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null Allergien auslösende Beifuß-Ambrosie breitet sich in Baden-Württemberg aus

LUBW und Stadt Karlsruhe beteiligten sich am vergangenen Donnerstag am ersten nationalen Aktionstag zur Bekämpfung der Ambrosia

29.06.2015

Schon wenige der aggressiven Blütenpollen der Beifuß-Ambrosie führen bei empfindlichen Personen zu heftigen allergischen Reaktionen. Bereits heute leidet etwa jeder 5. Europäer an einer Pollenallergie. Mit einer Bekämpfungsaktion in Karlsruhe beteiligen sich heute die LUBW Landesanstalt für Umwelt, Messungen und Naturschutz Baden-Württemberg und die Stadt Karlsruhe am ersten nationalen Ambrosiatag. Die Aktion in der Nordweststadt beim Rudolf-Steiner-Kindergarten wurde von einem gemeinsamen Pressetermin begleitet, um öffentlich auf die Problematik hinzuweisen.

„Die Beifuß-Ambrosie muss landesweit kontinuierlich bekämpft werden. Wie sich unterlassene Maßnahmen auswirken können, zeigen Beispiele aus dem Ausland. So stellt die Beifuß-Ambrosie beispielsweise in Nordamerika, Ungarn, Italien und Frankreich bereits heute eine erhebliche gesundheitliche Gefahr für die Bevölkerung dar und verursacht hohe Kosten im Gesundheitsbereich. Dies ist die Folge von spät oder nur sporadisch erfolgten Bekämpfungsmaßnahmen“, erläutert Dr. Kai Höpker, Referatsleiter an der LUBW. 

Die Beifuß-Ambrosie besitzt eines der stärksten Pollenallergene im Pflanzenreich. Etwa 10 Pollen reichen aus, um bei empfindlichen Personen allergische Symptome wie Bindehautentzündung, Heuschnupfen und Asthma sowie Nahrungsmittelallergien auszulösen. Darüber hinaus kann der direkte Hautkontakt mit der Pflanze zu einem Kontaktekzem führen. Durch den späten Blühbeginn der Beifuß-Ambrosie fliegen die Pollen in Baden-Württemberg von etwa Juli bis Oktober, meist sogar bis zum Einsetzen des ersten Frostes. Dadurch wird die Leidenszeit von Allergikern verlängert. Experten schätzen, dass bei einer deutschlandweiten Ausbreitung der Pflanze die Zusatzkosten im Gesundheitswesen und für volkswirtschaftliche Schäden zwischen 193 Millionen Euro und 1,192 Milliarden Euro pro Jahr liegen werden.

„Vor diesem Hintergrund sind wir natürlich sehr daran interessiert, eine Belastung mit Ambrosia-Pollen in Karlsruhe erst gar nicht entstehen zu lassen“, erläutert Klaus Stapf, Umweltbürgermeister der Stadt Karlsruhe, und ergänzt: „Die Stadt Karlsruhe hat in den letzten Jahren einige Ambrosia-Bestände im Stadtgebiet erfolgreich eindämmen können. Allerdings bleiben die schwer zu bekämpfenden Vorkommen an Straßen ein Problem. Ein durch das Land Baden-Württemberg bewilligtes Forschungsvorhaben eröffnet der Stadt Karlsruhe die Möglichkeit, auch dieser Ambrosia-Vorkommen Herr zu werden. Dabei handelt es sich um eine neue erfolgversprechenden Bekämpfungsmethode mit heißem Wasser, das System nennt sich WAVE, abgeleitet von Wave Weed Control.“

Der Raum Karlsruhe gilt als einer der Schwerpunkte der Ambrosia-Verbreitung in Baden-Württemberg. Dies wird durch die Einschleppung der Samen mit Vogelfutter sowie durch den Klimawandel begünstigt. Deshalb will auch Stapf mit der heutigen Aktion die Karlsruher Bevölkerung informieren und für die Problematik sensibilisieren. „Ziel ist, dass Ambrosia-Funde im Stadtgebiet noch früher gemeldet werden und im Sinne einer Allergieprävention noch vor der Blüte bekämpft werden können.“ 

Die landesweite Ambrosiameldestelle ist seit 2006 bei der LUBW angesiedelt. „Wir erfassen seitdem Ambrosia-Funde, beraten die baden-württembergische Verwaltung, Bürgerinnen und Bürger und veranlassen Bekämpfungsmaßnahmen. So konnten Ambrosia-Vorkommen in Baden-Württemberg zwar bereits in verschiedenen Regionen zurückgedrängt werden, beispielsweise zwischen Freiburg und Rastatt, im Stuttgarter und auch im Karlsruher Raum. Insgesamt jedoch hat sich die Beifuß-Ambrosie im Land weiter ausgebreitet. Wir müssen daher die Aktivitäten in Baden-Württemberg verstärken“, so LUBW-Referatsleiter Kai Höpker.


Hintergrundinformation

Der Weg der Beifuß-Ambrosie nach Europa
Die Samen der aus Nordamerika stammenden Beifuß-Ambrosie gelangten erstmals in Getreidefrachten Mitte des 19. Jahrhunderts mit dem Schiff nach Europa. Erst in den letzten Jahrzehnten hat sich die Beifuß-Ambrosie auch in Deutschland immer stärker ausgebreitet. Wahrscheinlich wird diese Entwicklung durch die zusätzliche Einschleppung der Samen mit Vogelfutter verursacht sowie durch den Klimawandel begünstigt. Aber auch geänderte Bewirtschaftungsmaßnahmen, die Zunahme von Brachflächen, die Kompostierung des Mähguts von Straßen und Grünanlagen sowie die Verteilung von samenhaltigen Erdaushub über Erdbörsen spielen bei der Ausbreitung der gesundheitsgefährdenden Pflanze eine wichtige Rolle.

Landesweite Ambrosia-Meldestelle bei der LUBW
Ein zentraler LUBW-Internetauftritt informiert über die Ambrosia. Hier können mit wenigen Klicks auch Ambrosia-Bestände gemeldet werden. Mithilfe der „Meine Umwelt-App“ ist dies auch schnell vor Ort möglich. Die „Meine Umwelt“-App wurde von der LUBW im Auftrag des baden-württembergischen Umweltministeriums entwickelt und kann gratis für das Betriebssystem Android bei Google Play, für iOS im Apple App Store und für Windows Phone 8 im Windows Phone Store heruntergeladen werden.

Erster nationaler Aktionstag gegen Ambrosia
Die Initiative für die bundesweite Aktion geht vom Umweltbundesamt in Berlin und dem Julius Kühn-Institut Bundesforschungsinstitut für Kulturpflanzen aus. Hier finden Sie weitere Informationen: www.jki.bund.de/


Wissenschaftliche Studie 
Born, W.; Gebhardt, O.; Gmeiner, J.; Rueff, F. (2012): Gesundheitskosten der Beifuß-Ambrosie in Deutschland. Umweltmed Forsch Prax 17 (2): 71-80.

Rückfragen
Bei Rückfragen wenden Sie sich bitte an die Pressestelle der LUBW. Telefon: +49(0)721/5600-1387 E-Mail: pressestelle@lubw.bwl.de