Nachhaltig handeln in Baden-Württemberg heißt
… die Lebensgrundlagen und die vielfältige Natur sowie die einzigartigen Kulturlandschaften des Landes zu schützen und zu erhalten sowie Belastungen für Mensch, Natur und Umwelt auch über das Land hinaus möglichst gering zu halten.

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Waldzustand

 

Der Anteil der deutlich geschädigten Bäume stieg seit 1990 deutlich an und liegt in den vergangenen fünf Jahren bei rund 45 Prozent.


 

Zunächst durch Luftschadstoffe, wird der Wald seit Anfang der 2000er Jahre immer mehr durch die Auswirkungen des Klimawandels belastet. Milde Winter, zunehmende Sommertemperaturen und häufiger auftretende Dürreperioden führen zu einem zunehmenden Schädigungsgrad der Wälder und machen sie anfällig für Schädlingsbefall.

Die Erfassung der Waldschäden basiert auf einer Beurteilung der Baumkronen. Die Bewertung des Waldzustandes erfolgt in fünf Kombinationsschadstufen (0 = ungeschädigt bis 4 = abgestorben). Schwankungen des Nadel- bzw. Blattverlustes und der Gelbfärbung, die in die Kombinationsschadstufe 1 fallen, werden als natürlich und standortbedingt angesehen. Dargestellt wird der Anteil der deutlich geschädigten Bäume der Stufe 2 bis 4 (mittelstark geschädigt bis abgestorben) in Prozent.

Durch den Umbau der Waldbestände in standortangepasste, strukturierte Mischwälder soll die Widerstandsfähigkeit der Wälder gestärkt werden.

Der Sommer 2023 gehörte zu den wärmsten seit Beginn der Wetteraufzeichnungen. Die Niederschläge im Frühjahr und vergleichsweise häufige Regenereignisse im Sommer haben jedoch zu einer Regeneration der Wälder beigetragen. Dies zeigt der Rückgang des mittleren Nadel- und Blattverlustes um 1,5 Prozentpunkte gegenüber dem Vorjahr auf aktuell 26,9 Prozent. Auch der Anteil an deutlich geschädigter Waldfläche hat sich um 2 Prozentpunkte auf 44 Prozent leicht verbessert. (Übernommen aus Waldzustandsbericht 2023)

Weitere Informationen finden Sie im Waldzustandsbericht 2023 für Baden-Württemberg unter fva-bw.de > Daten-und-Tools > Monitoring > Waldzustandserhebung und bei der Länderinitiative Kernindikatoren LIKI

 

Die Bestandsentwicklungen ausgewählter Vogelarten stehen stellvertretend für den Zustand der Artenvielfalt in unterschiedlichen Landschaftstypen und spiegeln mittelbar die Nachhaltigkeit der Landnutzung wider. In Baden-Württemberg sind die Landschaftstypen Agrarland, Wald und Siedlung sowie Binnengewässer relevant.

Der Indikator Artenvielfalt und Landschaftsqualität bezieht sich auf den Zustand der Normallandschaft. Diese ist die genutzte und nicht besonders geschützte Landschaft, die über 90 Prozent der Fläche Deutschlands ausmacht. Dargestellt wird die quantitative Bestandsentwicklung repräsentativer Vogelarten. Die Daten werden aus dem seit 1992 laufenden Monitoring häufiger Brutvögel“ (MhB) ermittelt. Ausgewählte Brutvögel stehen stellvertretend für den Zustand der Artenvielfalt in unterschiedlichen Landschaftstypen und spiegeln mittelbar die Nachhaltigkeit der Landnutzung wider. Der Landesindikator Baden-Württemberg besteht aus den vier Teilindikatoren Agrarland, Wälder, Siedlungen und Binnengewässer. Feldlerche, Feldsperling und Goldammer sind potenzielle Indikatorarten des Teilindikators Agrarland Baden-Württemberg. Der jeweilige Bestandsindex wird hier exemplarisch dargestellt.

Der Rückgang der Biodiversität in den Agrarökosystemen des Landes soll gestoppt und für die typischen Arten der Agrarlandschaft soll ein Aufwärtstrend erreicht werden. Ziel ist es, einen „günstigen Erhaltungszustand" aller für die Kulturlandschaft des Landes typischen Arten zu erreichen [Naturschutzstrategie Baden-Württemberg].

Bei allen drei dargestellten Feldvogelarten ist ein abnehmender Trend zu beobachten, beim Feldsperling sogar stark abnehmend. Dies zeigt, dass die Habitatbedingungen für Feldvogelarten weiterhin große Defizite aufzeigen, so dass eine Trendumkehr bisher noch nicht herbeigeführt werden konnte. Aus diesen Gründen wird zurzeit für Baden-Württemberg eine landesweite Konzeption zum Schutz von Feldvogelarten erarbeitet, welche möglichst rasch in die Umsetzung gebracht werden soll.

