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null Baumaßnahmen im Stuttgarter Zentrum führen zu mehr Feinstaub in der Stadt

Im Jahr 2014 waren 14 Überschreitungstage im Stuttgarter Zentrum auf Baumaßnahmen zurückzuführen

23.10.2015
Die LUBW Landesanstalt für Umwelt, Messungen und Naturschutz Baden-Württemberg überwacht in Baden-Württemberg an 36 Luftmessstationen und 24 Spotmessstellen 13 Luftschadstoffe. Bei der jährlichen Analyse der einzelnen Feinstaubwerte stellten die Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter der LUBW fest, dass die Feinstaubkonzentrationen an den meisten verkehrsnahen Messstationen im Jahr 2014 im Vergleich zum Jahr 2013 zurückgegangen waren. Nur an den Stationen im Stuttgarter Zentrum, insbesondere an der Spotmessstelle Stuttgart Am Neckartor, verharrten die Werte auf Vorjahresniveau.

„Der generelle landesweite Rückgang der Feinstaubkonzentrationen vom 1. Quartal 2013 zum 1. Quartal 2014 war meteorologisch begründet und nichts Ungewöhnliches. Auffällig war jedoch, dass die Konzentrationen in Stuttgart diesem Trend nicht folgten“, erläutert Margareta Barth, Präsidentin der LUBW. „Vor allem der Anteil der gröberen Feinstaubpartikel (PM10) hatte im Vergleich zum Vorjahresquartal zugenommen. Das ist ein deutlicher Hinweis auf lokal erzeugte Grobstaubemissionen.“

Die LUBW untersuchte daraufhin die Feinstaubpartikel auf den Staubfiltern dieser beiden Messstationen genauer und fand erhöhte Anteile von Calcium, Magnesium und Aluminium. „Diese Stoffe sind typische Inhaltsstoffe von Mineralstäuben, wie sie im Umfeld von Baustellen auftreten und zeigen, dass die Ursache für die zusätzlichen Staubemissionen die Vielzahl an Baumaßnahmen rund um den Stuttgarter Bahnhof sind. Der mineralische Baustaub verteilt sich direkt von der Baustelle sowie durch den Transport von Baumaterial und -aushub. Deshalb waren die Feinstaubwerte sowohl an der Messstelle Stuttgarter Am Neckartor als auch am Arnulf-Klett-Platz erhöht“, so Barth.

Eine auf Basis der Inhaltsstoffanalysen durchgeführte Abschätzung ergab, dass im Jahr 2014 an der Spotmessstelle Stuttgart Am Neckartor im Mittel ungefähr 2 Mikrogramm pro Kubikmeter der Feinstaubimmissionen durch Bautätigkeiten im Umfeld der Messstelle verursacht wurden. Dies entspricht etwa 5 % der Feinstaubbelastung. Der durch Bautätigkeiten verursachte Zusatzbeitrag zu den Feinstaubkonzentrationen war im 1. Quartal 2014 mit 4,4 Mikrogramm pro Kubikmeter am höchsten und nahm im Laufe der folgenden Quartale kontinuierlich auf 1,6 Mikrogramm pro Kubikmeter ab. „An der Spotmessstelle Stuttgart Am Neckartor sind 14 der 64 im Jahr 2014 gemessenen Überschreitungen des Partikel PM10-Tagesmittelwertes von 50 Mikrogramm pro Kubikmeter auf die baustelleninduzierten Emissionen zurückzuführen“, erläutert Barth. Pro Kalenderjahr sind maximal 35 Überschreitungen zulässig. 

Die baustelleninduzierten Grenzwertüberschreitungen traten überwiegend im Februar und März auf. Aus toxikologischer Sicht sind solche baustelleninduzierten Mineralstaubemissionen deutlich weniger problematisch als beispielsweise Emissionen aus Verbrennungsprozessen, wie Fahrzeugemissionen oder Heizungsanlagen. Mineralstaubpartikel bestehen im Wesentlichen aus gesundheitlich unbedenklichen Substanzen und werden aufgrund ihrer Größe weniger gut von der Lunge aufgenommen. 

