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null Gestern und heute mit der Zukunft verbinden: 101 Jahre Institut für Seenforschung (ISF)

Satellitendaten unterstützen die Erfassung der Gewässergüte baden-württembergischer Seen

Dr. Harald Hetzenauer eröffnet den Festakt
Dr. Harald Hetzenauer eröffnet den Festakt "101 Jahre Institut für Seenforschung"
14.10.2021

Langenargen/Karlsruhe. „Gestern und heute mit der Zukunft verbinden“, mit diesem Motto lässt sich die heutige 101-Jahr-Feier des Instituts für Seenforschung (ISF) der LUBW Landesanstalt für Umwelt Baden-Württemberg zusammenfassen. Mitarbeitende sowie zahlreiche Weggefährtinnen und Weggefährten holten mit dem Festakt die im vergangenen Jahr aufgrund der Coronapandemie ausgefallene 100-Jahr-Feier nach.

Umweltministerin Walker: Gute Gewässerqualität des Bodensees ist auch ein Verdienst des ISF

Die baden-württembergische Umweltministerin Thekla Walker schaltete sich dem Festakt per Videoübertragung zu und würdigte in ihrer Rede die Entwicklung des ISF. „Stand zu Beginn des Instituts die Förderung der Fischerei am Bodensee im Mittelpunkt, erkannten die Mitarbeitenden bereits in den 1950er- und 1960er-Jahren die Problematik der beginnenden Überdüngung des Bodensees und die Notwendigkeit, die Seen in Baden-Württemberg hiervor zu schützen“, sagte die Ministerin. Später kam das Thema Uferverbauung hinzu. Heute müssten sich die baden-württembergischen Seen den Herausforderungen durch den Klimawandel stellen. „Gerade die warmen Wintermonate führten in den vergangenen Jahren immer häufiger zu einer fehlenden winterlichen vertikalen Durchmischung des Sees, die für die Versorgung der Tiefen mit sauerstoffreichen Wasser nötig ist. Den niedrigen Nährstoffgehalten im See ist es zu verdanken, dass die Sauerstoffversorgung derzeit dennoch auf ausreichend hohem Niveau liegt. Dies ist auch ein Verdienst des Instituts im Rahmen der gemeinsamen Gewässerschutzaktivitäten der Länder und Kantone im Einzugsgebiets des Bodensees. Die Arbeit dafür begann vor mehr als hundert Jahren“, erinnerte die Ministerin in ihrer Rede und erteilt allen Bestrebungen in Baden-Württemberg eine Absage, den Nährstoffgehalt im Bodensee wieder künstlich für die Fischerei anzuheben.

Präsidentin Bell: Moderne Untersuchungsmethoden zeigen aktuelle Herausforderungen auf

Die Präsidentin der LUBW, Eva Bell, dankte der Ministerin in ihrer Rede für ihre Unterstützung der Arbeiten des Instituts für Seenforschung und betonte seine fundierte Forschungstradition, die auch heute noch richtungsweisend sei. „Ein Schwerpunkt im ISF ist die leistungsfähige chemische Analytik. Spurenstoffe und Schwermetalle lassen sich damit in sehr geringen Konzentrationen sicher nachweisen, grundlegende wasserchemische Paramater teilautomatisiert präzise und effizient erfassen. Moderne molekularbiologische Verfahren wie das Metabarcoding oder der Nachweis invasiver Spezies mittels eDNA (environmental DNA) ergänzen schon heute die klassischen Verfahren in der Biologie“, erläuterte die Präsidentin. Moderne Sonartechnik und Unterwasserkameras ermöglichen zudem die früher kaum zugänglichen Bereiche des tiefen Seegrundes zu untersuchen und besser zu verstehen. In diesem Jahr konnte mit Kameraaufnahmen der aus dem Schwarzmeer-Gebiet stammende Süßwasser-Borstenwurm erstmals am Grund des Bodensees nachgewiesen werden. „Zukunftsweisend sind die derzeitigen Forschungen des ISF zur Satelliten-Fernerkundung“, blickte Bell in die Zukunft.

Die Zukunft: Satellitendaten ergänzen Proben vor Ort

Im Rahmen der Fernerkundung sei das Ziel der LUBW, Satellitendaten für das behördliche Gewässermonitoring nutzbar zu machen. Derzeit werde ausgewertet, wie die Vielzahl an optisch ermittelten Daten so aufbereitet und zur Verfügung gestellt werden können, dass sie intuitiv und ohne besondere Software verwendet werden können. „Mithilfe der satellitenbasierten Fernerkundung können für deutlich mehr Gewässer wichtige Parameter erfasst werden als mit klassischen Messprogrammen“, erläuterte die Präsidentin.

In Baden-Württemberg gibt es zahlreiche Seen, Weiher und stehende Gewässer. 1300 Wasserkörper sind größer als 1 Hektar, davon sind 260 größer als 10 Hektar und 28 größer als 50 Hektar. Die letzte Gruppe fällt unter die Bestimmungen der europäischen Wasserrahmenlinien und muss besonders intensiv untersucht werden. Diese Aufgabe verantwortet die LUBW mit dem ISF.

Satelliten liefern aufgrund ihrer regelmäßigen Überflüge zeitlich und räumlich dicht gestaffelte Informationen zum Gewässerzustand. Das Institut für Seenforschung erprobt derzeit, wie Fernerkundungsdaten gemeinsam mit vor Ort genommenen Proben (in situ) ein Informationsbild ergeben können. In vorangegangenen Projekten haben die Mitarbeitenden die Anwendbarkeit für Chlorophyll und Trübung sowie die Erfassung von Blaualgen, Oberflächentemperatur und Sichttiefe überprüft. Die aussagekräftigen Ergebnisse zeigten, dass die Zeit reif ist, die Gewässerfernerkundung intensiv zu nutzen.

Die satellitenbasierte Fernerkundung eröffnet neue Möglichkeiten, den gesetzlich verankerten Auftrag eines umfassenden Gewässerschutzes mit zeitlich und räumlich erweiterten Informationen nachzukommen. Für diese Herausforderung ist die LUBW dank der Arbeiten des ISF derzeit ein zentraler Ansprechpartner in Deutschland.

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