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null Abfallvermeidung in Baden-Württemberg

LUBW-Studie zeigt mögliche Wege auf

22.07.2013
Wir produzieren immer noch zu viel Abfall. Eine im Auftrag der LUBW Landesanstalt für Umwelt, Messungen und Naturschutz erstelle Studie zeigt eine ganze Palette an Möglichkeiten auf, wie künftig in Industrie, Gewerbe und Handel das Abfallaufkommen verringert werden kann. 

„Die Abfallwirtschaft in Baden-Württemberg gilt international und national als vorbildlich. Dabei lag der Schwerpunkt in der Vergangenheit lange auf einer hochwertigen und umweltgerechten Entsorgung. In den nächsten Jahren muss es nun vorrangig darum gehen, Abfälle gar nicht erst entstehen zu lassen. Auch hier wollen wir unsere Spitzenstellung behaupten und unsere Innovationspotentiale zur Abfallvermeidung nutzen. Die Studie der LUBW gibt wichtige Hinweise, wie dies möglich ist“, erklärt der baden-württembergische Umweltminister Franz Untersteller anlässlich ihrer Veröffentlichung. 

„Die zahlreichen Vorschläge des neunzigseitigen Berichts wurden in enger Abstimmung mit der Zielgruppe erarbeitet. So haben die entwickelten Vorschläge eine realistische Chance, umgesetzt zu werden“, lobt Magarete Barth, Präsidentin der LUBW, den Ansatz der Studie. „Auch Best Practice Awards motivieren die Wirtschaft, weitgreifende Ansätze zu realisieren.“ 

Das Institut für Energie- und Umweltforschung Heidelberg GmbH (IFEU) hat die Studie „Ideen für mögliche Maßnahmen zur Abfallvermeidung in Baden-Württemberg“ im Auftrag der LUBW erstellt. Hierzu führte das Institut mit vielen Akteuren intensive Gespräche. Ziel war es, die jeweiligen Rahmenbedingungen und Sachverhalte zu verstehen, die zur Abfallentstehung beitragen. Die Autoren führen Randbedingungen und Hemmnisse auf, die einer Verminderung des Müllaufkommens bislang entgegenstehen. Basierend auf diesen Kenntnissen über ganze Systeme und Distributionsketten hinweg wurden Lösungsstrategien erarbeitet. Die Studie benennt gesetzliche Grundlagen und Ansprechpartner und ist eine gute Arbeitsgrundlage für jeden, der sich in Baden-Württemberg mit dem Thema Abfallvermeidung auseinandersetzt. 

Der erste und umfassendste Teil der Ideenstudie befasst sich mit dem Lebensmittelhandel. In diesem Bereich ist ein hohes Abfallaufkommen nicht nur aus finanziellen und ökologischen, sondern auch aus ethischen Gründen zu vermeiden. Ein Apfel in einer Sechserpackung hat eine Druckstelle, die Packung wird nicht verkauft. Fünf gute Äpfel wandern mit in den Müll. Lokale und regionale Netzwerke können künftig helfen, solche aussortierten frischen Lebensmittel schnell weiterzuverarbeiten. Mit Pilotprojekten sollen erste Erfahrungen gesammelt und Hürden analysiert werden. So verhindern teilweise zahlreiche lebensmittelrechtliche Vorschriften eine Weiterverarbeitung frischer Lebensmittel. Entsprechend fordern die Autoren, auf Bundesebene Regelungen und Normen zur Lebensmittelsicherheit zu durchforsten und auf das notwenige Maß zu reduzieren. Zahlreiche weitere Ideen finden sich auf über 50 Seiten, etwa das Mindesthaltbarkeitsdatum an das Verzehrdatum anzupassen oder in Großküchen Buffets anzubieten anstatt Standardportionen auszugeben. 

Der zweite Teil der Studie untersucht für Baden-Württemberg bedeutsame Branchen: Kraftfahrzeug- und Maschinenbau, Baugewerbe, Groß- und Einzelhandel sowie die entsprechenden Zulieferer. So können beim Transport Mehrwegbehälter und wiederverwertbare Transportverpackungen helfen, Abfall und damit auch Kosten zu vermeiden. Bau- und Abbruchabfälle machen 63 Prozent des Abfallaufkommens in Deutschland aus. Werden hier sinnvolle Ansätze für die Wiederverwertung oder für einen geringeren Materialeinsatz gefunden, reduziert sich unsere Abfallmenge erheblich. Wo sich durch Müllvermeidung Kosteneinsparungen ergeben, ziehen Hersteller und Handel bei der Umsetzung gerne mit. Entsprechend finden sich hier in der Studie auch die konkretesten Umsetzungsvorschläge. 

