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null Monitoring seltener Brutvögel: Ehrenamt und behördlicher Naturschutz arbeiten Hand in Hand

Umweltministerin Thekla Walker und Präsidentin Eva Bell besuchen Uferschwalben-Kolonie in der Donauschleife

Umweltministerin Thekla Walker betrachtet durch ein Spektiv, ein Beobachtungsfernrohr, die Uferschwalben der Kolonie in der Donauschleife bei Binzwangen.
Umweltministerin Thekla Walker betrachtet durch ein Spektiv, ein Beobachtungsfernrohr, die Uferschwalben der Kolonie in der Donauschleife bei Binzwangen.
17.06.2021

Ertingen/Binzwangen, Stuttgart. Die Situation der Brutvögel ist nach wie vor besorgniserregend. Fast die Hälfte der 199 baden-württembergischen Brutvogelarten gelten als gefährdet. Besonders auffällig ist, dass auch die Bestände einst weitverbreiteter Vögel wie der Kiebitz in den vergangenen Jahrzehnten stark abgenommen haben.

Umweltministerin möchte Monitoring dauerhaft verankern 

„Der Verlust der biologischen Vielfalt hat sich in den vergangenen Jahren auch bei uns im Land dramatisch beschleunigt und verändert unsere Lebensgrundlagen“, sagte Umweltministerin Thekla Walker in Binzwangen. Insbesondere Offenlandlebensräume und deren Arten, die auf eine extensive Nutzung angewiesen seien, befinden sich in einem schlechten Erhaltungszustand. „Die Landesregierung setzt diesem Trend ein umfassendes und wirksames Aktionsprogramm entgegen“, fügte die Ministerin hinzu. Dazu zähle unter anderem auch das landesweite Brutvogelmonitoring. „Nur wenn wir wissen, wie es um unsere Lebensräume und Arten bestellt ist, können wir gezielte Maßnahmen ergreifen und deren Wirksamkeit überprüfen. Aus diesem Grund setze ich mich dafür ein, dass die über das Sonderprogramm des Landes zur ‚Stärkung Biologischen Vielfalt‘ begonnenen Monitoringbausteine fortgeführt und dauerhaft verankert werden.“

LUBW koordiniert landesweites Vogelmonitoring

Die LUBW Landesanstalt für Umwelt Baden-Württemberg etabliert im Auftrag des Umweltministeriums das Vogelmonitoring in Baden-Württemberg. Zu den Beständen einiger seltener und charismatischer Brutvögel wie dem Weißstorch und dem Wanderfalken liegen Daten über mehrere Jahrzehnte vor. „Die kontinuierliche Bestandsüberwachung zeigt, wo sich Bestände erholen“, so Eva Bell, Präsidentin der LUBW Landesanstalt für Umwelt Baden-Württemberg.

Eine vergleichbare Datenbasis wird nun seit diesem Frühjahr in Baden-Württemberg für weitere selten gewordene Brutvögel und mittelhäufige Vogelarten aufgebaut. Im Fokus stehen insbesondere Vögel des Agrar- bzw. Offenlands, einige Waldarten sowie Koloniebrüter.

Einzigartige Kooperation zwischen Land, Verbänden und Bund

Das baden-württembergische Vogelmonitoring wird in einer Kooperation zwischen dem Land Baden-Württemberg, den beteiligten Verbänden und dem Bundesamt für Naturschutz auf der Grundlage einer Verwaltungsvereinbarung durchgeführt. Für diese herausfordernde Aufgabe kann die LUBW auf jahrzehntelange Erfahrungen und eine große Anzahl ehramtlich engagierter und fachlich qualifizierter Personen im Bereich Vogelkunde und Naturschutz zurückgreifen.  Eine Schlüsselrolle übernimmt hierbei die Ornithologische Gesellschaft Baden-Württemberg (OGBW), die im Auftrag der LUBW die Umsetzung vor Ort betreut.

Umweltministerin Walker hob den Einsatz der vielen ehrenamtlichen Vogelkundlerinnen und Vogelkundlern besonders hervor. „Ohne sie wäre der Aufbau und die dauerhafte Durchführung eines Monitorings mittelhäufiger und seltener Brutvogelarten nicht vorstellbar.“  

Das Monitoring seltener Brutvögel geht nach einfacher und bundesweit einheitlicher Methodik vor. So können sich auch Personen mit begrenztem Zeitbudget beteiligen und die Ergebnisse können schnell eingeordnet werden.

 

Umweltministerin Thekla Walker und LUBW-Präsidentin Eva Bell setzen sich für das Monitoring seltener Brutvögel ein

Foto zeigt: Umweltministerin Thekla Walker (links) und LUBW-Präsidentin Eva Bell (rechts) setzen sich für das Monitoring seltener Brutvögel ein. Vororttermin mit Medienvertretern in Binzwangen bei Ertingen. Quelle: LUBW

 

Uferschwalben an der Donau bei Binzwangen

Die Uferschwalbe Riparia riparia ist ein Koloniebrüter. In Baden-Württemberg gibt es 3.000 bis 5.000 Brutpaare dieser gefährdeten Art. Die Vögel graben ihre Brutröhren in festsandige oder lehmige Abbruchkanten und Steilufer. Daher finden sie an der auf einer Strecke von 2,7 Kilometern seit dem Jahr 2009 renaturierten Donau zwischen Hundersingen und Binzwangen optimale Lebensbedingungen. Von der natürlichen Flussdynamik profitieren auch andere Vogelarten wie der Flussregenpfeifer, viele Fische und Amphibien und weitere gefährdete Tier- und Pflanzenarten.

Foto zeigt: Die steile Uferböschung an der Donauschleife bei Binzwangen beherbergt Brutröhren der Uferschwalbe. Quelle: LUBW

 

Hintergrundinformationen

Rechtliche Grundlagen

Vögel dienen als Gradmesser unserer Umwelt. Das Vogelmonitoring ist im Bundesnaturschutzgesetz und in der Naturschutzstrategie des Landes Baden-Württemberg verankert.

Verwaltungsvereinbarung Vogelmonitoring (VVV): http://www.vogelschutzwarten.de/vvv.htm

Ziel des MsB ist die kontinuierliche Überwachung der Bestandsentwicklung seltener Brutvogelarten. Dabei werden Bestandstrends anhand einfacher, stark standardisierter Erfassungsmethoden ermittelt:
https://www.ogbw.de/programme/monitoring-seltener-brutvoegel,
https://www.dda-web.de/index.php?cat=monitoring&subcat=msb&subsubcat=programm

Pilotprojekt „Uferschwalbe und Zaunammer“

Dem Monitoring seltener Brutvögel ist ein Pilotprojekt vorausgegangen, in dem die OGBW im Auftrag der LUBW im Jahr 2019 die Arten Uferschwalbe und der Zaunammer erfasst hat.

Brutbestandsmonitoring Uferschwalbe (MsB): https://www.ornitho.de/index.php?m_id=20105

Rückfragen
Bei Rückfragen wenden Sie sich bitte an die Pressestelle der LUBW. Telefon: +49(0)721/5600-1387 E-Mail: pressestelle@lubw.bwl.de