Stickstoff ist als Nährstoff für das Pflanzenwachstum unentbehrlich. In der Landwirtschaft wird Stickstoff deshalb in organischen und chemischen Düngern auf die bewirtschafteten Flächen ausgebracht und kann so als Nitrat ins Grundwasser gelangen. Ein zu hoher Eintrag von Nitrat über das Grundwasser in Bäche und Flüsse kann zu einem Überangebot an Nährstoffen und dadurch zu einer Veränderung der Lebensraumfunktionen dieser Gewässer führen, die oft durch übermäßiges Wachstum von Algen gekennzeichnet ist.

Betrachtet wird der Anteil der Messstellen mit einem Nitratgehalt über 50 Milligramm pro Liter (mg/l) sowie der Anteil der Messstellen mit einem Nitratgehalt über 25 mg/l. Herangezogen werden 120 seit 1994 durchgehend beprobte Messstellen in ganz Baden-Württemberg (EUA-Messnetz).

Das Ziel in Baden-Württemberg ist die Erhaltung eines guten Zustands des Grundwassers gemäß Wasserrahmenrichtlinie bzw. der Grundwasserverordnung. Dazu darf die Nitratkonzentration 50 mg/l nicht überschreiten.

Im Jahr 2021 wurde an 7,6 Prozent der betrachteten 119 Messstellen eine Überschreitung des Schwellenwerts von 50 Milligramm pro Liter festgestellt. Langfristig zeigt die Nitratbelastung des Grundwassers einen rückläufigen Trend, welcher seit einigen Jahren jedoch stagniert. Nitrat stellt weiterhin die Hauptbelastung des Grundwassers dar.

Weitere Informationen finden Sie auf den Themenseiten Grundwasser unter LUBW.Baden-Württemberg > Themen > Wasser sowie unter Länderinitiative Kernindikatoren LIKI

Durchgängigkeit der Fließgewässer für Lachse

 

Balkendiagramm: Zeigt den Anteil der Querbauwerke in Lachsprogrammgewässern, die für den Fischaufstieg durchgängig sind in Prozent über drei Zeiträume. Bis 2005 lag der Anteil bei etwas über 20 Prozent. 2005 bis 2010 bei über 30 Prozent und über den Zeitraum 2010 bis 2019 bei knapp 50 Prozent.
 

Die biologische Durchgängigkeit in Fließgewässern hat eine herausragende Bedeutung für die Erhaltung und Wiederherstellung von natürlichen Verhältnissen mit artenreichen und gewässertypischen Lebensgemeinschaften, insbesondere für die heimische Fischfauna.

Für den Indikator ökologische Durchgängigkeit in Fließgewässern werden die Lachsprogrammgewässer in Baden-Württemberg betrachtet. Die für die Aufwärtswanderung des Lachses durchgängigen Querbauwerke im Rheineinzugsgebiet werden ins Verhältnis zur Gesamtzahl der vorhandenen Querbauwerke mit einer Absturzhöhe von mindestens 1 Meter gesetzt. Die in Bezug auf den Fischaufstieg durchgängigen Querbauwerksstandorte sind mit Wanderhilfen wie Fischtreppen ausgestattet. Angaben in Prozent.

Um alle Laichhabitate und Jungfischlebensräume zu erschließen ist die weitere Herstellung der aufwärtsgerichteten Durchgängigkeit bis zum Zielwert 100 Prozent erforderlich.

Im Jahr 2019 sind bereits 48 Prozent der insgesamt 247 für den Lachs relevanten Querbauwerke im Rheineinzugsgebiet Baden-Württembergs aufwärts durchgängig gestaltet. Bis zum Erreichen des Zielwertes besteht jedoch noch erheblicher Handlungsbedarf.

Um die biologische Vielfalt nachhaltig zu sichern, sind ausreichend große Flächen erforderlich, auf denen sich die Natur ohne belastende Eingriffe des Menschen entfalten kann.

Dargestellt ist der Anteil der bundeseinheitlich nach Naturschutzrecht streng geschützten Gebiete (Naturschutzgebiete, Kern- und Pflegezonen der Nationalparke und des Biosphärenreservates) an der Landesfläche in Prozent.

Die Ausweisung von Naturschutzgebieten wird in Baden-Württemberg gemäß der Naturschutzstrategie 2013 verstärkt, wenn die jeweiligen Schutzziele über einen rein freiwilligen Naturschutz (Vertragsnaturschutz) nicht oder weniger gut erreicht werden [Naturschutzstrategie Baden-Württemberg].

