Pressemitteilungen

null Umweltminister Franz Untersteller MdL: „Baden-Württemberg stellt sich aktiv auf die Folgen des Klimawandels ein“

Apfelblüte 13 Tage früher: Gemeinsames Projekt Apfelblütenland 2014 von LUBW und der Redaktion Planet Wissen – Vororttermin in der Lehranlage des Obst- und Gartenbauvereins Gaggenau-Selbach im Murgtal

23.04.2014
Für Klimaexperten ist die Blüte der Apfelbäume ein Indikator für den Vollfrühling. In den letzten 25 Jahren hat sich dieser Termin rund 13 Tage nach vorne verschoben im Vergleich zu den drei Jahrzehnten davor. Und in keinem der vorangegangenen Beobachtungsjahre blühten die Apfelbäume so früh wie in diesem Jahr. Das belegen die Auswertungen der LUBW Landesanstalt für Umwelt, Messungen und Naturschutz Baden-Württemberg. 

„Diese zeitliche Verschiebung des Frühlings in Baden-Württemberg zeigt eine Auswirkung des Klimawandels. Für uns ist die rechtzeitige Auseinandersetzung mit den Folgen wichtig. Wir wollen die Verwundbarkeit des Landes mindern und mögliche Kosten des Klimawandels für Baden-Württemberg senken“, erklärt Umweltminister Franz Untersteller MdL bei der heutigen Vorstellung des Projektes „Apfelblütenland 2014“ in der Lehranlage des Obst- und Gartenbauvereins Gaggenau-Selbach im Murgtal. 

Untersteller steht inmitten von Apfelbäumen, die bereits ihre Blüte hinter sich haben. Nur die spätblühenden Sorten zeigen noch vereinzelte Blüten. Der milde Winter und die dann folgende anhaltende warme Witterung haben die Blütenentwicklung immens beschleunigt. Neben ihm stehen die beiden Initiatoren des Projektes Apfelblütenland: Jürgen Bundy, Leiter der Abteilung Wissenschaft und Bildung beim SWR Fernsehen, und Margareta Barth, Präsidentin der LUBW.

Aktion „Apfelblütenland“
Mit der Aktion „Apfelblütenland“ im Webauftritt der Sendung „Planet Wissen“ dokumentieren der SWR und die LUBW gemeinsam den Einzug des Frühlings in Baden-Württemberg und in ganz Deutschland. Zuschauerinnen und Zuschauer melden dem SWR die ersten Apfelblüten ihrer Umgebung und senden Bilder. Diese sind die Grundlage für das Apfelblütentagebuch. Über 25.000 Meldungen hat der SWR in den vergangenen acht Jahren erhalten.
 
Parallel dazu verfolgt die LUBW den Verlauf der Apfelblüte im Murgtal bis hinauf in die Höhenlagen des Schwarzwaldes und meldet ihre Beobachtungen dem SWR. Das Murgtal ist ein Seitenarm des südlichen Rheintals in Baden-Württemberg. So kann die Auswirkung des Klimawandels vom Tal bis hinauf in die Höhenlagen des Schwarzwaldes auf kleinem Raum dokumentiert werden.

Bereits seit Mitte der 1990er Jahre befasst sich die LUBW mit den verschiedensten Auswirkungen klimatischer Veränderungen auf Natur und Umwelt. „Diese Langzeitbeobachtungen erlauben es uns, zwischen natürlich vorkommenden jährlichen Schwankungen und einem durch den Klimawandel verursachten Trend zu unterscheiden“, so die Präsidentin der LUBW, Margareta Barth. „Über die Veränderungen in der Natur sind wir den Folgen des Klimawandels auf der Spur.“ 

Anpassungsstrategie an die unvermeidbaren Folgen des Klimawandels
Das baden-württembergische Umweltministerium entwickelt zurzeit in enger Zusammenarbeit mit der LUBW und weiteren Partnern eine „Anpassungsstrategie an die unvermeidbaren Folgen des Klimawandels in Baden-Württemberg“. Der Entwurf zur Anpassungsstrategie wird im kommenden Herbst auf einem Kongress vorgestellt und diskutiert werden. 

