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null Luftqualität in Stuttgart hat sich deutlich verbessert – Stickstoffdioxidbelastung in Grenzwertnähe
Minister Hermann: „Maßnahmen zeigen Wirkung. Auch Einfluss von Wetter und Corona-Pandemie.“
Gemeinsame Pressemitteilung des Ministeriums für Verkehr Baden-Württemberg und der LUBW Landesanstalt für Umwelt Baden-Württemberg
„Die Luftqualität in Stuttgart hat sich in den vergangenen Monaten an den stark befahrenen Straßenabschnitten deutlich verbessert. Dies zeigen die aktuellen Messergebnisse der LUBW Landesanstalt für Umwelt“, sagte Landesverkehrsminister Winfried Hermann am Donnerstag in Stuttgart. Im ersten Quartal 2020 wurde an der Messstelle „Stuttgart Am Neckartor“ erstmals eine monatliche Belastung von nur 40 Mikrogramm Stickstoffdioxid (NO2) pro Kubikmeter Luft und darunter gemessen. Der Minister erklärte: „Unsere Maßnahmen waren und sind erfolgreich. Dazu gehören Tempo 40 ebenso wie die Einrichtung eines Busfahrstreifens, der Ausbau des öffentlichen Nahverkehrs, die Filtersäulen sowie die Verkehrsverbote. Derzeit hat auch das Wetter und die Corona-Pandemie einen deutlichen Einfluss auf das gute Ergebnis.“
Der Kfz-Verkehr hat sich seit den Kontaktbeschränkungen an den Stuttgarter Messstellen um gut ein Drittel reduziert. Der Monat Februar 2020 war zudem regenreicher und windiger als in vergleichbaren Monaten. Die Fortschritte bei der Luftreinhaltung setzen sich in diesem Jahr weiter fort. Dies zeigen sinkende NO2-Messwerte auch an den anderen Messstellen in der Landeshauptstadt - an der Hohenheimer Straße, an der Prag- und an der Talstraße.
LUBW-Präsidentin Eva Bell sagte: „Der Vergleich der vier Straßenabschnitte in Stuttgart zeigt: Die ergriffenen Maßnahmen sorgen schon nach wenigen Monaten für eine geringere Belastung der Anwohner mit Stickstoffdioxid. Entscheidend ist allerdings der Jahresmittelwert, da Tages- oder Wochenwerte noch stark von kurzfristigen Schwankungen des Verkehrs und der Meteorologie geprägt sein können. Die Behauptung, die Messwerte würden trotz Verkehrsrückgangs nicht sinken, ist falsch.“
Seit Anfang des Jahres gilt an den Hauptverkehrsstraßen im Talkessel sowie weiteren Strecken Tempo 40. Dies spiegelt sich im Gesamtrückgang wieder. Seit dem 1. Januar 2020 gelten am Neckartor und auf der Hohenheimer Straße zudem streckenbezogene Verkehrsverbote für Euro 5-Dieselfahrzeuge. Seither hat sich die Luftqualität an diesen beiden Straßen zusätzlich deutlich verbessert, während die Rückgänge an der Prag- und Talstraße geringer ausfallen. Bereits seit 1. Januar 2019 gilt in der gesamten Umweltzone ein Verkehrsverbot für Euro 4/IV-Dieselfahrzeuge und schlechter. Dieses – wie auch die Installation von Filtersäulen an einzelnen Strecken – hatte schon die guten Werte von 2019 geprägt.
