Mit der Wahl des Waldbodens zum Boden des Jahres 2024 rückt nach dem Ackerboden eine weitere großflächige Bodennutzung in den Fokus der Öffentlichkeit, denn „den klassischen Waldboden“ gibt es nicht. Mit einer Nutzfläche von rund 30 %, sind Wälder die zweitgrößte Flächennutzung Deutschlands. In Baden-Württemberg ist die bewaldete Fläche größer als im bundesweiten Durchschnitt und beläuft sich auf knapp 38 % der Landesfläche (Statistisches Bundesamt, 2023).
Wälder und ihre Böden zeichnen sich durch ihre hohe Leistungsfähigkeit im Naturhaushalt aus. Sie sind Lebensraum für zahlreiche Bodenlebewesen, speichern Kohlenstoff in Form von organischer Bodensubstanz und sind Filter- und Speicherkörper für Wasser. Hierbei ist der Porenraum essentiell für den Wassertransport, die Wasserspeicherung sowie -filterung und die Belüftung des Bodens und der Bodenlebewesen.
Anders als Ackerböden werden Waldböden nicht landwirtschaftlich genutzt und somit findet in der Regel im Oberboden keine Bodenbearbeitung (Grubbern, Pflügen etc.) statt. Demnach liegen diese Böden häufig in ihrer natürlich gewachsenen Horizontierung (Schichtung) vor, so dass sie zu den naturnahsten Ökosystemen Deutschlands gehören.
Waldböden können sich vielfältig gebildet haben und unterscheiden sich hinsichtlich ihres Ausgangsmaterials (Kalkstein, Sandstein, Tonstein uvm.) und in ihrer Ausprägung. Allen gemein ist die oberste Schicht, die Streuauflage. Hier sammeln sich herabfallendes Laub, Nadeln, Holzreste, Samen sowie Früchte und weitere abgestorbene, herabgefallene Pflanzenmasse der Waldvegetation. In dieser Schicht tummeln sich viele Bodenlebewesen, wie Ameisen, Asseln, Regenwürmer, Bakterien und Pilze. Diese sind maßgeblich an der Zersetzung des organischen Materials beteiligt und tragen zur Kohlenstoffspeicherung und Nährstoffumsetzung bei. Unter der Streuschicht findet sich der mineralische humose Oberboden der durch eine Anreicherung von organischer Substanz charakterisiert ist (Ah-Horizont). Mit einem Vorrat von knapp 120 Tonnen organischem Kohlenstoff je Hektar speichern Waldböden mehr Kohlenstoff als die Biomasse der Wälder darüber. Mehr als 75% davon findet sich in Streuauflage und Oberboden.
Je nach Ausprägung des Waldbodens folgt auf Humusauflage und Ah-Horizont ein Unterbodenhorizont (B-Horizont) der durch die Verwitterung des Ausgangsmaterials geprägt ist. Charakteristisch ist hier die bräunliche Farbe aufgrund der Umwandlung von eisenhaltigen Mineralen. Der unterste Horizont ist der C-Horizont der nur schwach den bodenbildenden Prozessen unterliegt und demnach das schwach verwitterte Ausgangsgestein darstellt.
Bilder zeigen: Die Vielfalt der Waldböden zeigt sich durch unterschiedliche standörtliche bodenbildende Prozesse und das geologische Ausgangsmaterial. Dadurch entstehen verschiedenartige Farbausprägungen, Humusformen und Zusammensetzungen der Mineralphase. Bildnachweis: L. Schumacher, rechts R. Schüßler
Während im vergangenen Jahrhundert der Waldboden vor allem durch Säure- und Schadstoffeinträge durch Niederschlag bedroht wurde, sind heute physikalische Bodenschäden im Fokus. Durch den Einsatz schwerer Gerätschaften im Zuge der Holzernte kann der Waldboden verdichtet werden. Diese Verdichtungen können den Lufthaushalt beschränken, zu Staunässe führen und die Erosionsanfälligkeit steigern. Das Porensystem im Boden ist maßgeblich entscheidend für den Luft- und Wasserhaushalt in Böden. Das sensible System zwischen Festphase und Porenraum kann durch Befahrung mit schweren Gerätschaften bei ungünstiger Bodenfeuchte zu Verdichtungen und Verschlämmungen führen. Dabei geraten vor allem die luftführenden Grobporen sowie die wasserleitenden Mittelporen in Mitleidenschaft, die für das Pflanzenwachstum und die Bodenlebewesen sehr wichtig sind. Für leistungsfähige Wälder sind gesunde Waldböden die Grundlage. Hierfür ist es wichtig chemische und physikalische Bodenschäden zu vermeiden und entsprechende Maßnahmen für die Verbesserung des Bodenschutzes im Wald umzusetzen.
Bildunterschrift: Tiefe Fahrspuren durch Befahrung bei zu feuchten Bodenbedingungen im Wald (Foto: Solum, 2023)