Klimawandel in Baden-Württemberg

Der Klimawandel und seine Auswirkungen sind nicht nur ein globales Problem, sondern inzwischen auch in Baden-Württemberg zu beobachten. So stiegen die Jahresmitteltemperaturen in Baden-Württemberg seit Beginn der Aufzeichnungen 1881 bis 2022 linear um 1,6°C an. Zudem zeigen sich in der Natur und Umwelt erste Veränderungen, die auf den Klimawandel der letzten drei bis vier Dekaden zurückzuführen sind.

    In der Veröffentlichung "Die Klimazukunft Baden-Württemberg -  Was uns ohne effektiven Klimaschutz erwartet!" werden die bisherigen Beobachtungen beschrieben und mit den Ergebnisse von Modellrechnungen verglichen. Im sog. RCP 8.5 Szenario nimmt man an, dass keine effektiven Klimaschutzmaßnahmen ergriffen werden und durch die Nutzung fossiler Brennstoffe die CO2- Konzentrationen weiter ansteigen werden. Die gemessenen CO2- Konzentrationen zum Zeitpunkt der Auswertungen liegen im Bereich der Annahmen, mit denen im Falle dieses starken Klimawandels zu rechnen ist. Die Beobachtungen verdeutlichen, mit welchen Folgen zu rechnen ist, wenn nicht effektivere Klimaschutzmaßnahmen ergriffen werden. Mehr Details zu den Modellrechnungen und den Szenarien sind im Bericht selbst beschrieben.

    Die Jahresmitteltemperatur ist seit 1881 im Landesmittel bereits um 1,5 °C angestiegen. Besonders in den letzten 30 Jahren ging der Temperaturanstieg rasant von statten. Vergleicht man den Referenzzeitraum 1971– 2000 mit dem Zeitraum 1991 – 2020 stieg die Jahresmitteltemperatur Württembergs von 8,4 °C auf 9,2 °C und damit um 0,8 °C an.

     

    Dargestellt ist die Jahresmitteltemperatur Baden-Württembergs für die einzelnen Jahre von 1881 bis 2022 sowie die lineare Regression und das dreißigjährige gleitende Mittel. Der lineare Temperaturanstieg beträgt seit 1881 1,6 °C. Besonders ab den 1990er-Jahren wird der Anstieg sehr deutlich, in den letzten 30 Jahren ist die Jahresmitteltemperatur Baden-Württembergs um 1,1 °C gestiegen. Das letzte Maximum der Temperatur war 2022 mit 10,6 °C.

    Jahresmitteltemperaturen (in °C) für Baden-Württemberg 1881-2022

    Bei den Temperaturen sind die Ergebnisse der Klimaprojektionen eindeutig: Die Jahresdurchschnittstemperaturen werden weiter ansteigen. Und das laut der aktuellen Modelle (auf Basis des RCP 8.5), noch stärker als bisher angenommen, wenn nicht effektivere Klimaschutzmaßnahmen ergriffen werden.

     

    Gezeigt wird eine Grafik mit der beobachteten Temperaturentwicklung bis 2022 und der zukünftigen Entwicklung auf Basis des Szenarios RCP 8.5 für die Zeiträume 2021 bis 2050 (nahe Zukunft) und 2071 bis 2100 (ferne Zukunft). Die Jahresmitteltemperatur ist in Baden-Württemberg in der Vergangenheit, vor allem ab den 1990er-Jahren deutlich, angestiegen. In Zukunft wird sie laut der Klimamodellrechnungen weiter ansteigen.

     

     

    Neben der Jahresdurchschnittstemperatur werden sich auch die Jahreszeiten ändern. Vor allem wird die Anzahl der Sommer- und Heißen Tage mit über 25°C bzw. 30°C stark zunehmen. Die zukünftigen Sommer in Baden-Württemberg könnten sehr heiß und trocken werden: Laut der Projektionen wird die Temperatur 2021 – 2050 zwischen +1,0 bis 2,3 °C und in der fernen Zukunft +3,2 bis 5,2 °C über den Sommertemperaturen 1971 – 2000 mit durchschnittlich 16,6 °C liegen. Folglich würde die Durchschnittstemperatur im ganzen Land von Juni bis August im Extremfall in der fernen Zukunft fast 22 °C betragen.

    Neben Temperatur und Indikatoren für die Veränderung der Vegetationsperioden kann man Änderungen in der Niederschlagsmenge oder der Anzahl der Tage mit Starkregen beobachten. Beim Niederschlag sind die Ergebnisse nicht so eindeutig wie bei den Temperaturen, da die Modellergebnisse hier stärker variieren: Dennoch deuten die Projektionen darauf hin, dass die Gesamtniederschlagsmengen pro Jahr etwa gleich bleiben werden. Allerdings werden wahrscheinlich die durchschnittlichen Sommerniederschläge ab und die Winterniederschläge sowie die Tage mit Starkregen und Trockenphasen zunehmen.

