Pressemitteilungen

null Das grenzübergreifende Netzwerk LOGAR

Deutsch-französische Zusammenarbeit beim Grundwasserschutz am Oberrhein

06.11.2014
Gemeinsame Prognoseinstrumente für die Belastung des Grundwassers mit Nitrat und Pflanzenschutzmitteln

GEMEINSAME PRESSEMITTEILUNG 
der LUBW Landesanstalt für Umwelt, Messungen und Naturschutz Baden-Württemberg und der Région Alsace


Margareta Barth, Präsidentin der Landesanstalt für Umwelt, Messungen und Naturschutz Baden-Württemberg (LUBW) und Monique Jung, Vizepräsidentin des Conseil Régional d’Alsace gaben heute, am 6. November 2014, die Einrichtung eines länderübergreifenden Koordinierungsnetzwerks für den Schutz des Grundwassers im Oberrheingraben bekannt. Vor allem Nitrat und Pflanzenschutzmittel belasten momentan das Grundwasservorkommen. Jung und Barth tauschten sich im Rahmen des Experten-Netzwerks LOGAR (Länderübergreifende Organisation für Grundwasserschutz am Rhein) mit rund 70 Fachleuten in Straßburg über geeignete Prognoseinstrumente aus und diskutierten die Ergebnisse aktueller Modellrechnungen. Modellrechnungen ermöglichen Betrachtungen zur räumlichen Verteilung und zeitlichen Entwicklung der Grundwasserbelastung mit Nitrat und Pflanzenschutzmitteln.

Barth und Jung erläuterten zum Auftakt des vom LOGAR-Netzwerk veranstalteten Fachseminars “Grundwasserschutz links und rechts des Oberrheins“ die Entwicklung der grenzübergreifenden Zusammenarbeit, die bereits 1991 aufgenommen wurde. Jung betonte, Ziel des gemeinsamen Handelns sei: „Der Schutz und die Wiederherstellung der Grundwasserqualität, um künftigen Generationen eine Trinkwasserversorgung ohne vorherige Aufbereitung sicherzustellen.“ Sie erklärte weiter: „Für mich ist besonders erfreulich, dass nach gut 20 Jahren die Zusammenarbeit über den Rhein hinweg institutionalisiert wurde.“ Barth ergänzte: „Fast alle deutschen und französischen Gemeinden entlang des Oberrheins nutzen das Grundwasser zur Trinkwasserversorgung. Hinzu kommt eine Vielzahl von Betrieben, die ihren Brauchwasserbedarf aus dem Grundwasser decken. Deshalb ist es unser gemeinsames Ziel, das Grundwasser auf beiden Seiten des Rheins so zu schützen, dass es möglichst ohne Aufbereitungsmaßnahmen genutzt werden kann.“

Auf seinem Weg durch das Oberrheingebiet fließt das Grundwasser auf beiden Seiten des Rheins über die gesamte Breite des Grabens und stellt eine der umfangreichsten Trinkwasserressourcen Mitteleuropas dar. Mit einem Volumen von 65 bis 80 Milliarden Kubikmetern Wasser im Untergrund zwischen Basel und Karlsruhe verfügt das Oberrheingebiet über eine natürliche Ressource von maßgeblicher Bedeutung für die regionale Entwicklung.

Für die Modellrechnungen werden neben hydrologischen und wasserwirtschaftlichen Informationen (wie Grundwasserneubildung, oberirdische Gewässer, Entnahmen, Grundwasserstände usw.) umfangreiche Daten zur Geologie sowie über Bodenarten, Flächennutzung und über die maßgeblichen Formen der landwirtschaftlichen Bewirtschaftung im Oberrheingraben benötigt. Die Berechnungen sollen Aufschluss darüber geben, wie sich Maßnahmen und Bewirtschaftungsweisen auf das Grundwasser auswirken.

Im Rahmen des Fachseminars stellten die französischen und deutschen Experten die neuesten Ergebnisse vor und besprachen das weitere Vorgehen. Dies betrifft vor allem die Weiterentwicklung und Optimierung des digitalen Modellsystems und die Frage, welche politischen und fachlichen Maßnahmen in die Szenarienberechnungen mithilfe des Grundwassermodells einfließen sollen. Bisher befassten sich die Untersuchungen vor allem mit der Nitratproblematik. Künftig soll im Rahmen der grenzüberschreitenden Zusammenarbeit das noch komplexere Thema der Pflanzenschutzmittel aufgegriffen werden.
Bisherige Modellierungsuntersuchungen haben beispielsweise gezeigt, dass sich bei einem Verzicht auf Düngung in Wasserschutzgebieten der Nitratgehalt in diesen Bereichen innerhalb von rund 30 Jahren im Mittel halbiert.

Hintergrundinformation:

Seit 1991 wurden in mehreren von der EU geförderten Projekten der hydrogeologische Zustand und die Grundwasserqualität im Oberrheingraben erhoben und dokumentiert. Schwerpunkte dieser Arbeiten waren die hydrologische Kartierung der Oberrheinebene ab 1991, eine erste Bestandsaufnahme der Grundwasserqualität im Jahr 1997 und die Erkundung des sehr tiefen, rheinnahen Grundwasserleiters zwischen Fessenheim und Breisach, um die Grundlagen für die Modellierung der dortigen Salzbelastung zu schaffen. Schon sehr früh wurde auch mit der Entwicklung eines digitalen Modellsystems begonnen. Ziel dieser Arbeiten war es, die weitere Entwicklung vorhandener Belastungen unter Berücksichtigung von Verbesserungsmaßnahmen abschätzen zu können und Unterstützung für einen vorausschauenden Grundwasserschutz zu schaffen. Mit einem Modellsystem kann simuliert werden, wie sich die Gehalte an verschiedenen Schadstoffen im Grundwasser entwickeln und verändern.

Am 5. November 2012 wurde eine Rahmenvereinbarung zwischen elsässischen und baden-württembergischen Institutionen über die zukünftige, projektunabhängige Zusammenarbeit abgeschlossen und dadurch die Projektarbeit institutionalisiert. Ein Lenkungsausschuss gibt die Ziele vor und steuert die Arbeiten. Ein Fachausschuss koordiniert und führt die einzelnen Arbeitsschritte durch.

Die Rahmenvereinbarung wurde auf elsässischer Seite unterzeichnet von der Région Alsace, der Agence de l´Eau Rhin-Meuse (AeRM), der Direction Régionale de l´Environnement, de l´Aménagement et du Logement (DREAL) und dem Bureau de Recherches Géologiques et Minières (BRGM) sowie auf deutscher Seite vom Ministerium für Umwelt, Klima und Energiewirtschaft Baden-Württemberg, der Landesanstalt für Umwelt, Messungen und Naturschutz Baden-Württemberg (LUBW) und dem Landwirtschaftlichen Technologiezentrum Augustenberg (LTZ). Weitere assoziierte Partner sind die Association pour la Protection de la Nappe Phréatique de la Plaine d’Alsace (APRONA), die Association pour la Relance Agronomique en Alsace (ARAA), Fédération Régionale de Défense contre les Organismes Nuisibles (FREDON) und das Regierungspräsidium Freiburg (Abt. Landwirtschaft und Landesamt für Geologie, Rohstoffe und Bergbau).
Rückfragen
Bei Rückfragen wenden Sie sich bitte an die Pressestelle der LUBW. Telefon: +49(0)721/5600-1387 E-Mail: pressestelle@lubw.bwl.de