Verkehrsminister Hermann erklärte: „Die Messwerte sind erfreulich. Wir ruhen uns aber nicht auf diesen guten Werten aus, sondern arbeiten zusammen mit der Landeshauptstadt und dem Regierungspräsidium Stuttgart weiter an dauerhaften Verbesserungen. Denn der Verkehr wird mit der Lockerung der Kontaktbeschränkungen wieder zunehmen. So können wir weitere Verkehrsverbote hoffentlich ganz verhindern.“
Deutliche Rückgänge am Neckartor und an der Hohenheimer Straße
Der zulässige Grenzwert für die Belastung mit Stickstoffdioxid (NO2) im Jahresmittel beträgt 40 Mikrogramm pro Kubikmeter Luft. An der Messstelle „Stuttgart Am Neckartor“ hat die LUBW für das erste Quartal 2020 eine durchschnittliche Belastung mit Stickstoffdioxid von 40 Mikrogramm ermittelt und ist somit im Vergleich zum Vorjahresmittel um 13 Mikrogramm gesunken. Sollte sich die Belastung im gesamten Jahr 2020 auf diesem Niveau einpendeln, würde damit der Grenzwert am Stuttgarter Neckartor erstmals eingehalten werden.
Im Jahr 2019 lag der Jahresmittelwert für NO2 bei 53 Mikrogramm pro Kubikmeter, im Jahr 2018 wurden noch 71 Mikrogramm je Kubikmeter Luft gemessen. An der Messstelle „Stuttgart Hohenheimer Straße“ wurde im ersten Quartal 2020 eine Stickstoffdioxid-Belastung von lediglich noch 37 Mikrogramm pro Kubikmeter gemessen, dies bedeutet ebenfalls einen deutlichen Rückgang um 13 Mikrogramm zum Jahresmittelwert des Vorjahres. Auch für diesen Streckenabschnitt gilt: Pendelt sich der Jahresdurchschnitt bei diesem Wert ein, würde der Grenzwert im Jahr 2020 erstmals eingehalten werden. Der Jahresmittelwert lag in der Hohenheimer Straße im Jahr 2019 bei 53 Mikrogramm pro Kubikmeter und im Jahr 2018 bei 65 Mikrogramm pro Kubikmeter.
Rückgänge auch an der Prag- und Talstraße
An den Messstellen Prag- und Talstraße in Stuttgart sind die Belastungen mit Stickstoffdioxid im ersten Quartal 2020 ebenfalls weiter zurückgegangen. Der Rückgang fällt allerdings geringer aus als an den beiden zuvor genannten Messstellen.
In der Pragstraße wurden im ersten Quartal 9 Mikrogramm pro Kubikmeter weniger Stickstoffdioxid gemessen als im Vorjahr, der Quartalswert lag bei 49 Mikrogramm pro Kubikmeter Luft, der Jahresmittelwert betrug im Jahr 2019 noch 58 Mikrogramm pro Kubikmeter. In der Talstraße wurde im ersten Quartal 2020 eine Stickstoffdioxidbelastung von 43 Mikrogramm pro Kubikmeter ermittelt. Sie war damit 7 Mikrogramm niedriger als die durchschnittliche Stickstoffdioxidbelastung im Vorjahr, die bei 50 Mikrogramm je Kubikmeter Luft lag.
Die Werte widerlegen zugleich Äußerungen verschiedener Politiker und selbsternannter Experten, wonach die Messwerte in Stuttgart trotz rückläufiger Verkehrszahlen nicht abnähmen. Der Verkehrsminister betonte: „Man darf es sich beim Umweltschutz nicht so einfach machen, mit wenigen Werten ein komplexes Gefüge beurteilen zu wollen. Wir brauchen dazu die Wissenschaft und unsere Fachbehörden. Ich bin mir sicher, dass die meisten Bürgerinnen und Bürger nicht auf eine solche Effekthascherei hereinfallen.“
Streckenbezogene Verkehrsverbote zeigen Wirkung
Die 5. Fortschreibung des Luftreinhalteplans sieht vor, die Entscheidung über eine weitere Verschärfung der Verkehrsverbote auf Basis einer Prognose der NO2-Belastungen für das Gesamtjahr 2020 zu treffen. Eine vorliegende aktuelle Prognose des Regierungspräsidiums Stuttgart zeigt, dass die Grenzwerteinhaltung in der Prag- und in der Talstraße ohne Verschärfung der Verkehrsverbote sehr schwierig wird. Die Auswirkungen der Corona-Krise auf die NO2-Belastungen sind in diese Berechnung jedoch nicht eingeflossen. Da momentan niemand weiß, wie lange die Krise dauern wird und welche auch langfristigen Folgen sie haben wird, können die Auswirkungender Corona-Einschränkungen aktuell nicht abgeschätzt werden.
