Ambrosia
Das Beifußblättrige Traubenkraut (Ambrosia artemisiifolia)
Die in Europa vorkommenden Ambrosiaarten zählen zur Familie der Korbblütler. Das einjährige Beifußblättrige Traubenkraut (Ambrosia artemisiifolia), meist nur Ambrosia genannt, ist wegen der zunehmenden Verbreitung und des großen allergenen Potenzials der bedeutendste Vertreter aller Ambrosiaarten.
Ambrosia besitzt das stärkste Pollenallergen. Dadurch können beim Menschen allergische Erkrankungen der Atemwege wie Heuschnupfen, Atembeschwerden, Asthma und Reaktionen der Haut hervorgerufen werden. Blühen die Pflanzen im Siedlungsbereich des Menschen steigt die lokale Pollenkonzentration und führt zu einem höheren Allergierisiko für die Bevölkerung.
Unter günstigen Standortbedingungen bildet eine einzelne Pflanze tausende von Samen, die im Boden über Jahrzehnte keimfähig bleiben. Durch Anhaften der Samen an Fahrzeugreifen oder landwirtschaftlichen Geräten wird Ambrosia über weite Strecken verschleppt.
In bestimmten landwirtschaftlichen Kulturen kann Ambrosia zu einem schwer bekämpfbaren Unkraut werden und damit zu Ertragseinbußen führen. Kulturen mit einer eher späten Vegetationsentwicklung wie Sonnenblumen, Sojabohnen oder Mais sind besonders gefährdet.
Mitte des 19. Jahrhunderts gelangten die ersten Ambrosiasamen mit sonnenblumenhaltigen Saat- und Futtermischungen aus ihrer ursprünglichen Heimat Nordamerika nach Europa. Die in Nordamerika als Ragweed bekannte Pflanze gilt in Deutschland somit als neue, nicht heimische Pflanze (Neophyt).
Die Pollen der Beifuß-Ambrosie sind stark allergen. Schon wenige Pollen in der Atemluft reichen bei Allergikern aus, um Allergiesymptome wie Heuschnupfen, tränende Augen, Müdigkeit, Kopfschmerzen bis hin zu Asthma auszulösen. Bei einigen Menschen kann schon die Berührung mit der Pflanze allergische Reaktionen auf der Haut auslösen.
Ihre Hauptblütezeit beginnt im Spätsommer, wenn die meisten allergieauslösenden Pflanzen bereits verblüht sind und verlängert somit die Beschwerden von Allergikern bis in den Herbst.
Eine spezifische Allergie gegenüber Ambrosiapollen entsteht nicht zwangsläufig beim ersten Kontakt mit den Pollen. Dieser geht eine sogenannte Sensibilisierung gegen allergene Pollen voraus, die bis zu zehn Jahre dauern kann. Zu deutlicher schnelleren Reaktionen kann es bei Personen kommen die bereits gegen Pollen einer anderen Beifußart sensibilisieret sind, da sich diese Pollen sehr ähnlich sind. Man spricht hier von Kreuzreaktionen.
Weitere Informationen zum Thema Allergien und Pollen finden Sie bei dem Landesgesundheitsamt Baden-Württemberg, oder bei der Stiftung Deutscher Polleninformationsdienst
Die Beifuß-Ambrosie vermehrt sich durch Samen, die je nach Witterung ab Mitte März bis August keimen. Junge Pflanzen entwickeln sich zunächst nur langsam. Erst im Juni setzt ein stärkeres Höhenwachstum bis zur Blütenbildung ein. Dieser Wachstumsverlauf ist typisch. Bei günstiger Witterung, auf nährstoffreichen Boden sowie guter Wasserversorgung wächst sie meist üppig, verzweigt sich stark und bildet Tausende von Samen. Mitunter erreicht sie Wuchshöhen bis zu 1,8 Meter. Sind die Bedingungen nicht optimal, bleibt sie meist klein und bildet weniger und kürzere Seitenäste aus. Selbst sehr kleine Pflanzen von zehn Zentimeter Höhe können Blüten und Samen bilden, deren Keimfähigkeit im Boden bis zu vierzig Jahren erhalten bleibt. Im Herbst stirbt die Pflanze nach den ersten strengen Frösten ab.
Bei der Bestimmung der Beifuß-Ambrosie sollte insbesondere auf die Blattform, die Blattunterseite und Behaarung des Stängels geachtet werden. Die Blattunterseite ist nur wenig heller gefärbt als die Blattoberseite.
Merkmale der Beifuß-Ambrosie (Ambrosia artemisiifolia)
Ambrosia kann leicht mit anderen Pflanzenarten verwechselt werden, insbesondere dann, wenn diese wie die Beifuß-Ambrosie gefiederte Blätter und eine ähnliche Wuchsform haben.
