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null Sommer 2022 in Baden-Württemberg

zu früh zu heiß und zu trocken

18.07.2022

Baden-Württemberg/Karlsruhe. Das erste Halbjahr fiel dieses Jahr deutlich zu heiß und zu trocken aus. Von Januar bis Juni fielen in Baden-Württemberg nur rund 80 Prozent des Niederschlages, der im langjährigen Mittel für diesen Zeitraum üblich ist. Die Lufttemperaturen waren im ersten Halbjahr überdurchschnittlich. Darauf weist die LUBW Landesanstalt für Umwelt Baden-Württemberg heute hin.

Auch der Juli 2022 ist bisher deutlich zu trocken und zu warm. An der Wetterstation Mannheim wurde beispielsweise in diesem Jahr (Stand 16. Juli 2022) bereits zehn „Heiße Tage“ mit Temperaturen über 30 Grad Celsius verzeichnet. Das ist nur ein Tag weniger als im extrem trocken-heißen Jahr 2018 zur gleichen Zeit. Dies hat in Baden-Württemberg bereits spürbare Folgen.

Wasserstände in Oberflächengewässern

Zwei Drittel der Pegel der Hochwasservorhersagezentrale Baden-Württemberg (HVZ) weisen heute Vormittag einen Wasserstand auf, der unter dem niedrigsten Wasserstand eines durchschnittlichen Jahres liegt. Insbesondere in der westlichen Landeshälfte führen nahezu alle Gewässer Niedrigwasser, aber auch in der östlichen Landeshälfte sind viele Gewässer betroffen. Somit entwickelt sich bereits relativ früh im Jahr eine ausgeprägte Niedrigwasserlage.

Auch im Oberrhein und der baden-württembergischen Donau befindet sich der Wasserstand inzwischen im Bereich des „Mittleren Niedrigwassers“. Am Hochrhein sind die Wasserstände ebenfalls deutlich niedriger als für die Jahreszeit üblich, allerdings sind hier bisher noch keine „Mittleren-Niedrigwasser“-Werte unterschritten.

Die Dreisam bei Freiburg ist bereits seit Mitte letzter Woche trockengefallen. Während flussaufwärts der Stadt Freiburg die HVZ am Pegel Ebnet immerhin noch rund 200 Liter Wasser pro Sekunde in der Dreisam verzeichnet (Stand 18.7.2022), versickert und verdunstet dieses Wasser im weiteren Flussverlauf vollständig.

Üblicherweise bilden sich solche Niedrigwasser eher zum Spätsommer hin aus. Verglichen mit dem Hitzejahr 2003 und dem Dürrejahr 2018 befinden sich die Wasserstände derzeit noch oberhalb der damaligen Niedrigwasserwerte. Sollte die trockene Wetterphase in den kommenden Wochen weiter anhalten, könnten die Niedrig­wasser-Rekordwerte des Hitzejahres 2003 sowie des Dürrejahres 2018 erreicht oder sogar unterschritten werden.

Zahlreiche Wasserbehörden der Landratsämter und Städte haben bereits für ihre Kreise ein Verbot zur Wasserentnahme aus Gewässern ausgesprochen, beispielsweise im Ortenau- und Bodenseekreis.

Grundwasser

Der Frühsommer 2022 zählt im langjährigen Vergleich zu den Frühsommern mit den niedrigsten Grundwasserverhältnissen. Entsprechend sind die Grundwasserstände und Quellschüttungen nun im Juli auf unterdurchschnittlichem Niveau. Die aktuelle Niedrigwassersituation im Grundwasser ist an den Schwarzwaldquellen und in den Talfüllungen der Schwarzwaldgewässer besonders ausgeprägt. Es ist zu erwarten, dass bis zum Herbst keine nennenswerte Grundwasserneubildung stattfinden wird.

Wassertemperaturen in Rhein und Neckar

Die Wassertemperatur liegt derzeit in Rhein und Neckar je nach Tageszeit zwischen 23 und 24 Grad Celsius. Aufgrund der vorhergesagten Hitzewelle erwartet die LUBW allerdings einen deutlichen Anstieg der Temperaturen. Nach den Prognosemodellen können bis Anfang nächster Woche bis zu 27 Grad Celsius erreicht werden. Wenn die Wassertemperatur mehrere Tage über 25 Grad Celsius liegt, kann die Gewässerfauna beeinträchtigt werden, denn der Hitzestress macht die Tiere anfällig für Krankheiten, die auch zum Tod führen können.

