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null Kompetenzzentrum Klimawandel der LUBW

Blau-grüne Infrastruktur machen Zentren lebenswert

Begrünte Verkehrsfläche. Quelle: Christian Kotremba
Begrünte Verkehrsfläche. Quelle: Christian Kotremba
05.07.2022

Karlsruhe/Baden-Württemberg. „Der Juni 2022 war heiß und trocken. Wir hatten in Baden-Württemberg ‚Heiße Tage‘ mit über 37 Grad und am Ende des Monats zahlreiche Gewitter mit Starkregen“, fasst Dr. Kai Höpker, Leiter des Kompetenzzentrums Klimawandel der LUBW Landesanstalt für Umwelt Baden-Württemberg, die Witterung des vergangenen Monats zusammen. „Solche hochsommerlichen Bedingungen bereits im Juni sind keine Ausnahme mehr, sondern werden zur Regel, wenn wir im Klimaschutz nicht schneller und wirksamer vorankommen“, so Höpker.

 

Kommunen haben Schlüsselrolle bei der Anpassung an den Klimawandel

„Bei der Anpassung an den Klimawandel haben die Städte und Gemeinden eine Schlüsselrolle. Sie treffen die planerischen Entscheidungen darüber, welche Maßnahmen wie in ihren Städten und Gemeinden umgesetzt werden“, betont Werner Altkofer, stellvertretender Präsident der LUBW. Die Anpassung an die spezifischen Herausforderungen vor Ort müsse zeitnah erfolgen. Das Klimakompetenzzentrum des Landes Baden-Württemberg unterstütze die Kommunen dabei.

„Wo viel Asphalt, Beton und Stein verbaut ist, heizt sich die Luft deutlich stärker auf. Bis zu 10 Grad Celsius können die Temperaturen in der Stadt höher liegen als in der ‚grüneren Umgebung‘. Versiegelte Böden und Flächen verhindern die Wasseraufnahme von Niederschlägen durch das Erdreich. Lokale Wasserspeichermöglichkeiten helfen sowohl gegen Hitze und Trockenheit als auch im Fall von Starkregen. Eine angepasste Infrastruktur mildert die Auswirkungen des Klimawandels in den Zentren ab“, ergänzt Höpker.

 

Blau-grüne Infrastruktur

Zentral für die Anpassung der Städte und Gemeinden an den Klimawandel ist nicht nur die Verbesserung des „Grüns“ in den Zentren, sondern auch des „Blaus“, sprich die Gestaltung und der Umgang mit Wasser. Beide Elemente zusammen bilden die „blau-grüne Infrastruktur“. „Die blau-grüne Infrastruktur muss möglichst zusammen gedacht und umgesetzt werden“, betont Höpker. Eine gut umgesetzte blau-grüne-Infrastruktur lässt Wasser großflächig versickern und speichern. Instrumente des dezentralen Re­genwasserrückhalts, wie Versickerungsmulden, Tiefbeete oder Regengärten haben zahlreiche positive Effekte. Sie sind wichtige Wasserreservoire, auch zur Bewässe­rung des Stadtgrüns in Trockenzeiten, und ermöglichen einen breiten Wasserrückhalt, der Starkregenereignisse abpuffert. Stadtgrün und Wasserkörper verbessern durch ihre Kühlwirkung das lokale Klima wesentlich und tragen außerdem zur Erholung bei. Blau-grüne Infrastruktur dient damit auch der Gesundheitsvorsorge für die Bevölkerung, die sich auf mehr ‚Heiße Tage‘ einstellen muss.

 

Grünflächen in den Zentren bewahren

Ausgewiesene großzügige Grünflächen sind in den Zentren ein klimatisch ausgleichender Gegenpol zu allen versiegelten Flächen und den Gebäuden. Begrünte Flächen dienen als Wasserspeicher, Kühloasen und Lebens­raum. Sie reduzieren die Schadstoffbelastung durch Luftreinhaltung, speichern Kohlenstoff und machen die Zentren lebenswert. Kleine und große Grünflächen, verteilt über das gesamte Stadtgebiet, vernetzen Biotope und helfen der Artenvielfalt wieder auf die Beine. Vorhandene Grünflächen sollten möglichst erhalten bleiben: Ein nur 4-mal älterer Stadtbaum erzeugt eine 10-mal größere Kühlwirkung als sein jüngerer Kollege.

 

Dach- und Fassadengrün

In zahlreichen dicht besiedelten urbanen Räumen besteht am Boden nur noch wenig Freiraum für Grünflächen. Hier spielt Dach- und Fassadengrün eine tragende Rolle, da sie kaum zusätzlichen Raum benötigt. Vergleichende Messungen in Braunschweig haben gezeigt, dass an einem Sommertag eine um durchschnittlich 11 Grad niedri­gere Oberflächentemperatur auf einem begrünten im Vergleich zu einem nicht begrünten Dach vorherrscht. Die maximale gemessene Verringerung betrug 17,4 Grad. Fassadenbegrünung trägt zusätzlich zur Kühlung des Straßenraums bei. Dabei ist der Kühlungseffekt in schmalen Straßen größer als in breiten.

 

Standortgerechte Pflanzenauswahl

In urbanen Zentren mit wenig Wasservorrat ist es sinnvoll, Pflanzen auszuwählen, die bei großer Trockenheit keine Bewässerung benötigen. Höpker rät, Regio-Saatgut zu bevorzugen. Insbesondere Stadtbäume müssen verstärkt nach ihrer Hitze- und Trockenheitstoleranz ausgesucht werden. Eine nachhaltige, klimagerechte Entwick­lung von Stadtgrün kann nur unter Berücksichti­gung klimatoleranter, standortgerechter Arten erfolgreich sein.

 

Bürgerinnen und Bürger sind wichtige Akteure

Bürgerinnen und Bürger spielen bei der Anpassung ihrer Wohnviertel an den Klimawandel eine relevante Rolle. Sie entscheiden darüber, ob sie ihre Häuser begrünen und ihre Gärten und Balkone in kleine Grünoasen verwandeln. Die Kommunen können ihre Bürgerinnen und Bürger dabei unterstützen, geeignetes Grün auszuwählen, in dem sie Information zu geeignetem Saatgut und hitzetoleranten Pflanzen für ihre Region zur Verfügung stellen und entsprechende Projekte fördern.

Höpker weist auf die Broschürenreihe „FAQ“ (Häufig gestellte Fragen) hin, mit denen das Kompetenzzentrum die Kommunen bei der Anpassung an den Klimawandel unterstützt. Die Inhalte sind auch für interessierte Bürgerinnen und Bürger eine fundierte Informationsquelle.

 Folgende Broschüren sind in der Reihe bisher erschienen:

Weiterführende Informationen sind auf der Webseite „Klimawandel und Anpassung“ der LUBW zu finden. 

 

Beispiel Wassermanagement: Retentionsmulde zum Sammeln und Versickern von Wasser. Quelle: Christian Kotremba

Beispiel Wassermanagement: Retentionsmulde zum Sammeln und Versickern von Wasser. Quelle: Christian Kotremba.

Begrünte urbane Fläche: Flachdach des Fahrradständers ist begrünt, Grünstreifen und wasserdurchlässige Wege.

 

Beispiel: Begrünte urbane Flächen: Grünstreifen, Fahrradständer mit begrüntem Dach und wasserdurchlässige Wege. Quelle: Christian Kotremba.

Rückfragen
Bei Rückfragen wenden Sie sich bitte an die Pressestelle der LUBW. Telefon: +49(0)721/5600-1387 E-Mail: pressestelle@lubw.bwl.de