Deshalb hat das Land den Verwaltungsgerichtshof in Mannheim gebeten, das Gerichtsverfahren zur 5. Fortschreibung des Luftreinhalteplans Stuttgart ruhen zu lassen. Verkehrsminister Hermann sagte: „An den Stuttgarter Hotspots bewegen sich aktuell alle NO2-Messwerte in Richtung Grenzwert. Die Belastungen sind damit so niedrig, dass eine Verschärfung der Verkehrsverbote zum Schutz der menschlichen Gesundheit für den Moment nicht notwendig ist und auch nicht verhältnismäßig wäre. Wir wollen eine Entscheidung treffen, sobald die Situation sich wieder normalisiert hat. Auf der anderen Seite erweitern wir jetzt die Ausnahmeregelungen für die bestehenden Verkehrsverbote, so dass Risikogruppen wichtige Fahrten auch mit älteren Autos unternehmen können.“
Weitere NO2-Messwerte in Mikrogramm je Kubikmeter (µg/m³) Luft in Stuttgart
| Am Neckartor | Hohenheimer Straße | Pragstraße | Talstraße | Arnulf-Klett-Platz | Bad Cannstatt |
2018 | 71 | 65 | 65 | --- | 46 | 27 |
2019 | 53 | 50 | 58 | 50 | 43 | 25 |
1. Quartal 2020* | 40 | 37 | 49 | 43 | 40 | 28 |
*Entscheidend für eine Einhaltung des Jahresmittelgrenzwerts von 40 µg/m³ ist eine Messung über ein gesamtes Kalenderjahr.
| Am Neckartor | Hohenheimer Straße | Pragstraße | Talstraße |
2018 | 71 | 65 | 65 | --- |
2019 | 53 | 50 | 58 | 50 |
Jan 2020* | 47 | 43 | 55 | 49 |
Feb 2020* | 36 | 34 | 53 | 44 |
März 2020* | 37 | 32 | 41 | 36 |
*Entscheidend für eine Einhaltung des EU-weit geltenden Jahresmittelgrenzwerts von 40 µg/m³ ist eine Messung über ein gesamtes Kalenderjahr.
Ergänzende Information:
Einfluss der Meteorologie und der „Corona-Pandemie“ auf die Luftschadstoffbelastung
Die Verkehrszahlen haben sich seit der „Corona-Pandemie“ und den daraufhin ergriffenen Maßnahmen an den Messstellen deutlich reduziert. Eine genaue Abschätzung des Effekts der „Corona-Verordnung“ im Land auf die Luftschadstoffbelastung ist jedoch noch nicht möglich.
Derzeit kann keine seriöse Aussage getroffen werden, wie sich die Verkehrssituation in den folgenden Wochen entwickeln wird. Außerdem hat auch die Meteorologie einen wesentlichen Einfluss auf die Luftqualität: Generell kann man davon ausgehen, dass mit zunehmender Windstärke und bei Regen die Luftschadstoffkonzentrationen in der Atmosphäre abnehmen. Hohe Ozonwerte im Sommerhalbjahr in städtischen Ballungsgebieten können jedoch auch zu erhöhten Stickstoffdioxidkonzentrationen führen. Die LUBW Landesanstalt für Umwelt hat die Zusammenhänge zwischen den Schadstoffen Ozon und Stickstoffdioxid in einem Bericht detailliert beschrieben (siehe: Sekundäre Bildung von Partikeln PM10 und Stickstoffdioxid, insbesondere Kapitel 3.5 Fazit: https://pd.lubw.de/24829).