Im Vergleich zu Mitte Juli des Jahres 2003 liegen die Wassertemperaturen im Rhein aktuell auf vergleichbarem Niveau, im Neckar meist noch etwas darunter. In dem Hitzesommer 2003 hat sich ab Mitte Juli eine sehr heiße Phase bis fast Mitte August angeschlossen, die zu extremen Wassertemperaturen geführt hat.

Insbesondere im Neckar mit seinen vielen Staustufen muss der Sauerstoffgehalt genau verfolgt werden. Sauerstoffgehalte deutlich unter 4 Mikrogramm je Liter Wasser können besonders bei Fischen zum Ersticken führen, wenn sie nicht in sauerstoffreichere Abschnitte oder Zuflüsse ausweichen können. Zur Stützung des Sauerstoffgehalts wird dann an den Wasserkraftwerken das Wasser belüftet, in dem über die Turbinen oder durch Absenken der Wehre zusätzlicher Sauerstoff eingetragen wird. Stand heute liegt der Sauerstoffgehalt im Neckar selbst in den Nachtstunden noch in einem sehr guten Bereich von um die 8 Mikrogramm. Der Sauerstoffgehalt profitiert im Neckar davon, dass die Phosphatfracht in den letzten 10 Jahren halbiert wurde.

Bodensee

Am Bodensee ist der Wasserstand mehr als 80 Zentimeter (Stand 18.07.2022) niedriger als dies für die Jahreszeit üblich ist (Vergleichszeitraum 1961 bis 1990). Der Pegelstand lag heute Vormittag bei 347 Zentimetern. Ein noch niedrigerer Bodenseewasserstand an einem 18. Juli wurde zuletzt im Jahr 2006 mit 328 Zentimetern am Pegel Konstanz gemessen.

Aufgrund seines enormen und tiefen Wasserkörpers kommt der Bodensee nicht so schnell „ins Schwitzen“. In der Seemitte des Obersees wurden oberflächennah zuletzt 22,7 Grad Celsius gemessen (Stand 18.7.2022,). Das sind für den Bodensee warme, aber für die Jahreszeit unauffällige Temperaturen. Abweichend von den Temperaturen in der Seemitte sind die Temperaturen in ufernahen Flachwasserbereichen oder in den Seebecken des Untersees je nach Lage deutlich höher, beispielsweise an der Messstelle im Gnadensee und Zellersee mit 24,4 Grad Celsius (Stand 5.7.2022).

Aussichten

Für die kommenden zwei Wochen zeichnet sich derzeit keine Änderung der Wetterlage ab. Dies ist nicht ungewöhnlich, da die meisten trockenen und heißen Tage im Hochsommer zwischen Mitte Juli und Ende August auftreten. Die am Mittwoch erwarteten Schauer und Gewitter können die Niedrigwasserlage allenfalls kurzfristig, vorübergehend und lokal abmildern. Ob das Jahr 2022 erneut ein Extremjahr wie die Jahre 2003 oder 2018 wird, bleibt abzuwarten.

Hintergrundinformation

Klimatische Einordnung – weitere Details zur Station Mannheim

Im langjährigen klimatischen Vergleich hat Mannheim elf Heiße Tage, jedoch gilt dies für das ganze Jahr. Mit zehn „Heißen Tagen“ Mitte Juli 2022 ist dieser Wert nun schon fast erreicht. In den Spitzenjahren 2003 und 2018 gab es in Mannheim bis zu diesem Zeitpunkt 19 beziehungsweise 11 „Heiße Tage“. Insgesamt schlugen beide Jahre mit 42 Tagen über 30 Grad Celsius zu Buche.

Weiterführende Informationsquellen

- Bericht der Hochwasservorhersagezentrale Baden-Württemberg

- Zustandsbericht: Grundwasser und Quellschüttung

- Temperaturübersicht für den Neckar

- Bodensee Online

Rückfragen

Bei Rückfragen wenden Sie sich bitte an die Pressestelle der LUBW. Telefon: +49(0)721/5600-1387 E-Mail: pressestelle@lubw.bwl.de