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null Ein Ziel - viele Orte: Globaler Artenschutz beginnt vor der Haustür

Baden-Württemberg: Vom 111-Arten-Korb zur Äskulapnatter bis hin zur Biodiversitätsberatung der Landwirtschaft

21.11.2013
Der Zeitraum 2011-2020 wurde zur UN-Dekade der Biologischen Vielfalt ausgerufen. Sie soll die Menschen für den Wert einer artenreichen Flora und Fauna sensibilisieren. Vor elf Jahren wurde auf dem Umweltgipfel der Vereinten Nationen in Rio de Janeiro der Schutz der biologischen Vielfalt als globales Ziel formuliert und von Deutschland ratifiziert. Ein Ziel, das nur durch zahlreiche regionale Projekte und ehrenamtliche Helfer gesichert werden kann.
 
Die neueste Veröffentlichung der Reihe „Naturschutz und Landschaftspflege in Baden-Württemberg“ gibt spannende Einblicke in zahlreiche Naturschutzprojekte, die in den letzten acht Jahren in Baden-Württemberg entstanden sind und sich für die biologische Vielfalt in unserer Heimat einsetzen. Herausgeber ist die LUBW Landesanstalt für Umwelt, Messungen und Naturschutz Baden-Württemberg, das Kompetenzzentrum des Landes in Fragen des Natur- und Umweltschutzes. 

Fledermauskästen aufhängen, Halbtrockenrasen für den Kreuzenzian-Ameisenbläuling pflegen, Laichgewässer für die Gelbbauchunke anlegen, Kirchengebäude für hier nistende Vogelarten zugänglich machen - mehr als 50 unterschiedliche Projekte wurden bisher im Rahmen des 111-Arten-Korbes verwirklicht. Schulen, Kirchen, Verbände und Vereine, Bürgerinnen und Bürger packen mit an, um die zahlreichen Artenschutzmaßnahmen für 111 ausgewählte Tier- und Pflanzenarten in Baden-Württemberg umzusetzen. Eine Herausforderung für die Organisatoren und eine erfüllende Aufgabe für zahlreiche regionale Gruppen. Eine wichtige Rolle spielen Paten, oft ortsansässige Unternehmen, die durch ihre finanzielle Unterstützung die Umsetzung der Projekte erst ermöglichen. 

Im Odenwald kümmert sich die Arbeitsgemeinschaft Äskulapnatter um deren Bestand. Die wenig angriffslustige und ungiftige Natter steht auf der Roten Liste Baden-Württembergs und kommt hier nur noch im südlichen Odenwald vor. Ihre charakteristischen Lebensräume sind Wiesenhänge, Streuobstwiesen und Viehweiden. Regelmäßig bestimmen die Mitglieder der Arbeitsgemeinschaft die Population, beobachten die Veränderungen des Lebensraumes und sorgen für geeignete Eiablageplätze. 

Die Lebensräume von Wildkatze, Baummarder, Dachs, Haselmaus, Wimper- und Wasserfledermaus sowie Feldhase werden durch unsere Straßen zerschnitten. Besonders die stark befahrene Autobahn 5 trennt die Rheinauen komplett vom Schwarzwald ab und teilt den weitläufigen Lebensraum unserer heimischen Wildkatzen. Aufgabe der Regierungspräsidien ist es, geeignete Stellen für Querungshilfen zu finden und zu realisieren. 

Auch die Vielfalt der Pflanzenwelt muss für eine intakte Umwelt erhalten werden. Artenreiche Ackerwildkräuter gehören zu den am stärksten gefährdeten Biotoptypen in Deutschland. Selten gewordene Pflanzen wie das rote Adonisröschen, der Acker-Goldstern oder der gelbe Acker-Hahnenfuß machen den Spaziergang in der Feldflur erst zum malerischen Erlebnis in einer immer intensiver genutzten Landwirtschaftsfläche. Daher beschäftigt sich das Projekt „Biotopverbund Württembergischer Riesrand“ auch intensiv mit dem Schutz von Ackerwildkräutern. 

Im Zollernalbkreis wird seit 2010 für den Erhalt der artenreichen und bunten Heuwiesen auf dem Großen Heuberg gekämpft. Durch den Betrieb von Biogasanlagen und den Umstieg von Heu- zur Silagewirtschaft hat sich die Nutzung des Grünlandes stark intensiviert und vielerorts die artenreichen Heuwiesen verdrängt. Deshalb schließen die regionalen Naturschutzbehörden mit den örtlichen Landwirten Landschaftspflegeverträge ab, damit diese ihre Wiesen weiterhin traditionell bewirtschaften. 70 Hektar konnten so zunächst für die artenreichen Heuwiesen bei Hartheim gewonnen werden. Ein Erfolg, um den immer wieder gekämpft werden muss. Von den anfänglich 100 Extensivierungsäckern sind heute über 50 Prozent nicht mehr unter Vertrag. Das hat unterschiedlichste Ursachen: betriebswirtschaftliche Veränderungen, Beschränkungen für die Gülleaufbringung, Ausgleichsmittel bieten nicht mehr genügend Anreiz, die große finanzielle Konkurrenz durch Biogasanlagenbetreiber, Hofübergabe oder Hofaufgabe

Weltweit sind Maßnahmen notwendig, damit die biologische Vielfalt nicht im gleichen Maße abnimmt, wie die Vielfalt der elektronischen Unterhaltungsgeräte zunimmt. Wer sich privat, mit seiner Schule oder seinem Verein vor der eigenen Haustüre in Baden-Württemberg engagieren möchte, findet in dem neuen Bericht „Naturschutz und Landschaftspflege in Baden-Württemberg“ erste Ideen und Ansprechpartner im behördlichen Naturschutz. Vorgestellt wird in diesem Band auch die aktuelle Landnutzungskarte Baden-Württembergs, die auf Basis von Satellitendaten erstellt wurde. Ein weiterer Bericht beschäftigt sich mit der Entwicklung des regionalen Lebensmittelmarketings

Der dreihundertseitige Band „Naturschutz und Landschaftspflege in Baden-Württemberg“ kann im Internet-Bestellshop der LUBW für 19,00 Euro zuzüglich Versandkosten bezogen werden.

Bild zeigt: 
Gelbbauchunke (Bombina variegata): Ihr Laichgewässer muss flach, besonnt und möglichst frei von üppigem Pflanzenwuchs sein. Fleißige Helfer der Naturschutzverbände sorgen regelmäßig dafür. Foto: Michael Waitzmann. 
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