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null Bodensee: Winter war für eine Durchmischung nicht kalt genug

LUBW: Sauerstoffversorgung auch von niedrigen Nährstoffgehalten abhängig

Abbildung zeigt schematisch die Wasserzirkulation bei langanhaltenden winterlichen Temperaturen und rechts die Stagnation bzw. Schichtung bei sommerlichen Temperaturen. Quelle: LUBW
Abbildung zeigt schematisch die Wasserzirkulation bei langanhaltenden winterlichen Temperaturen und rechts die Stagnation bzw. Schichtung bei sommerlichen Temperaturen. Quelle: LUBW
09.06.2021

Im hydrologischen Winterhalbjahr 2020/21 war es für eine Durchmischung des Bodensees wieder nicht kalt genug. Die letzte vollständige Durchmischung des Bodensees fand Ende des Winterhalbjahres 2017/18 statt.

Nur im Winterhalbjahr kann das Wasser im Bodensee von der Oberfläche bis auf den Seegrund zirkulieren und so tiefergelegene Regionen mit Sauerstoff versorgen. Voraussetzungen sind winterliche Temperaturen, die über einen längeren Zeitraum anhalten.

Klimawandel ist in der Tiefe des Bodensees angekommen

Die Jahresmittelwerte der Lufttemperatur am Bodensee lagen in den Jahren 1991 bis 2020 im Durchschnitt um 1,3 Grad höher als in den rund drei Jahrzehnten davor. Gleiches gilt für die Wassertemperatur an der Seeoberfläche, die im Vergleichszeitraum um rund 1,2 Grad Celsius gestiegen ist. Diese Temperaturanstiege beeinflussen auch die Wassertemperatur in 250 Metern Tiefe.

„Im Jahr 2020 wurde für die durchschnittliche Tiefenwassertemperatur der außergewöhnlich hohe Wert von 4,9 Grad Celsius ermittelt“ so Eva Bell, Präsidentin der LUBW Landesanstalt für Umwelt Baden-Württemberg und weiter: „Dies ist ein Rekordwert, der zeigt, der Klimawandel wirkt sich bereits bis in die Tiefe des Bodensees aus.“

Abbildung zeigt die langjährigen Entwicklungen der Lufttemperatur, der oberflächlichen Wassertemperatur in 0,5 Metern Wassertiefe und der Tiefenwassertemperatur am Messpunkt Fischbach-Uttwil in 250 Metern Wassertiefe.

Phosphat und Algen

„Es ist nun besonders wichtig, den Nährstoffgehalt im Wasser auf einem natürlichen Niveau zu halten, um die Sauerstoffversorgung zu sichern“, betont Bell. Gelangt zum Beispiel zu viel Phosphat in den Bodensee, vermehren sich Algen und weitere Mikroorganismen stärker. Sterben diese ab, sinken sie auf den Seeboden und werden dort unter Sauerstoffverbrauch abgebaut. Die Sauerstoffwerte in der Nähe des Seegrundes können dann in den Jahren mit schlechter Zirkulation kritische Werte erreichen.

Diese Entwicklung konnte im Bodensee in den 1960er bis 1980er Jahre beobachtet werden, als Phosphat aus ungeklärten Abwässern in den Bodensee gelangte. Erst mithilfe von Kläranlagen, die den Phosphatgehalt im Bodensee deutlich senkten, erholte sich der Sauerstoffgehalt im Bodensee in den 1990er Jahren. Mit den ansteigenden Wassertemperaturen wäre eine Zunahme der Phosphatgehalte schädlich.

Abbildung zeigt: Nachdem in der 1970er Jahren die Sauerstoffkonzentration im Bodensee aufgrund des erhöhten Phosphateintrages stark gesunken ist, hat sich das Niveau in den 1990er und 2000er Jahren wieder erholt. Ein niedriger Phosphatgehalt ist im Hinblick auf die seltener werdende Durchmischung aufgrund des Klimawandels eine wichtige Voraussetzung für ein gesundes Sauerstoffniveau im Tiefenwasser des Bodensees. Quelle: LUBW

 

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