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Rote Liste der Farn- und Blütenpflanzen

Die neu erschienene Rote Liste der Farn- und Blütenpflanzen Baden-Württembergs enthält eine Beurteilung der aktuellen Gefährdungssituation von 2260 Arten. Mehr als ein Drittel davon sind aktuell gefährdet, ausgestorben oder potenziell gefährdet. Damit ist der Anteil der gefährdeten Arten im Vergleich zur letzten Roten Liste von 1999 auf vergleichbarem Niveau. Bei den einzelnen Arten ist aber oft ein Unterschied erkennbar. Dabei gibt es sowohl Gewinner als auch Verlierer.


Anzahl der baden-württembergischen Farn- und Blühpflanzenarten in der jeweiligen Gefährdungskategorie der Roten Liste. Dabei sind 80 Arten ausgestorben oder verschollen, 120 Arten vom Aussterben bedroht, 257 Arten stark gefährdet, 222 Arten gefährdet, 37 Arten haben eine Gefährdung unbekannten Ausmaßes, 85 Arten sind extrem selten, 158 Arten stehen auf der Vorwarnliste, bei 183 Arten sind die Daten unzureichen und 1118 Arten sind ungefährdet.

Grafik zeigt: Anzahl der baden-württembergischen Farn- und Blühpflanzenarten in der jeweiligen Gefährdungskategorie der Roten Liste. Bildnachweis: LUBW

Viele Ackerwildkräuter inzwischen besonders gefährdet

Ackerwildkräuter gehören zu den Pflanzengruppen, bei denen sich die Gefährdungslage insgesamt deutlich verschlechtert hat. Während bei Grünlandarten der Rückgang dank Naturschutzmaßnahmen und bestimmter Agrarförderungen abgebremst wurde, ist er bei Ackerwildkräutern in den letzten 20 Jahren infolge von Veränderungen der landwirtschaftlichen Bewirtschaftung unvermindert weitergegangen. Neben Arten wie Sommer-Adonisröschen (Adonis aestivalis) und Acker-Hahnenfuß (Ranunculus arvensis) ist unter anderem auch der Kleinling (Anagallis minima) davon stark betroffen. Der Kleinling ist inzwischen in allen 6 noch verbliebenen Naturräumen vom Aussterben bedroht. Gründe hierfür sind unter anderem der Einsatz von Unkrautbekämpfungsmitteln (Herbiziden) und die Reinigung von Saatgut. Zudem verdrängt der rasche Bodenumbruch nach der Ernte und der dichte Stand der Kulturpflanzen infolge Düngung viele Ackerwildkräuter.

Verschiedenste Gefährdungsursachen

Neben weit verbreiteten Gefährdungsursachen, die sich auf viele Arten auswirken, gibt es in manchen Fällen auch spezielle Gründe für einen Rückgang. Das Auftauchen des aus Ostasien stammenden Buchsbaumzünslers zum Beispiel führte zu deutlichen Verlusten bei den landesweit einzigen natürlichen Vorkommen des Buchsbaums in den Wäldern bei Grenzach im Landkreis Lörrach. Zudem wurden die Buchsbäume durch eine Schlauchpilzart befallen.

Wirksame Naturschutzmaßnahmen

Naturschutzmaßnahmen helfen vielen Arten. So hat das landesweite Artenschutzprogramm bei einer Reihe sehr seltener Arten eine Verbesserung bewirkt. In Folge gezielter Artenschutzmaßnahmen sind sie zumindest mittelfristig nicht mehr vom Aussterben bedroht, sondern „nur“ als stark gefährdet eingestuft. Hierzu gehört zum Beispiel die Wilde Weinrebe, die in wenigen Auenwäldern der Oberrheinischen Tiefebene vorkommt. Sie wird unter anderem durch Auflichtungen, Populationsstärkungen und die Waldrandpflege im Übergangsbereich zu Wiesen gefördert.
Während unter anderem Arten der Feuchtbiotope oft unter den Klimaveränderungen leiden, profitieren manche wärmeliebende Arten wie die Bocks-Riemenzunge aktuell davon. Diese hat sich seit 2000 stark ausgebreitet.

Links: Wilde Weinrebe; Rechts: Bocks-Riemenzunge

Bilder zeigen: Links: Wilde Weinrebe; Rechts: Bocks-Riemenzunge, Bildnachweis: Jochen Dümas/LUBW; Riexinger

Besondere Arten in Baden-Württemberg

Eine besondere landesweite Verantwortung besteht für 150 Pflanzenarten, die weltweit ausschließlich in Baden-Württemberg vorkommen, oder bei denen ein bedeutender Anteil ihres Areals in Baden-Württemberg liegt. Ein bekanntes Beispiel hierfür ist das Bodensee-Vergissmeinnicht. Von diesem befinden sich am baden-württembergischen Bodenseeufer die weltweit größten Bestände. Spezielle Pflegemaßnahmen und regelmäßige Kontrollen sind unerlässlich, um die Vorkommen des Bodensee-Vergissmeinnicht zu erhalten.

 Bodensee-Vergissmeinnicht

Bild zeigt: Bodensee-Vergissmeinnicht, Bildnachweis: Jochen Dümas/LUBW

Mehr zum Thema:

Pressemitteilung: "Rote Liste der Farn- und Blütenpflanzen veröffentlicht. Rund ein Drittel der Arten sind in Baden-Württemberg gefährdet." vom 19.10.2023

 

Bildnachweis: TypoArt BS/shutterstock.com