„Die weitreichenden Folgen des Klimawandels bei gleichzeitiger Erkenntnisunsicherheit machen die Anpassung zu einer komplexen Aufgabe. Deshalb binden wir das Wissen möglichst vieler Gesellschaftsgruppen in dieses Projekt ein, wie Wissenschaft, Kommunen, Land- und Forstwirtschaft“, berichtet Umweltminister Untersteller. 

„Apfelblütenland“ klärt auf und sensibilisiert
„Das Projekt Apfelblütenland hilft dabei in doppelter Hinsicht: Zum einen erhalten wir durch diese Langzeitbeobachtung fundierte Erkenntnisse, zum anderen hilft es uns durch seine breite Ansprache der Öffentlichkeit, Menschen für die Thematik zu sensibilisieren und ihnen die Auswirkung des Klimawandels auf ihre direkte Umwelt zu verdeutlichen“, so Untersteller.

Jürgen Bundy, Leiter der Abteilung Wissenschaft und Bildung beim SWR Fernsehen, freut sich über eine ähnlich hohe Resonanz wie in den Vorjahren. „Wir erhoffen uns weiterhin zahlreiche Meldungen aus den verschiedenen Regionen in Baden-Württemberg, aber auch aus den anderen Bundesländern. Wir erwarten ein Rekordjahr bei Beginn und Verlauf der Apfelblüte“, so Bundy. 

Das Murgtal als Prognoseinstrument für ganz Deutschland
„Die Dokumentation der Apfelblütenentwicklung entlang des Höhenverlaufs der Murg durch die LUBW ist für die Planet Wissen-Redaktion beim SWR eine besonders interessante Ergänzung, da sich das Murgtal in den vergangenen Jahren als eine Art Prognoseinstrument für die Apfelblüte in ganz Deutschland erwiesen hat“, erläutert Bundy. Die Apfelbäume am Taleingang gehören zu den am frühesten blühenden in Deutschland. Die Bäume in den Höhenlagen öffnen dagegen ihre Blüten oftmals erst gleichzeitig mit den Apfelbäumen an der Ostseeküste, die in Deutschland am spätesten blühen.

Signale aus der Natur
Der Verlauf der Apfelblüte zeichnet eine klimatische Entwicklung nach, die durch weitere „Signale aus der Natur“ bestätigt wird. Zugvögel kehren immer zeitiger aus den Überwinterungsgebieten zurück und brüten früher oder weiten ihre Brutgebiete immer stärker nach Norden aus. Darüber hinaus konnten Experten in den letzten zweieinhalb Jahrzehnten eine bemerkenswerte Zuwanderung wärmeliebender Insektenarten, vor allem aus dem Mittelmeerraum, nach Baden-Württemberg nachweisen. Von der LUBW begleitete Studien belegen, dass hierzu insbesondere Libellen, Schmetterlinge, Käfer und Bienen zählen. „Die Auswirkungen einer solchen Zuwanderung, darunter auch Schädlinge und Krankheitsüberträger, auf Tier- und Pflanzenarten und deren Lebensräume sowie letztendlich auch auf die Bevölkerung Baden-Württembergs, werden im Rahmen weiterer Vorhaben der LUBW erfasst“, so Barth.

Weiterführende Information:

LUBW-Broschüre: Signale aus der Natur, Blühpflanzen reagieren auf den Klimawandel, S. 12

SWR-Planet Wissen: Unsere Aktion „Apfelblütenland

Ministerium für Umwelt, Klima und Energiewirtschaft Baden-Württemberg: Anpassungsstrategie Baden-WürttembergKlimawandel

LUBW-Broschüre: Klimawandel in Baden-Württemberg
Rückfragen
Bei Rückfragen wenden Sie sich bitte an die Pressestelle der LUBW. Telefon: +49(0)721/5600-1387 E-Mail: pressestelle@lubw.bwl.de