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null Schlingnattern lieben es trocken und warm

Eine von 111 Arten, die unsere Hilfe benötigt

25.08.2008
Die etwa 60 cm lange ungiftige Schlingnatter bevorzugt die wärmebegünstigten Lagen Baden-Württembergs. Im Oberrheingebiet, im Schwarzwald oder in den Neckar-Tauber-Gäuplatten ist sie in einigen Gebieten relativ häufig anzutreffen. Allerdings sind fast überall lokale und regionale Bestandsrückgänge zu verzeichnen. Die Schlingnatter ist in der Roten Liste der Reptilienarten Baden-Württembergs als gefährdet eingestuft. Auch eine entsprechende EU-Richtlinie weist sie als „streng geschützte“ Art aus. 

Ein wesentlicher Grund für den Rückgang dieser kleinen Würgeschlange ist der Verlust an Lebensräumen. „Sie benötigt trockene, sonnenexponierte Standorte mit Steinen, Mauern oder Hecken, die ihr Deckung bieten“, teilte die Präsidentin der LUBW Landesanstalt für Umwelt, Messungen und Naturschutz Baden-Württemberg, Margareta Barth, heute (25.08.2008) in Karlsruhe mit. Um der Schlingnatter effektiv zu helfen, sei es notwendig, bestehende Biotope wie Magerrasen, Wacholderheiden und Weinberge zu erhalten und Unterschlupfmöglichkeiten in Form von Steinriegeln, Trockenmauern oder Hecken anzubieten. 

Auch Gartenbesitzer können sich für die Schlingnatter engagieren. Steinansammlungen, unverfugte Steinmauern und Hecken mit heimischen Gehölzen nebst sonnigen Freiflächen stellen für viele Reptilien ein gutes Quartierangebot dar. 

Die sehr versteckt lebenden Schlingnattern sind gute Jäger. Auf dem Speiseplan stehen Mäuse, Eidechsen und Blindschleichen. Blitzschnell umschlingen sie ihr Opfer mehrmals mit dem Körper und ersticken es – daher der Name Schlingnatter. Im Frühling ist bei den Schlingnattern Fortpflanzungszeit. Dabei verhalten sich vor allem die Männchen meist sehr aggressiv gegenüber der Konkurrenz um die begehrten Schlangenfrauen. Heftige Beißereien sind an der Tagesordnung. Die aggressiven Schlangenmänner versuchen einander zu umschlingen und sich gegenseitig in den Kopf zu beißen. Mitunter werden auch paarungsunwillige Weibchen von den liebestollen Freiern gebissen. Selbst die Kopulation läuft alles andere als friedlich ab, da das Weibchen vom Liebhaber häufig mit Bissen traktiert wird, um eine Flucht zu unterbinden. 

Schlingnattern sind wie alle anderen Reptilien wechselwarme Tiere und damit auf die Wärmezufuhr von außen angewiesen. Ihr Verhalten ist darauf ausgerichtet, möglichst schnell ihre ”Betriebstemperatur” von etwa 29 bis 33°C zu erreichen. Dies geschieht durch intensive Sonnenbäder. Steigt die Körpertemperatur auf mehr als 33°C, suchen die Tiere schattige Plätze auf, um sich abzukühlen. 

Wie viele andere Reptilien ist auch die Schlingnatter auf freie, reich strukturierte Landschaften angewiesen. Damit diese Lebensräume erhalten bleiben, müssen regelmäßig Landschaftspflegemaßnahmen durchgeführt werden. Um das private Engagement zu stärken, hat die LUBW gemeinsam mit dem Ministerium für Ernährung und Ländlichen Raum für den „Aktionsplan Biologische Vielfalt“ der Landesregierung insgesamt 111 Arten, die besonders auf unsere Hilfe angewiesen sind, ausgewählt. Darunter befinden sich selten gewordene Insekten, Fische, Amphibien, Reptilien, Vögel, Säugetiere und gefährdete Pflanzen. Diese 111 Arten stehen auch als „Stellvertreter“ für viele weitere gefährdete Arten mit ähnlichen Ansprüchen und ihre Lebensräume. 

Mit verschiedenen Partnern aus unterschiedlichen gesellschaftlichen Bereichen werden Aktionen und Projekte für diese Arten durchgeführt. Jeder kann mitmachen, egal ob als Bürger, Verein, Kirche, Schule, Verband oder Unternehmen. Informationen zu allen 111 Arten des Aktionsplans sind im Internet unter www.aktionsplan-biologische-Vielfalt.de zu finden. 

