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null Bürgerinnen und Bürger engagieren sich für den Schutz von Amphibien und Reptilien

Im Jahr 2017 wird in Baden-Württemberg das hundertste Projekt mithilfe des Förderprogramms „Impulse für die Vielfalt“ realisiert

17.05.2017

GEMEINSAME PRESSEMITTEILUNG DER LUBW LANDESANSTALT FÜR UMWELT, MESSUNGEN UND NATURSCHUTZ BADEN-WÜRTTEMBERG, ENBW ENERGIE BADEN-WÜRTTEMBERG AG UND STADT ETTLINGEN

Das EnBW-Förderprogramm „Impulse für die Vielfalt“ zum Schutz von Amphibien und Reptilien unterstützt seit dem Jahr 2011 erfolgreich das gesellschaftliche Engagement für den Artenschutz in Baden-Württemberg. In diesem Jahr wird das 100. Projekt realisiert. Das Förderprogramm wurde gemeinsam von der LUBW Landesanstalt für Umwelt, Messungen und Naturschutz Baden-Württemberg und der EnBW Energie Baden-Württemberg AG ins Leben gerufen. LUBW und EnBW zogen am heutigen Mittwoch eine positive Gesamtbilanz. Anlass war ein Vor-Ort-Termin bei einem erfolgreichen Projekt zur Förderung von Amphibien im Hägenichgraben in Ettlingen.

70 Prozent aller Amphibien- und Reptilienarten in Deutschland sind gefährdet

Der Staatssekretär des Ministeriums für Umwelt, Klima und Energiewirtschaft Baden-Württemberg, Andre Baumann, erläuterte dabei, dass der Rückgang der Amphibien dramatisch sei: „Der Rückgang der Arten ist alarmierend. Mehr als 70 Prozent aller in Deutschland vorkommenden Amphibien- und Reptilienarten sind gefährdet oder extrem selten! In den vergangenen 100 Jahren ist über 90 bis 95 Prozent der Amphibienbiomasse zurückgegangen. Die Rote Liste zeigt, dass über 40 Prozent der einheimischen Tierarten bedroht oder extrem selten sind. 3 Prozent gelten als ausgestorben“, erläuterte Baumann. „Wir müssen den Natur- und Artenschutz in den Mittelpunkt unseres Handels stellen - in allen Politikbereichen und auch in der Wirtschaft. Die Bewahrung der Schöpfung ist nicht nur Auftrag, sondern sichert auch die Basis des Lebens auf dem Planeten. Das EnBW-Förderprogramm ‚Impulse für die Vielfalt‘ und viele Projekte des 111-Artenkorbs unterstützen den Naturschutz im Land.“

EnBW-Förderprogramm wird gesamtgesellschaftlich angenommen

In den letzten sechs Jahren wurden 91 Projekte zum Schutz von Amphibien und Reptilien dank der Fördergelder der EnBW Realität. In ganz Baden-Württemberg entstanden neue Laichgewässer oder Eiablageflächen, Sommer- oder Winterquartiere wurden angelegt, vorhandene Biotope gestaltet oder wiederhergestellt. Die bisher bewilligten Projekte wurden von unterschiedlichsten gesellschaftlichen Gruppen realisiert:

  • 38 % von Städten und Gemeinden,
  • 26 % von Naturschutzorganisationen,
  • 23 % von Vereinen,
  • 10 % durch Privatpersonen,
  • 2 % von Hochschulen und Schulen,
  • 1% kirchliche Projekte.

Qualität der geförderten Maßnahmen durch Fachjury gewährleistet

Margareta Barth, Präsidentin der LUBW, bestätigte die Qualität der umgesetzten Projekte. Mithilfe eines von der LUBW koordinierten Fachgremiums wird sichergestellt, dass Projekte gefördert werden, die ökologisch wertvoll sind und langfristig Aussicht auf Erfolg haben. „Wir haben in den ersten sechs Jahren 161 Anträge erhalten und geprüft. 91 Projekte erfüllten die fachlichen Kriterien des Gremiums und wurden gefördert. Auch Anfang 2017 haben wir 19 sehr gute Anträge erhalten, sodass in diesem Jahr das 100. Projekt zur Förderung kommt.“ Barth dankte bei dieser Gelegenheit ausdrücklich der Arbeit der Fachjury aus Landesvertretern und Artenexperten.

EnBW-Förderprogramm als Plattform für gemeinschaftliches Engagement im Artenschutz

„Wir freuen uns, dass unser Förderprogramm so gut angenommen wird“, so Dr. Bernd Calaminus, Leiter Umwelt der EnBW. „Eine ausreichende finanzielle Unterstützung von Umweltschutzaktivitäten ist sicherlich wichtig. Zur Schaffung attraktiver Lebensräume, die einen nachhaltigen Beitrag zum Artenschutz liefern, bedarf es aber darüber hinaus auch des gemeinschaftlichen Engagements verschiedenster Partner. Das EnBW-Förderprogramm bietet hierfür eine geeignete Plattform und unterstützt maßgeblich die Umsetzung von Artenschutzmaßnahmen wie den vorbildlichen naturnahen Ausbau des Hägenichgrabens hier auf der Gemarkung der Stadt Ettlingen.“

Vorzeigeprojekt der Stadt Ettlingen

Eines dieser Projekte liegt am Hägenichbruch im Stadtgebiet Ettlingen. Es erhielt im Jahr 2016 eine zweite Förderung, da es mit seinem großflächig angelegten Konzept die Fachjury ein weiteres Mal überzeugen konnte. Treibende Kraft ist Peter Zapf, Umweltkoordinator der Stadt Ettlingen. Bereits im Jahr 2014 wurde im Rahmen einer Ausgleichsmaßnahme ein Teil der betonierten Sohlenschalen im Hägenichgraben entfernt und ein 240 Meter langer Abschnitt renaturiert. Ein angrenzender Amphibienteich wurde entschlammt und das Ufer wieder freigestellt. Zielart war zunächst der Kammmolch, der in diesem Gebiet heimisch ist und besonnte Teiche und Gräben als Lebensraum benötigt.