Bei der Nutzungsdauer von Produkten sieht das schon anders aus. Ist die Garantiezeit erst einmal vorbei, kümmert es manche Hersteller wenig, wie lange ihr Produkt einwandfrei funktioniert oder wie einfach einzelne Komponenten zu ersetzen sind. Für den Verbraucher ist es oftmals kaum billiger ein defektes Bauteil zu ersetzen, als gleich ein neues Gerät zu kaufen. Deshalb ist bereits beim Herstellungsprozess darauf zu achten, dass einzelne Komponenten leicht ausgetauscht werden können. Hier liegt ein enormes Einsparpotenzial von Rohstoffen. Bei solchen Maßnahmen kann die Politik nur bedingt auf die Freiwilligkeit der Produzenten setzen. Hier wird der Gesetzgeber allgemeingültige Regeln aufstellen müssen. 



Ergänzende Informationen 
12. Dezember 2013: Erster Abgabetermin bei der Europäischen Union für die Abfallvermeidungsprogramme der EU-Länder
 

Am 12. Dezember 2013 müssen die EU-Mitgliedsstaaten erstmals ihre Abfallvermeidungsprogramme bei der Europäischen Union abgeben. Grundlage hierfür ist Artikel 29 der europäischen Abfallrahmenrichtlinie aus dem Jahr 2008 (2008/98/EG). In den Programmen sollen bestehende Abfallvermeidungsmaßnahmen beschrieben sowie neue Abfallvermeidungsmaßnahmen und Abfallvermeidungsziele festgelegt werden. Die Abfallvermeidungsprogramme sind alle sechs Jahre auszuwerten und bei Bedarf fortzuschreiben. Die europäische Abfallrahmenrichtlinie wurde mit dem Kreislaufwirtschaftsgesetz vom 24. Februar 2012 in deutsches Recht umgesetzt. 

Baden-Württemberg hat sich dafür entschieden, an der Erstellung des nationalen Abfallvermeidungsprogramms mit eigenen Beiträgen aktiv mitzuwirken. Das baden-württembergische Umweltministerium beauftrage 2012 die LUBW Landesanstalt für Umwelt, Messungen und Naturschutz Baden-Württemberg, Ansätze zu ermitteln, wie im gewerblichen und industriellen Bereich korrigierend eingegriffen werden kann, damit weniger Abfall produziert wird. Die erarbeiteten Ergebnisse sind in der Broschüre „Ideen für mögliche Maßnahmen zur Abfallvermeidung in Baden-Württemberg“ zusammengefasst. Sie steht auf der Internetseite der LUBW zum Download bereit: www.lubw.baden-wuerttemberg.de 




Beobachten, bewerten, beraten: 
LUBW Landesanstalt für Umwelt, Messungen und Naturschutz Baden-Württemberg
 

Die LUBW ist das Kompetenzzentrum des Landes Baden-Württemberg in Fragen des Umwelt- und Naturschutzes, des technischen Arbeitsschutzes, des Strahlenschutzes und der Produktsicherheit. 

Rund 500 Wissenschaftler, Ingenieure und Techniker sowie Labor- und Verwaltungsfachkräfte setzen ihr Fachwissen dafür ein, Lösungen für immer komplexere Umweltprobleme zu erarbeiten. Sie untersuchen Veränderungen in unserer Umwelt und den Zustand von Fauna und Flora. Zahlreiche Messnetze im Land liefern ihnen Daten über den Zustand von Luft, Wasser und Boden. Auch Radioaktivität wird regelmäßig überprüft. Die Daten und deren Bewertung gibt die LUBW an Politik und Verwaltung, an Unternehmen sowie an interessierte Bürgerinnen und Bürger weiter. 

Die LUBW ist eine selbständige Anstalt des öffentlichen Rechts. Ihr Hauptsitz ist in Karlsruhe. Außenstellen befinden sich in Stuttgart und Langenargen am Bodensee. 
Weitere Information unter: www.lubw.baden-wuerttemberg.de
Rückfragen
Bei Rückfragen wenden Sie sich bitte an die Pressestelle der LUBW. Telefon: +49(0)721/5600-1387 E-Mail: pressestelle@lubw.bwl.de