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null Umweltministerin Tanja Gönner und LUBW-Präsidentin Margareta Barth stellen Broschüre zum Klimawandel in Baden-Württemberg vor

Umweltministerin Tanja Gönner und LUBW-Präsidentin Margareta Barth stellen Broschüre zum Klimawandel in Baden-Württemberg vor

16.08.2010
"Wenn sich Klima und Umwelt ändern, muss auch der Mensch reagieren. Die Anpassung an die Folgen des Klimawandels wird daher - neben dem Klimaschutz - immer wichtiger" 

Umweltministerin Tanja Gönner und die Präsidentin der Landesanstalt für Umwelt, Messungen und Naturschutz Baden-Württemberg, Margareta Barth, stellten heute (16. August 2010) in Stuttgart die Broschüre "Klimawandel in Baden-Württemberg - Fakten, Folgen, Perspektiven" vor. 

Darin sind die aktuellen Erkenntnisse zum Klimawandel in Baden-Württemberg kompakt und übersichtlich zusammengestellt. "Es ist uns ein Anliegen, die Bürgerinnen und Bürger des Landes anschaulich über den Klimawandel zu informieren, der erhebliche Auswirkungen auf die Bereiche menschliche Gesundheit, Wasserwirtschaft, Bodenschutz, Landwirtschaft, Forstwirtschaft, Natur- und Artenschutz, Tourismus und Wirtschaft hat", so Ministerin Gönner.

Seit 1901 ist die Jahresmitteltemperatur im Land um über ein Grad Celsius gestiegen. Der größte Anstieg ist dabei erst in den letzten 30 Jahren erfolgt. Bis Mitte des Jahrhunderts werden die Jahresmitteltemperaturen in Baden-Württemberg voraussichtlich um weitere 0,8 bis 1,7 Grad Celsius steigen. "Wir sind im Südwesten vom Klimawandel schon jetzt besonders betroffen und stehen dabei erst am Anfang der Veränderungen", so Ministerin Gönner, denn ab Mitte des Jahrhunderts erwarten die Klimatologen noch deutlich stärkere Temperaturanstiege. "Dieser Entwicklung wollen wir mit einem ambitionierten Klimaschutz entgegentreten", betonte die Ministerin. 

"Besondere Sorge bereiten uns schon jetzt die Veränderungen der Klimaparameter, die Extreme der Temperatur- und Niederschlagsereignisse beschreiben", erläuterte LUBW-Präsidentin Barth. Die Sommertage mit Höchsttemperatur von mindestens 25 Grad Celsius hätten deutlich zugenommen und die Eistage mit Höchsttemperaturen unter dem Gefrierpunkt abgenommen. Diese Entwicklung werde sich in Zukunft landesweit fortsetzen, regional aber unterschiedlich ausgeprägt sein. Besonders betroffen seien Rhein- und Neckartal sowie die Bodenseeregion. Der Anstieg der Lufttemperatur werde sich auch auf die Artenvielfalt im Land auswirken. In den letzten 20 bis 30 Jahren seien Wärme liebende Arten insbesondere aus dem Mittelmeerraum nach Baden-Württemberg eingewandert und hätten sich ausgebreitet. Dies betreffe vor allem mobile Arten, wie Libellen, Stechmücken, Käfer und Schmetterlinge. 

"Warme und trockene Sommer, niederschlagsreiche Winter mit Hochwassergefahren sowie Extremwetterereignisse stellen eine Herausforderung dar und rückten den Gesichtspunkt der Anpassung an den Klimawandel in das Blickfeld. Wir müssen uns darauf einstellen, dass große Anstrengungen notwendig werden, um die Folgen zu bewältigen", bekräftigte Umweltministerin Gönner. Das Land werde daher den Aspekt der Anpassung an die unvermeidbaren Klimaveränderungen stärker in den Blick nehmen. Erforderlich sei eine langfristig ausgerichtete Anpassungsstrategie. Mit der Einrichtung des Hitzewarndienstes, der Berücksichtigung des Klimawandels bei der Berechnung der Hochwasserschutzanlagen und der Niedrigwasser-Vorhersage der LUBW seien bereits beispielhafte Anpassungsmaßnahmen realisiert worden. Dies sei aber nur der Anfang. "Die Infrastruktur muss technisch auf die sich verändernden Bedingungen ausgerichtet werden. Die jüngsten Vorkommnisse mit der Klimatisierung im Zugverkehr der Bundesbahn sind ein warnendes Beispiel. Neben der Zunahme von hitzebedingten Krankheits- und Todesfällen müssen wir damit rechnen, dass mit den ökologischen Veränderungen neue Krankheitserreger auftreten. Die Gesundheitsversorgung und -vorsorge muss sich diesen neuen Herausforderungen stellen“, so Ministerin Gönner. 


