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null Dem Rückzug der Laubfrösche muss Einhalt geboten werden

Eine von 111 Arten, die unsere Hilfe benötigt

15.08.2008
Noch vor wenigen Jahrzehnten war der Laubfrosch in ganz Mitteleuropa verbreitet. In alten Schriften Württembergs wurde er als „Allerweltsbürger, der zur Zeit kein tieferes Interesse beansprucht“ bezeichnet. Dies hat sich geändert. Dramatische Rückgänge in den letzten Jahren haben dazu geführt, dass keine größeren geschlossenen Verbreitungsgebiete mehr existieren. 

Zwar fehlen landesweite Zahlen, aber regionale Beobachtungen bestätigen den kontinuierlichen Rückgang dieser Art. Beispielsweise war bei einer Untersuchung in der Umgebung von Rutesheim und Renningen (Landkreis Böblingen) das Erlöschen aller fünf bisherigen Populationen festzustellen. Das Hauptverbreitungsgebiet des Laubfroschs in Baden-Württemberg ist der Oberrheingraben. Bis vor wenigen Jahrzehnten gab es hier noch ein geschlossenes Verbreitungsgebiet von Basel bis Mannheim. Von diesem sind jedoch meist nur noch einzelne, isolierte Vorkommen übriggeblieben. 

„Die dramatischen Rückgänge der Laubfroschbestände wurden vor allem durch wasserbauliche Maßnahmen, Veränderungen des Grundwasserspiegels sowie Umwandlung von extensivem Feuchtgrünland in Intensivgrünland oder Acker verursacht“, teilte die Präsidentin der LUBW Landesanstalt für Umwelt, Messungen und Naturschutz Baden-Württemberg Margareta Barth heute (15.08.2008) in Karlsruhe mit. Aber auch der Verbau und die Zerschneidung der Tallandschaften sowie die Zerstörung der Laichgewässer seien dafür verantwortlich, dass der Laubfrosch heute stark gefährdet ist und in die Rote Liste der gefährdeten Amphibienarten Baden-Württembergs aufgenommen werden musste. 

Um dem Laubfrosch wieder auf die Sprünge zu helfen, muss vor allem der Zerstörung seiner Laichgewässer Einhalt geboten werden. Durch viele kleine Einzelmaßnahmen müssen die Restbestände mit einem Netz fischfreier Kleingewässer gefördert werden. Darüber hinaus sollten bestehende Laichgewässer vor übermäßigem Nährstoffeintrag, Verschlammung und Fischbesatz geschützt werden. 

Hierbei kann jeder aktiv werden, der einen Garten besitzt. Der Laubfrosch hat sehr bescheidene Ansprüche an seine Laichgewässer und siedelt sich oftmals auch in kleinen Gartenteichen an. Der Teichbesitzer muss sich allerdings im Klaren sein, dass dann im Sommerhalbjahr für lautstarke abendliche Unterhaltung gesorgt wird. Das „äp-äp-äp“ des Laubfrosches kann man in stillen Nächten bis zu einem Kilometer weit hören. Direkt am Teich, einen halben Meter vom rufenden Frosch entfernt kann die Lautstärke bis zu 90 dB erreichen. 

Durch ihre lautstarke Selbstdarstellung werben die Männchen um die Gunst der „Froschköniginnen“. Doch einige wenige Männchen – etwa 2% – rufen überhaupt nicht, sondern sparen sich die Energie. Als „Balz-Schmarotzer“ lauern sie in der Nähe ihrer rufenden Konkurrenten, um sich unbemerkt von den anderen mit einem angelockten Weibchen zu paaren. 

Die Bezeichnung als „Wetterfrosch“ hat der Laubfrosch bekommen, weil er als einzige heimische Amphibienart gut klettern kann. Bei schönem Wetter steigt er dabei zur Insektenjagd höher als bei Regen. Dieses Verhalten sollte heutzutage nur noch in freier Natur beobachtet werden. Im Glasgefäß mit Leiter darf man ihn als geschützte Art nicht mehr halten. 

Zusammen mit dem Laubfrosch wurden von der LUBW gemeinsam mit dem Ministerium für Ernährung und Ländlichen Raum für den „Aktionsplan Biologische Vielfalt“ der Landesregierung insgesamt 111 Arten, die besonders auf unsere Hilfe angewiesen sind, ausgewählt. Darunter befinden sich beispielsweise Hirschkäfer, Gelbbauchunke, Mehlschwalbe, Feldlerche, Kreuzotter, Mauereidechse, Feldhamster, Fledermäuse und Pflanzen wie der Gelbe Frauenschuh oder das Breitblättrige Knabenkraut. 

Mit verschiedenen Partnern aus unterschiedlichen gesellschaftlichen Bereichen sollen Aktionen und Projekte für diese Arten durchgeführt werden. Jeder kann mitmachen, egal ob als Bürger, Verein, Kirche, Schule, Verband oder Unternehmen. Informationen zu allen 111 Arten des Aktionsplans sind im Internet unter www.aktionsplan-biologische-Vielfalt.de zu finden. 


LUBW Landesanstalt für Umwelt, Messungen 
und Naturschutz Baden-Württemberg 
Postfach 10 01 63, 76231 Karlsruhe 
Telefon +49(0)721/5600 -1300 
Telefax +49(0)721/5600 -1324 
Email pressestelle@lubw.bwl.de 
Diese Pressemitteilung ist auch im Internet abrufbar unter: 
http://www.lubw.baden-wuerttemberg.de 


Zusatzinformation 

Das ideale Laubfroschgewässer ist flach, gut besonnt und vor allem fischfrei, da der Laubfrosch konkurrenzschwach ist. Er überlebt am besten in neu entstandenen oder nur zeitweise existierenden Kleingewässern, die nur von wenigen anderen Tieren besiedelt sind. Die Kaulquappen des Laubfrosches schweben frei im Wasser und verstecken sich nicht wie die Larven anderer Amphibien. Daher werden sie in länger bestehenden Gewässern, in denen auch Fische dauerhaft überleben können, zum „gefundenen Fressen“ für diese. Die flachen Laubfrosch-Wohngewässer dürfen deshalb im Sommer nach Entwicklung der Kaulquappen zu fertigen Fröschlein durchaus austrocknen, denn nur so ist garantiert, dass Fische als Fressfeinde im Laubfroschteich nicht überleben können. 

Weitere Informationen finden Sie im Artensteckbrief des „Aktionsplans Biologische Vielfalt“.
Rückfragen
Bei Rückfragen wenden Sie sich bitte an die Pressestelle der LUBW. Telefon: +49(0)721/5600-1387 E-Mail: pressestelle@lubw.bwl.de