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null Lärmberechnungen auf dem Prüfstand

Erster LUBW-Bericht zur Dauermessung von Straßenverkehrslärm in Karlsruhe und Reutlingen

30.04.2014
Wie hoch die Lärmbelastungen entlang der Straßen in Baden-Württemberg sind, das wird üblicherweise berechnet und nicht gemessen. Diese Regelung gilt für ganz Europa. Landesweite präzise Messungen an Straßen wären kaum durchführbar und auch viel zu teuer. Wie zuverlässig diese Berechnungen sind, das überprüft zur Zeit die LUBW Landesanstalt für Umwelt, Messungen und Naturschutz Baden-Württemberg im Zusammenhang mit dem Aufbau eines Verkehrslärm-Monitorings für Baden-Württemberg. Eine kontinuierliche Verkehrslärmmessung stand schon lange auf der Wunschliste des Kompetenzzentrums des Landes für Umweltfragen. Sie soll auch helfen, die gesundheitlichen Belastungen der Bevölkerung durch Lärm zuverlässig zu ermitteln. 

„Wir hatten bisher kein Instrument, mit dem wir mittel- bis langfristige Änderungen der Geräuschsituation an Straßen erfassen konnten“, erläutert die Präsidentin der LUBW, Margareta Barth. „Mit Hilfe der neu ausgerüsteten Verkehrsmessstationen können wir künftig dokumentieren, wie sich verkehrsbezogene Maßnahmen zur Lärmminderung auswirken oder wie beispielsweise lärmarme Reifen oder ein steigender Anteil an elektrisch angetriebenen Fahrzeugen die Geräuschkulisse verändern. Zwei weitere Messstationen zur Erfassung des Schienenverkehrslärms sind ebenfalls in Planung.“

Für die Messung des Straßenverkehrslärms wählte die LUBW zwei straßennahe Luftmessstationen aus, an denen bereits Verkehrsdaten ermittelt werden, wie Fahrzeugart, Anzahl und Geschwindigkeit. So kann künftig der Lärm gleich im Zusammenhang mit dem Verkehrsaufkommen analysiert werden. Im November 2012 wurde die Straßenverkehrslärm-Messstation „Karlsruhe Rheinhold-Frank-Straße“ und im März 2013 die Station „Reutlingen Lederstraße-Ost“ in Betrieb genommen. Die aktuellen Geräuschmesswerte können auf den Webseiten der LUBW verfolgt werden: https://www.lubw.baden-wuerttemberg.de/laerm-und-erschuetterungen/laermkarten

Jetzt hat die LUBW den ersten Bericht zu diesen Messungen vorgelegt. Der Vergleich der Messwerte mit den berechneten Werten auf Basis der realen Verkehrszahlen zeigt für Karlsruhe eine sehr gute Übereinstimmung. Lediglich 1 Dezibel Unterschied konnte festgestellt werden. In Reutlingen sind die Unterschiede zwischen dem berechneten und dem gemessenen Schallpegel mit bis zu 5 Dezibel wesentlich größer. Dies liegt vermutlich an der viel komplexeren Straßensituation und an unterschiedlichen weiteren Einflüssen. Die Ursachen sollen im Detail künftig näher ermittelt werden. 

An beiden Stationen wurden hohe Schallpegel gemessen. In Karlsruhe beträgt der ermittelte durchschnittliche Tagpegel (6 bis 22 Uhr) 67,0 Dezibel, in Reutlingen 74,3 Dezibel. Nachts (22 bis 6 Uhr) vermindert sich der durchschnittliche Schallpegel um rund 5 Dezibel; der Nachtpegel in Karlsruhe beträgt 62,4 Dezibel, in Reutlingen sind es 69,3 Dezibel. Beide Standorte liegen damit deutlich über den Grenzwerten, welche heute für den Neubau oder die wesentliche Änderung von Straßen gelten. Die Karlsruher Messstation steht an einer zweispurigen viel befahrenen Straße, während in Reutlingen fünf Spuren erfasst werden. In Reutlingen kommt es auch durch die in unmittelbarer Nähe vorhandene Ampelanlage zu Brems- und Beschleunigungsvorgängen.

In Karlsruhe befindet sich das Mikrofon an der Fahrbahn, sodass es nicht direkt den Lärm wiedergibt, der bei den rund 10 Meter weiter hinten liegenden Häusern ankommt. Die Lage der Messstation in Reutlingen erlaubt es, unmittelbar Aussagen über die Lärmbelastung der dort lebenden Menschen zu treffen. Hier steht das Messgerät auf gleicher Höhe mit den Häusern. Der an der Station gemessene durchschnittliche Tagpegel wird also auch an den Fassaden der Wohngebäude erreicht. 

Einzelne Ergebnisse der Lärmmessungen in Karlsruhe und Reutlingen

Für die einzelnen Monate zeigen sich bei beiden Stationen keine nennenswerten Unterschiede in den Lärmmesswerten. So nimmt zwar beispielsweise während der Sommerferien in Reutlingen die Anzahl der vorbeifahrenden Automobile um 20 Prozent ab, die damit verbundene Minderung des Lärms ist allerdings sehr gering.

An den Wochenenden ist es an beiden Orten tagsüber geringfügig leiser als unter der Woche, da der morgendliche Berufsverkehr weitgehend wegfällt. 

In den Nächten ist der Verkehrslärm aufgrund der geringeren Anzahl von Kraftfahrzeugen niedriger. Allerdings wird auch schneller gefahren, wodurch es wieder lauter wird. Die Nächte sind an Werktagen ruhiger als am Wochenende, an denen mehr Leute in der Nacht unterwegs sind.
Die lauteste Nacht im Jahr ist erwartungsgemäß der Jahreswechsel. In Karlsruhe lag der ermittelte Schallpegel in der Silvesternacht 2012/2013 bei nahezu 20 Dezibel über der durchschnittlichen nächtlichen Lautstärke. Das bedeutet: In der Silvesternacht wurde fast hundertmal mehr Schallenergie erzeugt als in einer normalen Nacht. Einzelne Pegelspitzen erreichten Werte von über 110 Dezibel. 

Die Rheinhold-Frank-Straße in Karlsruhe dient als Zubringer für zwei Krankenhäuser, sodass die Martinshörner der Krankenwagen bei der Lärmmessung hier merklich ins Gewicht fallen. Einzelne gemessene Pegelspitzen liegen bei rund 100 Dezibel, insgesamt wird der Mittelungspegel um rund 2 Dezibel durch die Signale erhöht. 

Die Online-Messwerte der Stationen können unter www.lubw.baden-wuerttemberg.de/laerm-und-erschuetterungen/laermkarten abgerufen und verfolgt werden.


Grafik zeigt: Orientierende Beispiele unterschiedlicher Schallpegel für Lärm und „Ruhe“. Quelle: LUBW. 
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