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Unterwegs mit der LUBW: Die Temperatur der Fließgewässer

Welchen Effekt hat der Klimawandel auf die Fließgewässer Baden-Württembergs und wie beeinflusst er die Artenzusammensetzung? Um das herauszufinden wurden 2022 im ganzen Land verteilt an Bächen und Flüssen Temperaturlogger installiert. Auch an der Alb bei Bad Herrenalb erfassen nun zwei Logger kontinuierlich die Wassertemperatur.

Es kreucht und fleucht im Gewässer

Die Artenzusammensetzung der Fließgewässer ist sehr vielseitig. Neben vielen unterschiedlichen Kleinlebewesen bewohnen auch verschiedene Insektenlarven das Wasser. So verstecken sich Eintagsfliegenlarven beispielsweise unter größeren Steinen im Gewässer. Köcherfliegenlarven hingegen bauen sich mittels eines Klebesekrets kleine Wohnröhren aus Steinen oder organischem Material. Die Larven ernähren sich von Aufwuchs und vorbeischwimmenden Algen. Die Röhren, auch Köcher genannt, werden dabei immer wieder ausgebaut und an das eigene Wachstum angepasst. Nach der Verpuppung schlüpft die Fliege, pflanzt sich an Land fort und kehrt zur Eiablage ans Gewässer zurück. Die Kleinlebewesen, die in den Bächen und Flüssen leben, sind dabei oft auf bestimmte Temperaturen angewiesen. Manche Arten benötigen kühle Gewässer, andere sind anspruchsloser.
Wird das Klima wärmer und die Temperaturen im Fluss steigen dauerhaft an, gehen die Lebensräume vieler Tiere verloren. Weniger anspruchsvolle, tolerantere Arten können aus den größeren Flüssen in die kleineren, kühlen Bäche einwandern und die empfindlichen Arten verdrängen. Dabei können zum Beispiel die kälteliebenden Arten der Bergbäche nur in begrenztem Maße flussaufwärts in die kühleren Quellgebiete ausweichen („Gipfelfalle“).

Frau Semmler-Elpers zeigt die Artenvielfalt in der Alb. Unter einem Stein duckt sich eine Eintagsfliegenlarve (links am Stein). Die Köcher der Köcherfliegenlarven findet man in vielen Flüssen Baden-Württembergs
   
Bilder zeigen: Frau Semmler-Elpers zeigt die Artenvielfalt in der Alb. Unter einem Stein duckt sich eine Eintagsfliegenlarve (links am Stein). Die Köcher der Köcherfliegenlarven findet man in vielen Flüssen Baden-Württembergs. Bildnachweis: Simone Zehnder/LUBW

Temperaturtrends

Um die Temperaturentwicklung der Bäche und Flüsse Baden-Württembergs langfristig im Blick zu behalten, wurden 2022 an 16 Stellen im Land Temperaturlogger installiert. Diese erfassen kontinuierlich die Temperatur des Gewässers. Auch an der Alb bei Bad Herrenalb wurden zwei Logger installiert. Die Logger befinden sich in Stahlröhren, die mittels eines Karabiners und einer Kette im Fluss befestigt werden. Einmal im Jahr sollen die gespeicherten Daten künftig ausgelesen werden. Um langfristige Trends zu erkennen, sollen die Wassertemperaturen über mehrere Jahrzehnte an den gleichen Stellen gemessen werden. Zudem findet an den 16 Stellen ein chemisches und biologisches Monitoring statt. Das heißt, dass neben den chemischen Parametern (wie beispielsweise Nährstoffe, pH-Wert und Sauerstoff) auch die dort lebenden Arten erfasst werden.
 

Frau Dr. Brettschneider befestigt einen Karabiner im Fluss. Daran wird der Temperaturlogger an einer Kette befestigt. Die Stahlröhre und die Kette werden im Anschluss mit Steinen beschwert. Damit sind sie weniger sichtbar und können nicht weggeschwemmt werden

Bilder zeigen: Frau Dr. Brettschneider befestigt einen Karabiner im Fluss. Daran wird der Temperaturlogger an einer Kette befestigt. Die Stahlröhre und die Kette werden im Anschluss mit Steinen beschwert. Damit sind sie weniger sichtbar und können nicht weggeschwemmt werden. Bildnachweis: Simone Zehnder/LUBW

Wo werden die Logger installiert?

Die Standorte der Logger wurden anhand verschiedener Kriterien im Vorfeld ausgesucht. So sollten zum einen unterschiedliche Fließgewässertypen vertreten und die Flüsse noch weitestgehend unbeeinflusst sein. Begradigte Flussabschnitte und Flüsse mit umgebender intensiver Landbewirtschaftung wurden daher ausgeschlossen. Die Stellen sollten zudem dauerhaft beschattet sein und im Sommer nicht trockenfallen.

Der Temperaturlogger treibt im Fluss. Die Kette wurde danach noch mit Steinen beschwert. Rechts ist der Flussabschnitt der Alb zu sehen
    
Bilder zeigen: Der Temperaturlogger treibt im Fluss. Die Kette wurde danach noch mit Steinen beschwert. Rechts ist der Flussabschnitt der Alb zu sehen. Bildnachweis: Simone Zehnder/LUBW

Unterwegs mit der LUBW

Die LUBW erhebt in ganz Baden-Württemberg Daten und wertet diese aus. Hierfür sind die Mitarbeitenden viel unterwegs, um die Daten zu generieren, Messsysteme zu installieren und zu warten oder um regelmäßige Proben zu entnehmen. Eine weitere Aufgabe der LUBW ist die Beratung von Bürgerinnen und Bürgern, der öffentlichen Verwaltung oder der Politik. In der neuen Rubrik „Unterwegs mit der LUBW“ nehmen wir die Lesenden mit zu den unterschiedlichsten Orten im Land und zeigen die vielfältigen Themen der LUBW – von der Radonberatungsstelle zur Probenentnahme im Gewässer.

Mehr zum Thema:

  • Blogbeitrag LUBW Grafik des Monats: Einige Arten brauchen kühle Gewässer
  • Mehr über die Fließgewässerökologie erfahren Sie auf der LUBW Webseite zum Thema
  • Mehr über die Gewässerökologie können Sie zudem auf den Seiten von KLIWA nachlesen. KLIWA ist ein Kooperationsvorhaben der Bundesländer Baden-Württemberg, Bayern, Rheinland-Pfalz, sowie des Deutschen Wetterdienstes. Ziel ist es, mögliche Auswirkungen der Klimaveränderung auf den Wasserhaushalt und die Ökologie der Flussgebiete im Süden Deutschlands herauszuarbeiten. Außerdem soll KLIWA Handlungsempfehlungen erarbeiten und bewerten. Der Vorsitz liegt aktuell bei Baden-Württemberg.

 

Bildnachweis: TypoArt BS/shutterstock.com