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null LOGAR - ein länderübergreifendes Koordinierungsnetzwerk für den Schutz des Grundwassers am Oberrhein

LOGAR - ein länderübergreifendes Koordinierungsnetzwerk für den Schutz des Grundwassers am Oberrhein

07.10.2010
Jean-Paul Omeyer, Vizepräsident des Conseil Régional d’Alsace und Margareta Barth, Präsidentin der Landesanstalt für Umwelt, Messungen und Naturschutz Baden-Württemberg (LUBW) haben am 7. Oktober 2010 die Einrichtung eines länderübergreifenden Koordinierungsnetzwerks für den Schutz des Grundwassers im Oberrheingraben und den Einsatz von Werkzeugen zur Entscheidungsfindung bekannt gegeben. 

Die länderübergreifende Organisation für Grundwasserschutz am Rhein (LOGAR) wird im Rahmen eines grenzübergreifenden Projekts unter Federführung der Région Alsace eingerichtet und vom INTERREG IV-Programm der EU gefördert. Dies ist bereits das 10. grenzüberschreitende Projekt, das von folgenden Stellen mitfinanziert wird: 
• auf französischer Seite: Région Alsace, Agence de l’eau Rhin-Meuse, BRGM, Ministère de l’Environnement et du Développement Durable 
• auf deutscher Seite: Landesanstalt für Umwelt, Messungen und Naturschutz Baden-Württemberg (LUBW) und Landwirtschaftliches Technologiezentrum Augustenberg (LTZ). 
Weitere fachlich beteiligte Partner sind APRONA, ARAA und das Landesamt für Geologie, Rohstoffe und Bergbau (LGRB) beim Regierungspräsidium Freiburg. 

Den Abgeordneten und Fachleuten aus den Bereichen Wasserwirtschaft und Landwirtschaft wurden im Rahmen der Informations- und Diskussionsveranstaltung am 7. Oktober 2010 erste Projektergebnisse und Arbeiten vorgestellt. 

Jean-Paul Omeyer und Margareta Barth erläuterten eingangs die Geschichte der grenzübergreifenden Zusammenarbeit zum Schutz des Grundwassers im Oberrheingraben, die bereits 1993 aufgenommen wurde. Ziel dieses gemeinsamen Handelns war und ist der Schutz und die Wiederherstellung der Grundwasserqualität, um für künftige Generationen eine Trinkwasserversorgung ohne vorherige Aufbereitung sicherzustellen. 

Dieses ist auch eines der Hauptziele der Europäischen Wasserrahmenrichtlinie (WRRL) vom 23. Oktober 2000. Die WRRL fördert eine nachhaltige Wassernutzung auf der Grundlage eines langfristigen Schutzes der vorhandenen Ressourcen. Sie verlangt Maßnahmen, um die Einleitung von Schadstoffen in das Grundwasser zu verhindern oder zu begrenzen. 

Grundwasser ist im Oberrheingraben unsere Hauptquelle für Trinkwasser und stellt einen wesentlichen Vorteil für die wirtschaftliche Entwicklung dar; 2/3 des geförderten Grundwassers werden von der Industrie genutzt. Zahlreiche Industriezweige sind von einer einwandfreien Wasserqualität abhängig, insbesondere die Lebensmittelbranche, die in unserem Gebiet seit Jahrhunderten eine wichtige Wirtschaftskomponente darstellt. Ziel ist es, ein qualitativ hochwertiges Wasser zu möglichst geringen Kosten zu Verfügung zu stellen. Dieses gemeinsame Ziel ist die Grundlage für das aktuelle Projekt LOGAR. 

Zu den bisherigen Arbeiten in LOGAR gehörten eine Bestandsaufnahme der bestehenden Datenbanken, die für prognosefähige Simulationen benötigt werden, die Aktualisierung des Grundwassermodells und des Modells zur Ermittlung des Nitrataustrags aus der Bodenzone sowie erste Modellierungstests zum Austrag von Pflanzenbehandlungsmitteln. Auf französischer Seite wird eine neue Datenbank der Grundwasserentnahmen im Rheingraben bei der Agence de l’eau Rhin-Meuse eingerichtet. 

