir diese Vogelarten bei uns leider auch immer seltener“, erläutert Stützle.

Misteldrossel und Stieglitze sind wieder häufiger anzutreffen

Aber es gibt auch Gewinner unter den häufigen Brutvögeln: So nehmen Misteldrossel und Stieglitz landesweit stark oder moderat zu. Sie sind Beispiele für Kurzstreckenzieher und eher wenig spezialisierte Arten, die durchschnittlich von Rückgängen deutlich weniger betroffen sind als weit ziehende Vogelarten und Lebensraumspezialisten. Bundesweit zeigen die Daten des Monitorings auch, dass sich die Bestände der Waldvogelarten seit dem Jahr 2010 wieder erholen. Der Haussperling ist die am häufigsten in Baden-Württemberg erfasste Brutvogelart. Die weiteren Ränge der „Top Five“ belegen Amsel, Kohlmeise, Mönchsgrasmücke und Buchfink.

Vogelexpertinnen und -experten gesucht

Insgesamt wurden für das Monitoring häufiger Brutvögel 400 Flächen im Land ausgewiesen, welche die Lebensräume des Südwestens repräsentieren. Je mehr dieser Flächen kontinuierlich erfasst werden, desto aussagekräftiger sind die Ergebnisse. „Wer alle unsere häufigen Brutvögel anhand von Stimme und Gestalt sicher bestimmen und kartieren kann, ist bei uns genau richtig. Der NABU sucht für die kommenden Jahre in Baden-Württemberg noch Ornithologinnen und Ornithologen, die sich ehrenamtlich beteiligen möchten“, so Stützle. Für das Jahr 2024 sind noch 74 Flächen zu vergeben. Interessierte können sich beim NABU-Vogelschutzzentrum unter der E-Mail-Adresse mhb@nabu-vogelschutzzentrum.de melden. Als Anerkennung erhalten Teilnehmende eine Aufwandspauschale, die im Laufe der Jahre deutlich steigt.

Weiterführende Informationen:

LUBW:
7. Fassung der Rote Liste der Brutvögel Baden-Württembergs:
https://pudi.lubw.de/detailseite/-/publication/10371-7._Fassung._Stand_31.12.2019.pdf

LUBW – Das Brutvogelmonitoring in Baden-Württemberg:
https://www.lubw.baden-wuerttemberg.de/blog/-/blogs/lubw-monatsthema-biodiversitat-das-brutvogelmonitoring-in-baden-wurttemberg

NABU:

Informationen zum Brutvogelmonitoring, Übersichtskarte, Anmeldung und Kontakt unter:

www.NABU-vogelschutzzentrum.de/projekte-partner/brutvogelmonitoring/

 

Rückfragen

Bei Rückfragen wenden Sie sich bitte an:

Pressestelle der LUBW 

Telefon: +49(0)721/5600-1387

E-Mail: pressestelle@lubw.bwl.de

NABU-Vogelschutzzentrum

Dr. Daniel Schmidt-Rothmund

mobil: 0172 991 88 77