Der Anteil der Naturschutzflächen an der Landesfläche  liegt aktuell bei 2,8 Prozent. Die Ausweisung des Nationalparks Schwarzwald im Jahr 2014 hatte zur letzten deutlichen Ausweitung der Naturschutzflächen in Baden-Württemberg geführt. Den Erfolgen des Natur- und Artenschutzes, die sich unter anderem bei der Ausweitung der Naturschutzflächen abbilden, steht eine wachsende Gefährdung ehemals sehr häufiger Arten der Normallandschaften außerhalb geschützter Landschaftsbestandteile gegenüber.

Weitere Informationen finden Sie im Schutzgebietsverzeichnis für Baden-Württemberg unter LUBW.Baden-Württemberg > Themen > Natur und Landschaft > Flächenschutz > Schutzgebietsverzeichnis

 

Säureeintrag

 

Der Säureeintrag auf freiflächen im Wald nimmt langrfistig ab und lag in den vergangenen fünf Jahren bei etwa 0,5 Kilogramm Säureäquivalente pro Hektar und Jahr.
 

 

Ein Überangebot an säurebildenden Stoffen und Nährstoffen verursacht Veränderungen chemischer und biologischer Bodenparameter und beeinflusst so Vegetation und Grundwasser.

Der Indikator zeigt die Hintergrundbelastung durch Säureeinträge durch nasse Deposition auf Freiflächen im Wald. Der Säureeintrag ergibt sich aus der gewichteten Summe der potenziell versauernd wirkenden Komponenten SO42-, NO3- und NH4+, die Angabe erfolgt in Kilogramm Säureäquivalente pro Hektar und Jahr ( keq/(ha·a) ).

Zur Reduktion des Eintrags von Säurebildnern ist kein konkreter Zielwert definiert. In der 39. Verordnung zur Durchführung der Bundes-Immissionsschutzgesetztes sind jedoch Emissionshöchstmengen für Schwefeldioxid, Stickstoffoxide und Ammoniak festgelegt.

Neben den Emissionsmengen werden die Säureeinträge der nassen Deposition vor allem von der Niederschlagsmenge bestimmt. Im Jahr 2021 lagen die Niederschlagsmengen höher als im Vorjahr und damit stiegen auch die Säureeinträge an. Unabhängig davon ist an 40 bis 50 Freiflächen im Wald in den letzten 22 Jahren ein deutlicher Rückgang der Säureeinträge zu beobachten.

Weitere Informationen finden Sie auf den Internetseiten der Länderinitiative Kernindikatoren LIKI

 

In der Agrarlandlandschaft sind naturnahe Landschaftselemente sowie extensiv genutzte Flächen von großer Bedeutung für den Schutz der biologischen Vielfalt. Durch die systematische Erfassung von Landwirtschaftsflächen mit hohem Naturwert (High Nature Value Farmland-Flächen, HNV Farmland-Flächen) können Auswirkungen unter anderem der Agrarpolitik in Hinblick auf die Erhaltung und Förderung der biologischen Vielfalt in der Landwirtschaft aufgezeigt werden.

Anteil der Landwirtschaftsflächen mit hohem Naturwert an der gesamten Landwirtschaftsfläche in Prozent. Es wird unterschieden zwischen Flächen mit äußerst hohem (Stufe I), sehr hohem (Stufe II) und mäßig hohem Naturwert (Stufe III).

Baden-Württemberg will die Landwirtschaft stärker im Sinne der Nachhaltigkeit sowie der Erhaltung der Biodiversität entwickeln [Naturschutzstrategie Baden-Württemberg]. Ein Zielwert ist für Baden-Württemberg nicht definiert.

Im Jahr 2021 lag der Anteil von Landwirtschaftsflächen mit einem hohen Naturwert in Baden-Württemberg bei 19,3 Prozent der gesamten Agrarlandschaftsfläche. Nach der ersten Erhebung im Jahr 2009 war zunächst ein Rückgang der HNV-Farmland-Flächen zu beobachten. Mitte der 2010er-Jahre wurde diese Entwicklung gestoppt und seither zeigt sich ein steigender Trend, der sich vor allem auf eine Zunahme der Flächen mit sehr hohem und äußerst hohem Naturwert stützt.

Weitere Informationen finden Sie unter LUBW.Baden-Wuerttemberg.de > Themen > Natur und Landschaft > Flächenschutz > HNV farmland-Indikator sowie unter Länderinitiative Kernindikatoren LIKI

„Wasser ist keine übliche Handelsware, sondern ein ererbtes Gut, das geschützt, verteidigt und entsprechend behandelt werden muss." [2000/60/EG - Wasserrahmenrichtlinie]. Der Zustand vieler oberirdischer Gewässer wird jedoch durch Nährstoffeinträge oder veränderte Gewässerstrukturen wie beispielsweise Uferbefestigungen beeinträchtigt. Dies führt zu massiven Veränderungen der natürlichen Lebensgemeinschaften in den Gewässern.