Werkzeuge zur Modellierung der Nitratproblematik wurden im Rahmen eines früheren grenzüberschreitenden Projekts unter Federführung der LUBW entwickelt. Diese Werkzeuge werden unter anderem auf der Grundlage von aktuellen Untersuchungen des LTZ und der Association pour la Relance agronomique en Alsace (ARAA) weiterentwickelt. Die komplexe Fragestellung der Pflanzenschutzmittel wird erstmals in Angriff genommen. Das BRGM plant Pilotstudien mit dem Ziel, den Transfer von Pflanzenschutzmitteln durch typische Böden des Oberrheingrabens zu simulieren. Die Ergebnisse der Untersuchungen sollen zu Empfehlungen für die Landwirtschaft für den umweltgerechten Einsatz der Wirkstoffe führen. Dies ermöglicht ein besseres Zusammenwirken von „Wirtschaft“ und „Umweltschutz“. 

Jean-Paul Omeyer und Margareta Barth haben an die rechtlichen Rahmenbedingungen erinnert, die sich aus der Umsetzung der Wasserrahmenrichtlinie ergeben und wonach auf beiden Seiten der Rheins die Verpflichtung besteht, Maßnahmen zur Verminderung diffuser Belastungen durch Nitrat und Pflanzenschutzmittel zu ergreifen. Das Grundwasser im Oberrheingraben muss nach den Vorgaben der Wasserrahmenrichtlinie grundsätzlich bis 2021, spätestens jedoch bis 2027 einen guten Zustand erreicht haben. Daraus ergeben sich für Entscheidungsträger und Akteure zahlreiche und vielfältige Fragestellungen hinsichtlich der Terminierung und der Handlungsstrategie. Die grenzübergreifenden Werkzeuge liefern einheitliche und zuverlässige Grundlagen für die Auswahl der am besten geeigneten Vorgehensweisen. 

LOGAR eröffnet neue Möglichkeiten für die grenzüberschreitende Zusammenarbeit, die dadurch formalisiert und transparent wird. Der Aufbau eines Expertennetzwerks soll einem gemeinsamen Ziel dienen, nämlich dem Schutz eines einmaligen europäischen Naturerbes. Mit diesem neuen Projekt wird der Stellenwert der überregionalen grenzüberschreitenden Zusammenarbeit für ein gemeinsames Ziel verdeutlicht, unabhängig von fachlichen und kulturellen Unterschieden. Das umfangreiche Wissen, das im Oberrheingraben zusammen getragen wurde, ist einmalig in Europa und die enge Partnerschaft über den Rhein hinweg vorbildlich. Damit, so Jean-Paul Omeyer und Margareta Barth, ist die Voraussetzung für die Entwicklung einer abgestimmten und effizienten Grundwasserschutzstrategie im Oberrheingebiet gegeben. 


Hintergrundinformation: 
Der Expertenausschuss „Wasserressourcen“ der deutsch-französisch-schweizerischen Oberrheinkonferenz begleitet das Projekt und verabschiedet die einzelnen Teilschritte. Dabei werden folgende Hauptziele verfolgt: 
• Anwendung der seit 1993 erarbeiteten Fachkompetenzen 
• Aktualisierung und abgestimmte Weiterentwicklung der Modellierungswerkzeuge für den Oberrheingraben 
• Bewahrung des grenzüberschreitenden Charakters der Informationsgrundlagen 
• Aufstellung von Prognosen für das Oberrheingebiet 
• Durchführung von kostengünstigen Vergleichsrechnungen der Auswirkungen von Maßnahmen, insbesondere im Hinblick auf die Wasserrahmenrichtlinie 
• Bereitstellung von regelmäßig aktualisierten Informationen.
Rückfragen
Bei Rückfragen wenden Sie sich bitte an die Pressestelle der LUBW. Telefon: +49(0)721/5600-1387 E-Mail: pressestelle@lubw.bwl.de