Die Einführung von Umweltzonen und anderer Maßnahmen zur Luftreinhalteplanung haben in Baden-Württemberg und Stuttgart in den letzten Jahren zu einer deutlichen Verbesserung der Luftqualität geführt. Trotzdem werden die in der 39. BImSchV (39. Verordnung zur Durchführung des Bundes-Immissionsschutzgesetzes) festgelegten Immissionsgrenzwerte für Feinstaub (Partikel PM10) weiterhin nicht an allen Stuttgarter Messpunkten eingehalten. Kritisch ist hier insbesondere die Station Stuttgart Am Neckartor, an welcher der Immissionsgrenzwert auch im Jahr 2015 nicht eingehalten werden kann. Stand 19. Oktober 2015 wurde der zulässige Tagesmittelwert an der Messstelle Stuttgart Am Neckartor bereits an 44 Tagen überschritten.

Der Bericht „Untersuchung erhöhter Partikel PM10-Immissionen im Stadtzentrum von Stuttgart“ kann auf der Webseite der LUBW als PDF-Dateiheruntergeladen werden.

Hintergrundinformation:

Luftmessnetz Baden-Württemberg

Das Luftmessnetz Baden-Württemberg dient der Langzeitüberwachung von Luftschadstoffen. Die langjährigen Messreihen lassen Aussagen über die zeitliche Entwicklung der Luftbelastung zu. Die Anzahl der Messstellen und ihre räumliche Anordnung im Land gewährleisten eine flächendeckende Überwachung der Luftqualität. An den Stationen des Luftmessnetzes werden je nach Lage und lokaler Immissionssituation folgende Luftschadstoffe gemessen.
• Stickstoffdioxid (NO2) 
• Partikel PM10 und PM2,5
• Ozon (O3)
• Schwefeldioxid (SO2)
• Kohlenmonoxid (CO)
• Ammoniak (NH3)
• Benzol (C6H6)
• Arsen (As) als Gesamtgehalt in der PM10-Fraktion
• Benzo[a]pyren (C20H12, B[a]P) als Gesamtgehalt in der PM10-Fraktion
• Blei (Pb) als Gesamtgehalt in der PM10-Fraktion
• Kadmium (Cd) als Gesamtgehalt in der PM10-Fraktion 
• Nickel (Ni) als Gesamtgehalt in der PM10-Fraktion
• Ruß in der PM10-Fraktion

Das Luftmessnetz Baden-Württemberg besteht derzeit aus 8 Verkehrsmessstationen, 26 Messstationen im städtischen Hintergrund und 2 Messstationen im ländlichen Hintergrund. Verkehrsmessstationen werden an verkehrsreichen Straßen betrieben, städtische Hintergrundstationen in Wohngebieten mit einer dichten Bebauung ohne unmittelbaren Einfluss von Verkehr oder anderen lokalen Emissionsquellen. Ländliche Hintergrundmessstationen liegen weitab von durch den Menschen erzeugten Emissionen. Alle diese Messstationen des Luftmessnetzes werden langfristig betrieben.

Spotmessstellen 

Spotmessstellen werden seit dem Jahr 2003 an Straßen mit einer hohen Verkehrsbelastung und schlechten Ausbreitungsbedingungen aufgestellt, also an Stellen, an denen beispielsweise die baulichen Gegebenheiten keine schnelle Durchlüftung der Straßen ermöglichen. Die Standortbedingungen sind somit vergleichbar mit denen der Verkehrsmessstationen. Im Gegensatz zu den Verkehrsmessstationen handelt es sich bei den Spotmessungen aber um zeitlich befristete Messungen. Werden die Grenzwerte an einer Spotmessstelle drei Jahre lang eingehalten, wird sie wieder abgebaut und an einer anderen verkehrsreichen Straße in Baden-Württemberg platziert. Die Spotmessstelle „Am Neckartor“ wurde im Jahr 2003 aufgestellt. Seitdem werden die Werte hier jährlich deutlich überschritten. Derzeit werden in Baden-Württemberg 24 Spotmessstellen betrieben.
Rückfragen
Bei Rückfragen wenden Sie sich bitte an die Pressestelle der LUBW. Telefon: +49(0)721/5600-1387 E-Mail: pressestelle@lubw.bwl.de