„Die Renaturierung des Grabens steht im Mittelpunkt der langjährig angelegten Maßnahme. Sie wird ergänzt durch die Wiederherstellung und Optimierung älterer Amphibienteiche zur Entwicklung des Lebensraums für den Kammmolch sowie den Springfrosch und weitere Amphibienarten.“

In den Jahren 2015 und 2016 wurden mithilfe der EnBW-Förderung weitere Abschnitte des betonierten Bettes des Hägenichgrabens wieder in ein ökologisches Gewässerbett umgewandelt. Heute sind rund 550 Meter des Hägenichgrabens renaturiert und den Amphibien steht ein größerer Teich zur Verfügung, dessen Größe in Abhängigkeit des Grundwasserspiegels schwankt. Weitere an den Hägenichgraben angrenzende Tümpel sollen in den kommenden Jahren wieder hergestellt werden. Bei einer Kartierung im Frühjahr 2016 konnten bereits 28 adulte Kammmolche, zahlreiche Berg- und Teichmolche, Gras- und Springfrösche sowie Feuersalamander und eine Ringelnatter gezählt werden.

 

Hintergrundinformation

EnBW-Förderprogramm „Impulse für die Vielfalt“

Das landesweite Förderprogramm der EnBW für Amphibienschutz „Impulse für die Vielfalt“ startete im Jahr 2011. Es wurde im Rahmen des ‚111-Arten-Korbes‘ des Landes Baden-Württemberg gemeinsam von der LUBW Landesanstalt für Umwelt, Messungen und Naturschutz Baden-Württemberg und der EnBW Energie Baden-Württemberg AG ins Leben gerufen. Das Förderprogramm leistet einen wichtigen Beitrag, um die Lebensräume heimischer Amphibienarten landesweit zu verbessern und den Amphibienbestand mittel- bis langfristig positiv zu entwickeln. Im Jahr 2016 wurde die Förderung auf Projekte für Reptilien erweitert. Jedes Jahr können Anfang des Jahres Anträge für das laufende Jahr gestellt werden. Ein Fachgremium bewertet die eingegangenen Vorschläge und die Antragssteller erhalten dann Zuschüsse für das laufende Jahr. Die EnBW finanziert das Programm als Ergänzung zu ihren bestehenden Umweltschutzmaßnahmen.

 

Antragsteller: Anträge von 2011 bis 2016 in absoluten Zahlen und Prozenten

 

 

Öffentlichkeitskampagne „Aktiv für die Biologische Vielfalt“ 

Mit der Aktion „Aktiv für die Biologisch Vielfalt“ unterstützt das Land Baden-Württemberg die bisherigen Anstrengungen zum Erhalt der Biodiversität. Vielfältige Maßnahmen des Naturschutzes haben – trotz vieler Teilerfolge – bislang nicht verhindern können, dass auch heute noch über ein Drittel unserer heimischen Tier- und Pflanzenarten als gefährdet gelten müssen. Die aus vier Bausteinen aufgebaute Kampagne hat zwei Hauptziele: Zum einen sollen die Lebensbedingungen für unsere heimischen Tier- und Pflanzenarten vor Ort tatkräftig und nachhaltig verbessert werden, zum anderen soll das Bewusstsein für den Wert der biologischen Vielfalt stärker in der öffentlichen Meinung verankert werden. Der zentrale Baustein für die Öffentlichkeitsarbeit ist der „111-Arten-Korb“. Gemeinsam mit den Naturschutzverbänden und Experten wurden 111 Tier- und Pflanzenarten ausgewählt, die unsere Unterstützung benötigen und für die Baden-Württemberg eine besondere Verantwortung trägt. Sie stehen als Vertreter („Gesichter“) für zahlreiche weitere gefährdete Arten und ihre Lebensräume. Es sind bunte, auffällige Arten darunter wie der blauschillernde Eisvogel und farbenprächtige Orchideen, aber auch Arten, deren Schönheit sich erst auf den zweiten Blick offenbart. Für diese 111 Arten setzen sich engagierte Projektpartner aus den unterschiedlichsten gesellschaftlichen Bereichen ein, um mit zahlreichen Aktionen die Lebensbedingungen dieser Arten vor Ort nachhaltig zu verbessern. 

Webseite: „Aktiv für die Biologische Vielfalt““.

 

„111-Arten-Korb“ – ein Baustein des Aktionsplans „Aktiv für die Biologische Vielfalt“

Der „111-Artenkorb“ ist ein Baustein der Öffentlichkeitskampagne „Aktiv für die Biologische Vielfalt“ des Landes Baden-Württemberg. Er enthält 111 Tier- und Pflanzenarten, für die Baden-Württemberg eine besondere Verantwortung übernehmen will, um deren Lebensräume und Populationen zu sichern und zu stärken. Mit verschiedenen Partnern aus unterschiedlichen gesellschaftlichen Bereichen sollen Aktionen und Projekte für diese Arten durchgeführt werden. Beteiligen können sich Städte, Gemeinden, Vereine, Kirchen, Schulen, Kindergärten, Bürgergruppen, Unternehmen aber auch Einzelpersonen. Ziel ist neben der Verbesserung der Lebensbedingungen der heimischen Tier- und Pflanzenarten die Sensibilisierung der Bevölkerung für das Thema Biodiversität.

Webseite: „111-Arten-Korb“

 

 

Rückfragen
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