     

    Übersicht verschiedener klimatischer Kennwerte zur Darstellung der Klimaveränderungen im Kalenderjahr gemittelt über Baden-Württemberg, berechnet für das RCP 8.5

     Weitere Klimakenngrößen und ihre Veränderung in RCP 8.5

     

    Neben den messbaren Temperaturänderungen kann man auch weitere Auswirkungen des Klimawandels in der Natur beobachten:

    • Milde Winter und früher Anstieg der Temperaturen im Frühjahr sorgen für einen immer früheren Beginn der Pflanzenblüte
    • Verschiedene Wildpflanzen zeigen eine verfrühte Vegetationszeit
    • Modellberechnungen zeigen in Zukunft einen immer früheren Beginn der Vegetationszeit und somit eine Verlängerung der Vegetationsperiode
    • Neben Vorteilen der Verlängerung der Wachstumszeit birgt dies aber auch das Risiko durch Schäden durch Spätfröste

     

    Übersicht verschiedener klimatischer Kennwerte zur Darstellung der Klimaveränderungen im Frühjahr gemittelt über Baden-Württemberg, berechnet für das RCP 8.5

    Übersicht verschiedener klimatischer Kennwerte zur Darstellung der Klimaveränderungen im Frühjahr gemittelt über Baden-Württemberg, berechnet für das RCP 8.5

     

     

    Kurz zusammengefasst gibt es folgende Beobachtungen der bisherigen Veränderungen durch den Klimawandel:

    • Extremereignisse wie beispielsweise Hochwasser und Hagel treten häufiger auf,
    • Flora und Fauna haben sich verändert, indem neue Arten heimisch und andere verdrängt werden,
    • Blühtermine haben sich verfrüht und die Vegetationsperiode insgesamt verlängert,
    • die Vitalität der Hauptbaumarten hat gelitten,
    • bisher nicht einheimische Vektoren für Krankheiten sind erstmals aufgetreten,
    • Allergie auslösende Pflanzenarten siedeln sich an und verbreiten sich.

     

    Weitere Informationen mit Bezug auf verschiedene Handlungsfelder finden Sie hier.

    Das Jahr 2023: Temperaturrekord und Achterbahnfahrt des Niederschlags

    Der Bericht der LUBW zur klimatischen Einordnung des Jahres 2023 für Baden-Württemberg verdeutlicht, dass die klimatischen Veränderungen in Baden-Württemberg weiter voranschreiten.
    Das Jahr 2023 hat in vielerlei Hinsicht klimatische Rekorde gebrochen: Mit durchschnittlich 10,7 °C war 2023 nochmals wärmer als das bisherige Rekordjahr 2022 und 2,6°C wärmer als der Jahresmittelwert der Referenzperiode 1961-1990. Im Juni und September lagen die Abweichungen sogar bei +4°C und mehr.
    Der Jahresniederschlag 2023 war durchschnittlich, die monatlichen Niederschläge aber geprägt durch eine Achterbahnfahrt: Neben feuchten Jahresabschnitten im Frühjahr, Hochsommer und zum Jahresausklang, traten etwa im Februar, Juli und September auch sehr trockene Monate auf.
    Im Bodensee gab es gleich zwei Extreme in wenigen Monaten zu verzeichnen: Wie 2022 erneut außergewöhnlich niedriger Wasserstände im Sommer, aber auch ein neuer Rekord mit einem maximalen Dezemberwasserstand. Auch in den Fließgewässern Baden-Württembergs zeigten sich die Extreme. Einer ausgeprägten Niedrigwassersituation im Sommer folgten Hochwasserereignisse im November und Dezember.
    Die außergewöhnlich hohen Temperaturen und teils sehr trockenen Monate haben sich auch auf die Natur ausgewirkt. So begann beispielsweise die Apfelblüte 12 Tage früher als im Mittel des Referenzzeitraums 1961-1990. Dies führte in 2023 wie bereits in den Vorjahren zu Spätfrostschäden und in der Folge zu Ertragseinbußen.
    Der Bericht ordnet in den Kapiteln Klima, Wasserhaushalt, Ozon und Auswirkungen auf die Natur die Entwicklungen des Jahres 2023 in einen langjährigen Kontext ein.

    Zur Publikation

    Weitere Jahresrückblicke:

    Klimatische Einordnung 2022

    Klimatische Einordnung 2021

    Klimatische Einordnung 2020

    Klimatische Einordnung 2019

    Klimatische Einordnung 2018