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null Lärm oder Lernen? - Tagung zur akustischen Schulgestaltung

Hohe Geräuschpegel in Klassenzimmern reduzieren Konzentrationsfähigkeit und Motivation von Schülern und Lehrern

04.06.2008
„Lärm aktiviert den Organismus und erhöht die psychische Anspannung. Oft ist dies mit unangenehmen Gefühlen und Stress verbunden“, erläuterte heute (4. Juni 2008) Prof. Dr. Jürgen Hellbrück, Professor für Arbeits-, Umwelt- und Gesundheitspsychologie an der Katholischen Universität Eichstätt-Ingolstadt, bei der Tagung „Lärm oder Lernen? – Tagung zur akustischen Schulgestaltung“ im Helmholtz-Gymnasium in Heidelberg. Im Rahmen der von der LUBW Landesanstalt für Umwelt, Messungen und Naturschutz Baden-Württemberg in Kooperation mit dem Umweltministerium Baden-Württemberg, dem Helmholtz-Gymnasium Heidelberg und der Evangelischen Akademie Baden initiierten Veranstaltung diskutierten Experten, Verantwortliche und Betroffene Ursachen und Auswirkungen der Lärmbelastung in Schulen. Praxistaugliche Ansätze zur Lärmreduzierung wurden aufgezeigt. 

„In lauten Klassenräumen lässt die Konzentration der Schüler rasch nach, ihre Leistungsfähigkeit sinkt“, so Professor Hellbrück. Ebenso seien die Erwachsenen durch andauernden Lärm betroffen. „Untersuchungen der Herzfrequenz von Lehrern im Unterricht zeigen, dass sie messbar einem Lärmstress unterliegen. Durch Senkung des Geräuschpegels wird dieser deutlich reduziert“, berichtete Dr. Gerhart Tiesler, Leiter des Instituts für interdisziplinäre Schulforschung an der Universität Bremen. Insgesamt empfänden Lehrer wie Schüler die Stimmung in akustisch stark belasteten Klassenzimmern als unangenehm. 

„Häufig sind Defizite in der raum- und bauakustischen Gestaltung der Schulgebäude die Ursache für hohe Geräuschpegel in Klassenzimmern“, erklärte Dr.-Ing. Philip Leistner, Leiter der Abteilung Akustik am Fraunhofer-Institut für Bauphysik in Stuttgart. Infolge vernachlässigter Schalldämmung könnten Geräusche aus Fluren, Treppenhäusern und höher gelegenen Etagen nahezu ungehindert eindringen. Zusätzlich herrschten in den Räumen selbst oft schlechte akustische Bedingungen. Jedes gesprochene Wort, jedes Füßescharren oder Husten klinge nur langsam ab. Beim Sprechen würden dadurch Silben verdeckt, die Sprachverständlichkeit verschlechtere sich. „Dabei lassen sich in Schulen und Unterrichtsräumen bei sachgerechter Planung mit kommerziell verfügbaren Bauteilen problemlos akustisch günstige Lernbedingungen schaffen. Dies gilt in bestehenden als auch in neuen Schulgebäuden“, so Leistner. 

Neben den physikalischen Effekten der Lärmminderung trage auch ein geändertes Verhalten der Personen in einem Klassenraum zu einer besseren Arbeitsatmosphäre bei. Volker Bernius, Redakteur im Bildungsprogramm des Hessischen Rundfunks und Fachbeirat der Stiftung Zuhören stellte Modelle der schulischen und außerschulischen Zuhörförderung vor: „Viele Kinder, Jugendliche und Erwachsene lassen sich durch Hör-Praxis anregen, genauer und konzentrierter hinzuhören und dadurch mehr wahrzunehmen. Auch ein achtsamer Umgang miteinander fördert die Wahrnehmungsfähigkeit.“ 

Karsta Holch, Leiterin des Helmholtz-Gymnasiums Heidelberg, ist dankbar für praxistaugliche Hinweise. „Wir nehmen das Thema Lärmbelastung sehr ernst. Daher haben wir mit Beginn dieses Schuljahres eine Arbeitsgruppe gegründet, die Möglichkeiten der Lärmreduzierung erarbeitet.“ Aus der Veranstaltung habe sie wertvolle Anregungen mitgenommen, so Holch. 

Unter http://www.lubw.baden-wuerttemberg.de/servlet/is/5676/ bietet die LUBW Informationen rund um das Thema Lärm in Schulen. Unter anderem können Lehrkräfte kostenlos professionelle, aber einfach zu bedienende Schallpegelmessgeräte für den Einsatz im Unterricht ausleihen. Auch zwei Lärmampeln stehen leihweise zur Verfügung. Mit ihrer Hilfe kann die Höhe des Schallpegels auf anschauliche Weise bewertet werden.
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