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Neue Wespenart im Insektenmonitoring nachgewiesen

Was wir nicht kennen, können wir nicht schützen. Das wird einmal mehr durch das landesweite Insektenmonitoring bestätigt. Gleich in mehreren Insektenproben des Monitorings entdeckte Marina Moser, Doktorandin am Staatlichen Museum für Naturkunde Stuttgart (SMNS), eine bis dato unbekannte Wespenart, die sie zu Ehren des baden-württembergischen Ministerpräsidenten Aphanogmus kretschmanni (Moser, 2023) taufte. Die neue Art von nur ca. 1 mm Größe konnte inzwischen auch an drei Standorten des Insektenmonitorings nachgewiesen werden, die mit sogenannten Malaise-Fallen beprobt werden. Diese zeltförmigen Fallen werden verwendet, um die Artenvielfalt flugfähiger Insekten zu erfassen. Die über das Jahr gesammelten und in Alkohol konservierten Proben werden am SMNS systematisch ausgewertet.


Bild zeigt: Exemplar von Aphanogmus kretschmanni, Bildnachweis: M. Moser, SMNS

Die Artengruppe der „Legimmen“, zu denen A. kretschmanni verwandtschaftlich gehört, weisen eine hochspezialisierte Lebensweise auf. Ihre Larven entwickeln sich als Parasitoide, das heißt sie töten ihren Wirt während der Entwicklung. Wirte sind zum Beispiel Brackwespen, die wiederum Blattläuse als Wirte benötigen, in die sie ihre Eier legen. Solche parasitoiden Wespenarten übernehmen eine zentrale Rolle in Ökosystemen, indem sie für ein Gleichgewicht zwischen den verschiedenen Arten in einem Lebensraum sorgen.  Die Brackwespen verhindern ein Überhandnehmen von Blattläusen, die sonst die Pflanzen zu stark schädigen würden. Aber auch räuberische Arten wie die Brackwespen bedürfen einer Regulierung, für die Arten mit der Lebensweise von A. kretschmanni sorgen.

Der Fund von A. kretschmanni zeigt, wie wichtig es ist, im Rahmen des Monitorings auf verschiedenste Erfassungsmethoden zu setzen. Andernfalls würde ein Großteil der Artenvielfalt übersehen, da die meisten Insekten nur wenige Millimeter Körperlänge erreichen.


Bild zeigt: Malaise-Falle in der reich strukturierten Normallandschaft von Weissach – einem der Fundorte von Aphanogmus kretschmanni, Bildnachweis: LUBW

Das Insektenmonitoring soll in erster Linie Aufschluss über die Entwicklung der Bestände weit verbreiteter Insekten im Land geben, um daraus Maßnahmen gegen das Insektensterben abzuleiten. Die Entdeckung der neuen Art bestätigt nun eindrücklich, dass über das Monitoring auch schwer nachweisbare Arten abgedeckt werden, die auch für die Wissenschaft von großem Interesse sind und erst durch sorgfältige Auswertung des wertvollen Probenmaterials Beachtung finden.

Der Nachweis der neuen Art in zwei Naturschutzgebieten im Landkreis Karlsruhe und dem Enzkreis sowie in der normal genutzten Landschaft bei Weissach (Lkr. Böblingen) zeigt außerdem, dass auch unsere Kulturlandschaft noch Entdeckungen ermöglicht und eine teils unbemerkte Artenvielfalt beherbergen kann, die unseres Schutzes bedarf.

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Bildnachweis: TypoArt BS/shutterstock.com