Eine erfolgreiche Aktion für Schlingnatter & Co wurde beispielsweise kürzlich von den Schülern der Grund- und Hauptschule Aichhalden unter Anleitung des Ökomobil-Teams des Regierungspräsidiums Freiburg durchgeführt. Vom 15. bis zum 18. Juli 2008 haben die Schüler mit großem Eifer und Begeisterung eine Trockenmauer freigestellt sowie eine Feuchtwiese gepflegt und überzählige Gehölze entfernt. 

Zusatzinformation zur Schlingnatter: 
Der wissenschaftliche Name der Schlingnatter Coronella („Krönchen“) austriaca weist auf das zacken- bis kronenförmige Muster am Hinterkopf und Hals hin. Häufig schließen sich daran zwei Längsstreifen an, die in ein Fleckenmuster übergehen: Die Verwechslung mit einer Kreuzotter ist dann vorprogrammiert. Und damit auch die Angst, von dieser vermeintlich gefährlichen Schlange gebissen zu werden. Als Natter ist sie aber nicht giftig. Nach dem Motto „Schau mir in die Augen, Kleines“ ist sie leicht von der Kreuzotter zu unterscheiden: Die runden Pupillen weisen sie eindeutig als Natter aus, die Kreuzotter hat eine senkrecht stehende Schlitzpupille. 

Bildmaterial kann auf Wunsch zur Verfügung gestellt werden. 

Zusatzinformation zum Aktionsplan Biologische Vielfalt, insbes. 111-Arten-Korb als Schwerpunktprojekt: 
Die Landesregierung hat am 17. März 2008 den Aktionsplan Biologische Vielfalt verabschiedet, der die bisherigen Anstrengungen zum Erhalt der biologischen Vielfalt in Baden-Württemberg unterstützen soll. Umfangreiche Anstrengungen des Naturschutzes haben – trotz vieler Teilerfolge – bislang nicht verhindern können, dass auch heute noch über ein Drittel unserer heimischen Tier- und Pflanzenarten als gefährdet gelten müssen. Der aus vier Bausteinen aufgebaute Aktionsplan hat zwei Hauptziele. Zum einen sollen die Lebensbedingungen für unsere heimischen Tier- und Pflanzenarten vor Ort tatkräftig und nachhaltig verbessert werden, zum anderen soll das Bewusstsein für den Wert der biologischen Vielfalt stärker in der öffentlichen Meinung verankert werden. Die gesamte Bevölkerung soll aufgerufen werden, sich beim Erhalt der biologischen Vielfalt einzubringen. Der zentrale Baustein für die Öffentlichkeitsarbeit ist deshalb der „111-Arten-Korb“. Gemeinsam mit den Naturschutzverbänden und Experten wurden 111 Tier- und Pflanzenarten ausgewählt, die unsere Unterstützung benötigen und für die Baden-Württemberg eine besondere Verantwortung trägt. Sie stehen sozusagen als Vertreter („Gesichter“) für zahlreiche weitere gefährdete Arten und ihre Lebensräume. Es sind bunte, auffällige Arten darunter wie der blauschillernde Eisvogel und farbenprächtige Orchideen, aber auch Arten, deren Schönheit sich erst auf den zweiten Blick offenbart. Für diese 111 Arten werden engagierte Projektpartner aus den unterschiedlichsten gesellschaftlichen Bereichen gesucht, um mit zahlreichen Aktionen die Lebensbedingungen dieser Arten vor Ort nachhaltig zu verbessern. Gleichzeitig soll die Bevölkerung mit begleitender Öffentlichkeits- und Pressearbeit für dieses wichtige Thema sensibilisiert werden. Möglichst viele Gruppen der Bevölkerung sollen zum Mitmachen gewonnen werden. Nur wenn die Bürger den Wert unserer heimischen Artenvielfalt persönlich erfahren haben, werden sie diese Vielfalt auch zu schätzen wissen und sich für deren Erhalt einsetzen. Engagement ist hier in vielerlei Hinsicht denkbar. Hierzu existiert deshalb auch kein starrer Maßnahmenkatalog, sondern die Aktionen und Projekte werden individuell entwickelt. Weitere Informationen zum Aktionsplan Biologische Vielfalt sind unter www.aktionsplan-biologische-vielfalt.de abrufbar.
Rückfragen
Bei Rückfragen wenden Sie sich bitte an die Pressestelle der LUBW. Telefon: +49(0)721/5600-1387 E-Mail: pressestelle@lubw.bwl.de