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Boden des Jahres 2026: Archivboden

 

Abbildung 1: Archivböden umfassen viele unterschiedliche Böden. Sie reichen von eiszeitlichen Geländeformen, über Moore hin zu historischen Weinbergen. Abgebildet sind hier die Endmoränenwälle bei Menzenschwand, Bildquelle: LGRB.

Böden sind weit mehr als nur Untergrund oder Lebensraum und -grundlage für Pflanzen, Tiere und Menschen – sie sind lebendige Archive der Natur- und Kulturgeschichte. In ihren Horizonten speichern sie Spuren vergangener Ökosysteme, klimatischer Veränderungen und menschlicher Aktivitäten. Durch die Untersuchung des Bodens lassen sich Entwicklungen über Jahrtausende rekonstruieren, die uns wertvolle Einblicke in die Entstehung unserer Umwelt und Zivilisation geben. Böden machen Geschichte erlebbar und laden uns ein, unsere Umwelt mit anderen Augen zu sehen – als lebendige Erinnerung an das Zusammenwirken von Natur und Mensch über Jahrhunderte.

Im Grunde genommen ist jeder Boden ein Archiv der Naturgeschichte, doch es gibt Böden, die diese Archivfunktion in besonderem Maße erfüllen. Hierfür gibt es mehrere Beurteilungskriterien, die herangezogen werden, um sogenannte Archivböden besser definieren und untereinander abgrenzen zu können.

Untergliedert wird die Archivfunktion in:


Abbildung 2: Unterteilung der Archivfunktion des Bodens in Archive der Naturgeschichte, Natur- und Kulturgeschichte, Kulturgeschichte, Bildquelle: LUBW.

Konservierung von Klima und Kultur

Ein wichtiges Archiv für die erdgeschichtliche Entwicklung sind beispielsweise sogenannte Paläoböden. Diese haben sich vor der letzten Eiszeit gebildet und sind in geschützten Lagen kleinräumig bis heute erhalten. Ihr Alter kann mehrere hunderttausend bis Millionen Jahre betragen. Einer dieser Böden ist die Terra Rossa, wortwörtlich eine Roterde. Aufgrund des einst herrschenden subtropischen Klimas hat sich im Zuge der Bodenbildung eine blutrote Eisenverbindung, der Hämatit, gebildet. 


Abbildung 3: Bodenprofil einer Terra Rossa bei Wurmlingen, Bildquelle: LGRB.

Ein weiteres Beispiel für Archivböden stellen die Wölbäcker dar. Ein Wölbacker ist Produkt und Zeuge der kulturhistorischen Landnutzung unserer Vorfahren im Mittelalter. Durch häufiges Pflügen wurde fruchtbares Oberbodenmaterial aufgewölbt und in linienförmigen Strukturen abgelagert. Diese Wölbäcker sind anhand der Oberflächenstruktur noch heute im digitalen Geländemodell sichtbar. Vor allem unter forstlicher Nutzung sind die Geländestrukturen gut erhalten. Für die Identifikation im Gelände braucht es ein geschultes Auge und weitere bodenkundliche Untersuchungen.


Abbildung 4: Profil und Oberflächenstruktur eines Wölbackers bei Iffezheim, Bildquelle: LGRB.

Die Bandbreite der Archivböden in Baden-Württemberg ist groß. Einen Überblick der beschriebenen und weiteren Archivböden bietet die Suchraumkarte des Landesamtes für Geologie, Rohstoffe und Bergbau (LGRB) (https://www.lgrb-bw.de/aktuelles/boeden-als-zeitzeugen). In der Suchraumkarte sind insbesondere Böden enthalten, die vor allem aufgrund ihrer Naturgeschichte und vereinzelt wegen ihrer Kulturgeschichte schützenswert sind. Informationen zu weiteren schützenswerten Objekten mit Archivfunktion wie etwa Geotope oder Bodendenkmale, finden sich im Geotopkataster bzw. sind bei der LUBW oder beim Landesamt für Denkmalpflege zu erfragen.

Schützenswerte Bodenfunktion

Die Funktion als Archiv der Natur- und Kulturgeschichte von Böden ist neben den natürlichen Bodenfunktionen wie als Lebensgrundlage für Menschen, Tiere, Pflanzen und Bodenmikroorganismen eine gesetzlich verankerte und schützenswerte Eigenschaft von Böden. Planungs- und Bauvorhaben, die in den Boden eingreifen, können die Archive in ihrem Bestand gefährden. Deshalb ist die Berücksichtigung der Archivfunktion im Rahmen von Planungsverfahren und der bodenkundlichen Baubegleitung ebenso unerlässlich wie die Betrachtung der weiteren Bodenfunktionen.

Mehr zum Thema:

Weitere Informationen zum Boden des Jahres finden Sie auf der Webseite des Kuratoriums Boden des Jahres: Archivboden – Boden des Jahres 2026. 

Bildnachweis: TypoArt BS/shutterstock.com