Information für die Medien: 

Bisherige Untersuchungen 
Das Land hat schon frühzeitig den Klimawandel und seine Auswirkungen in den verschiedensten Bereichen untersucht. Bereits 1999 startete Baden-Württemberg gemeinsam mit Bayern und dem Deutschen Wetterdienst das Kooperationsvorhaben "Klimaveränderung und Konsequenzen für die Wasserwirtschaft“ (KLIWA). KLIWA soll für den Zeithorizont 2021 bis 2050 die möglichen Auswirkungen der Klimaveränderung auf den regionalen Wasserhaushalt abschätzen, um Anpassungsmaßnahmen für die Wasserwirtschaft entwickeln zu können. 2001 folgte das Projekt "Klimawandel - Auswirkungen, Risiken, Anpassung" (KLARA), in dem Bereiche außerhalb der Wasserwirtschaft betrachtet wurden. Darauf aufbauend begann 2006 das Forschungsprogramm "Herausforderung Klimawandel Baden-Württemberg", das im März dieses Jahres ausgelaufen ist. Im 2006 veröffentlichten Klimaatlas Baden-Württemberg werden das Klima und die Klimaentwicklung für den Dreißigjahreszeitraum von 1971 bis 2000 beschrieben. 

Warme und trockene Sommer, niederschlagsreiche Winter mit Hochwassergefahren sowie Extremwetterereignisse 
In Stuttgart erhöhte sich die Zahl der Sommertage beispielsweise von 25 (1953) auf 45 (2009), während die Eistage im gleichen Zeitraum von 25 auf nur noch 15 zurückgingen. Karlsruhe hat schon jetzt circa 60 Sommertage, bis Mitte des Jahrhunderts kann man von 15 - 20 zusätzlichen Sommertagen ausgehen." 

Die Gesamtniederschläge werden sich künftig voraussichtlich kaum ändern, wohl aber die Verteilung der Niederschlagsmengen innerhalb des Jahres. 
Bislang haben die Höchstniederschlagsmengen im Winter um bis zu 35 Prozent zugenommen, ebenso die Zahl der Hochwasserereignisse in den letzten 30 Jahren. Auch ist mit einer größeren Hochwassergefahr zu rechnen, ein Jahrhundert-Hochwasser am Neckar könnte bis zum Jahr 2050 15 Prozent mehr Wasser führen als bisher. Die Sommer werden hingegen tendenziell trockener. Dagegen besteht eine größere Wahrscheinlichkeit für häufigere und intensivere Starkniederschläge, die zu Hochwasser, Hangrutschen und Erosionen führen können. Insgesamt ist damit zu rechnen, dass die Extreme in Baden-Württemberg zunehmen. Hochwasserkatastrophen wie aktuell in Sachsen, Südpolen und Tschechien könnten Vorboten solcher Entwicklungen sein. 

Zudem sind seit den 1980er Jahren die Zahl der Hageltage von etwa zehn Tagen pro Jahr auf nun 30 bis 40 Tage pro Jahr gestiegen. Fast 40 Prozent der durch Naturereignisse im Land verursachten Schäden wurden von Hagel verursacht. Auch in Zukunft ist mit Stürmen wie Lothar zu rechnen. Eine nur zehn Prozent höhere Windgeschwindigkeit wird zu einer Verdreifachung der Schäden führen, wie die Forschungsergebnisse zeigen. 

Klimawandel bietet auch Chancen 
Während sich die Landwirtschaft relativ rasch durch eine neue Sortenwahl auf Klimaänderungen einstellen kann, muss im Obstbau und beim Forst die Sortenwahl auf die zukünftige Entwicklung vorausschauend abgestellt werden. In Landwirtschaft und Weinbau kann der Klimawandel auch Chancen bieten. So könnten bessere Anbaubedingungen für anspruchsvollere Rebsorten dem Weinbau positive Entwicklungsmöglichkeiten eröffnen. Auch der Sommertourismus kann von der Zunahme der Bade- und Wandertage profitieren. Touristen könnten die ersten Badetage zukünftig 14 bis 21 Tage früher im Jahr genießen oder den Badeurlaub drei bis vier Wochen nach hinten verschieben. Schlechter sind dagegen die Aussichten für Wintersportler. In den Gipfellagen des Schwarzwaldes wird mit 25 bis 44 Prozent weniger Schneetagen bis zur Mitte dieses Jahrhunderts gerechnet. 

Die Broschüre kann über die Landesanstalt für Umwelt, Messungen und Naturschutz Baden-Württemberg (Postfach 10 01 63, 76231 Karlsruhe, Internet: Download) oder das Ministerium für Umwelt, Naturschutz und Verkehr (Postfach 
10 34 39, 70029 Stuttgart) bezogen werden.
Rückfragen
Bei Rückfragen wenden Sie sich bitte an die Pressestelle der LUBW. Telefon: +49(0)721/5600-1387 E-Mail: pressestelle@lubw.bwl.de