Der ökologische Zustand eines Wasserkörpers wird hauptsächlich auf der Grundlage der Zusammensetzung der aquatischen Lebensgemeinschaft (Artenzusammensetzung und Häufigkeiten) sowie dem Grad ihrer Abweichung vom gewässertypspezifischen Referenzzustand bestimmt, da die Lebensgemeinschaft die Gesamtheit aller Einflussfaktoren und Störgrößen widerspiegelt. Die Bewertung erfolgt in fünf Klassen (sehr gut, gut, mäßig, unbefriedigend, schlecht). Die biologische Qualitätskomponente mit der schlechtesten Bewertung bestimmt die ökologische Zustandsklasse („Worst-Case-Prinzip"). Die Bewertung erfolgt für Fließgewässer und Seen getrennt. Fließgewässer werden ab einem Einzugsgebiet von mindestens 10 Quadratkilometer bewertet, die Seen ab einer Größe von mindestens 0,5 Quadratkilometer.

Ziel ist das Erreichen eines mindestens guten ökologischen Zustandes. Dieser ist erreicht, wenn „die Werte für die biologischen Qualitätskomponenten des Oberflächengewässertyps geringe anthropogene Abweichungen anzeigen, aber nur in geringem Maße von den Werten abweichen, die normalerweise bei Abwesenheit störender Einflüsse mit dem betreffenden Oberflächengewässertyp einhergehen." [2000/60/EG - Wasserrahmenrichtlinie]

In Baden-Württemberg erreichen 4,8 Prozent der untersuchten Fließgewässer mit einem Einzugsbereich von mindestens 10 Quadratkilometer den guten ökologischen Zustand beziehungsweise ein gutes ökologisches Potential. Bei den Seen mit einer Fläche von 0,5 Quadratkilometer oder mehr erreichten im Jahr 2015 46 Prozent den guten oder sehr guten ökologischen Zustand, bei der aktuellen Erhebung im Jahr 2021 sind es nur noch 26,7 Prozent.

Weitere Informationen auf den Themenseiten Wasser unter LUBW.Baden-Württemberg > Themen > Wasser sowie unter Länderinitiative Kernindikatoren LIKI

In Baden-Württemberg wurde im Untersuchungszeitraum 2015 bis 2017 bei knapp 53 Prozent der Messstellen an Fließgewässern nur ein mäßiger, unbefriedigender oder schlechter ökologischer Zustand festgestellt. Hauptursache für die unzureichenden Qualitätsklassen sind unter anderem zu hohe Belastungen durch ortho-Phosphat, das im Gewässer als Nährstoff wirkt und zu übermäßigem Algenwachstum führt. Phosphat wird überwiegend aus kommunalen Kläranlagen sowie diffus von landwirtschaftlich genutzten Flächen eingetragen. Zwar ist der Einsatz von Phosphaten in Haushaltswaschmitteln heute stark eingeschränkt, u.a. in Maschinengeschirrspülmitteln werden Phosphate aber weiterhin verwendet.

Dargestellt wird die über kommunale Kläranlagen in Gewässer eingeleitete Jahresfracht an Gesamtphosphor in Tonnen pro Jahr. Der Summenparameter Gesamtphosphor (Pges) umfasst im Abwasser alle organischen Phosphorverbindungen und die anorganischen Phosphorverbindungen ortho-Phosphat-Phosphor und Polyphosphat.

Seit 2015 werden im Rahmen des „Handlungskonzeptes Abwasser“ mittels Überwachungs- und Modellierungskonzepten diejenigen Wasserkörper in Baden-Württemberg identifiziert, in denen Nährstoffdefizite zu einem maßgeblichen Anteil auf Einträge aus Kläranlagen zurückzuführen sind, um dort gezielt Maßnahmen zur Optimierung der Phosphorelimination zu fördern.

Seit 2010 konnten die Jahresfrachten an Gesamtphosphor mehr als halbiert werden. In den Jahren 2010 bis 2015 wurden besonders in dem insgesamt als defizitär betrachteten Neckargebiet Maßnahmen zur Reduktion der Phosphatfrachten durchgeführt, was zu einem deutlichen Rückgang der Frachten geführt hat.

Phosphorverbindungen sind wertvolle Grundstoffe für die Düngemittelherstellung und die chemische Industrie. Ab 2029 sind grundsätzlich alle Betreiber von kommunalen Abwasserbehandlungsanlagen unabhängig von der jeweiligen Ausbaugröße zu einer Phosphorrückgewinnung aus dem Klärschlamm verpflichtet.

Weitere Informationen finden Sie unter: LUBW 2021 – Wirkung und Kosten von ausgewählten Maßnahmen zur Reduzierung von Phosphoreinträgen aus Kläranlagen