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null LUBW-Präsidentin Margareta Barth: Frühling kehrt durch Klimawandel immer früher ein.

Apfelblüte rund 10 Tage früher - Beobachtungsprojekt im Murgtal zum 10. Mal angelaufen

15.04.2016

"Aufgrund des Klimawandels beginnt in Baden-Württemberg das Frühjahr für die Natur immer früher. Unsere langjährigen Beobachtungen des Blühtermins beim Apfel belegen eine Vorverlagerung der Blüte in den vergangenen 25 Jahren um rund 10 Tage“, erklärte Margareta Barth, Präsidentin der LUBW Landesanstalt für Umwelt, Messungen und Naturschutz Baden-Württemberg zum diesjährigen Start des Apfelblütenprojektes am 14. April im Murgtal (Landkreis Rastatt). Das ausgewählte Beobachtungsgebiet reicht von der Oberrheinebene (Bietigheim, 120 m ü. NN) über das Murgtal bis in die Höhenlagen des Schwarzwaldes (Schliffkopf, 1043 m ü. NN).

Mit diesem Projekt, das 2016 bereits zum 10. Mal durchgeführt wird, beteiligt sich die LUBW an der Aktion „Apfelblütenland 2016“ des SWR, der die Entwicklung der Apfelblüte bundesweit verfolgt.

Die Apfelblüte dient dabei als Indikator für den Frühlingsbeginn. Im Gegensatz zum astronomisch berechneten Frühling, der sich an der Tag-und-Nacht-Gleiche orientiert und dieses Jahr am 20. März eintrat, beruht der sogenannte phänologische Frühlingsbeginn auf Entwicklungen in der Natur. Dabei werden drei Phasen unterschieden: So stehen Schneeglöckchen- und Haselblüte für den Vorfrühling, der Blühbeginn von Forsythie und Birne für den Erstfrühling und schließlich der Blühbeginn des Apfels und des Flieders für den Vollfrühling.

Die LUBW beobachtet Entwicklungen und Veränderungen in Natur und Umwelt seit Jahrzehnten. In die systematische Auswertung hinsichtlich des phänologischen Frühlingsbeginns sind die seit 1960 über den Deutschen Wetterdienst verfügbaren Daten eingeflossen. Verglichen wurden die Zeiträume 1961 bis 1990 und 1991 bis 2015. Da die Daten lange zurückreichen, lässt sich trotz natürlich vorkommender Schwankungen einzelner Jahre ein Gesamttrend beobachten.

Die Apfelblüte am Eingang zum Murgtal gehört dabei zu den frühesten in Deutschland. Mit zunehmender Höhenlage bzw. je weiter nördlich die Bäume stehen verzögert sich temperaturbedingt der Blühbeginn. Deshalb stellt sich die Apfelblüte auf dem Schliffkopf in 1043 m ü. NN häufig zeitgleich mit dem Blühbeginn der Apfelbäume an der Ostseeküste ein. Der früheste Blühbeginn im Murgtalprojekt war am 1. April 2014 zu verzeichnen. Der späteste Termin lag im Jahr 2013. Damals begann die Apfelblüte erst am 24. April. Über den Zeitraum von 25 Jahren betrachtet lässt sich eine Vorverlagerung des Blühbeginns um rund 10 Tage erkennen.

„Anhand der Langzeitauswertung erhalten wir ein realistisches Gesamtbild und sind über die Beobachtung von Veränderungen in der Natur dem Klimawandel auf der Spur", so Margareta Barth. Die Ergebnisse lieferten eine objektive Grundlage, frühzeitig Anpassungen an klimatische Veränderungen in die Wege zu leiten. Das Gemeinschaftsprojekt mit dem SWR bringe nicht nur neue Erkenntnisse zum Klimawandel, sondern mache diese auch für die Öffentlichkeit erfahrbar, erläuterte Barth. Dabei bestätigt die Apfelblütenerfassung eine klimatische Entwicklung, die auch durch weitere „Signale aus der Natur“ aufgezeigt wird. So kehren die Zugvögel immer früher aus ihren Winterquartieren zurück und gehen immer zeitiger dem Brutgeschäft nach oder dehnen die Brutgebiete weiter nach Norden aus. Darüber hinaus ist in den letzten zwei Jahrzehnten eine verstärkte Ausbreitung und Zuwanderung Wärme liebender Insektenarten, insbesondere aus dem Mittelmeerraum, nach Baden-Württemberg zu beobachten. Eine von der LUBW in Auftrag gegebene Studie belegt, dass hierzu vor allem Libellen, Schmetterlinge, Käfer und Bienen zählen. Wie sich eine solche Zuwanderung Wärme liebender Insektenarten, darunter auch Schädlinge und Krankheitserreger, auf Tier- und Pflanzenartengemeinschaften, deren Lebensräume und letztendlich auch auf die Bevölkerung in Baden-Württemberg auswirken könnte, sei Gegenstand weiterer Untersuchungen der LUBW, so Präsidentin Barth.

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