Gewöhnlicher Beifuß (Artemisia vulgaris)
Wermut (Artemisia absinthium)
Büschelschön (Phacelia tanacetifolia)
Ambrosia wird meist unbewusst und unbeabsichtigt in neue Gebiete verschleppt. Über kurze Strecken kann der vom Verkehr erzeugte Fahrtwind zur Verdriftung von Samen entlang von Straßen führen. Werden Mäharbeiten an Straßenrändern zur Samenreife ausgeführt, kann Samen an Reifen von Mähfahrzeugen haften bleiben und über weite Distanzen verbreitet werden. Weitere Ausbreitungsmöglichkeiten entstehen beispielsweise durch Verunreinigung im Vogelfutter, in Futtermitteln, in Saat- und Erntegut oder beim Transport von samenhaltigem Erdaushub. Mit Bodenresten, die an Geräten und Fahrzeugen anhaften, kann der Samen in neue Gebiete gelangen.
Die nachstehende Karte gibt einen Überblick über das Ambrosiavorkommen in Baden-Württemberg. Berücksichtigt wurden Erstfunde in Neubaugebieten, städtischen Grünanlagen, an Verkehrswegen (Straßen, Bahnlinien, Häfen) sowie in der freien Landschaft in den Jahren 1986 bis 2021. Die Daten basieren auf Meldungen aus der Bevölkerung bei der Ambrosia-Meldestelle und Abfragen der Meldestelle bei den Stadt- und Landkreisen. Es besteht kein systematisches, flächenhaftes Monitoring für Ambrosiavorkommen. Die Karte gibt daher nur Anhaltspunkte wider, kann aber den landesweiten tatsächlichen Zustand nicht abbilden.
Nachweise für Ambrosia artemisiifolia in Baden-Württemberg (1986-2021)
Bekämpfung von Einzelpflanzen und kleineren Beständen
Ambrosia sollte möglichst einschließlich der Wurzeln vor der Blüte herausgezogen werden, um eine Pollenbelastung der Atemluft zu verhindern. Um mögliche allergische Reaktionen der Haut und Atemwege zu vermeiden, sollten Schutzmaßnahmen getroffen werden. Allergiker sollten den Kontakt mit der Pflanze meiden.
Pflanzen vor Blühbeginn mit der Wurzel ausreißen, bei bereits blühenden Pflanzen eine gut sitzende Staubschutzmaske (FFP2) tragen, um Hautreizungen zu vermeiden sollten Handschuhe getragen werden.
Die ausgerissenen Pflanzen in einen Müllbeutel über die Restmülltonne entsorgen. Bei Pflanzen, die auf dem Komposthaufen oder in die Biotonne entsorgt werden, könnten Samen noch ausreifen.
Die Fundstelle wiederholt auf neue Keimlinge oder auf wieder ausgetriebene Pflanzen kontrollieren.
Bekämpfung von großen Ambrosiabeständen
Bei großflächigen Bekämpfungsmaßnahmen wird zusätzliche Schutzkleidung und Augenschutz empfohlen. Mehr Informationen erhalten Sie über das Bundesamt für Arbeitsschutz und Arbeitsmedizin
Im Frühjahr und circa Ende August mähen oder mulchen. Möglichst keine Mahd zur Samenreife im September oder Oktober, um eine Samenausbreitung zu verhindern.
Nach 3-4 Wochen Kontrolle des Standorts auf Wiederaustrieb oder Neuauflauf. Auch abgeschnittene oder sehr kleine Pflanzen von zehn Zentimeter Höhe können blühen und Samen bilden. Deshalb muss bei Bedarf eine Wiederholung der Mahd oder des Mulchens erfolgen.
Durch Mahd allein lassen sich große Bestände an Straßenrändern oft nicht vollständig entfernen, hier können zusätzliche Methoden wie Heißdampf- oder Heißwassermethode angewendet werden. Eine Studie zu diesem Verfahren ist über den Publikationsdienst erhältlich.
Nach erfolgreicher Bekämpfung sollten die entstandenen Lücken durch Aussaat von Konkurrenzpflanzen geschlossen werden.
Da Ambrosiasamen sehr langlebig sind, empfehlen sich Nachkontrollen auch in den Folgejahren.
Bei chemischen Bekämpfungsmaßnahmen müssen die rechtlichen Regeln des Pflanzenschutzes beachtet werden.
Das Verschleppen von kontaminiertem Erdaushub von Baustellen oder Erddeponien ist zu vermeiden. Belastete Erde nicht mit unbelasteter Erde vermischen. Wenn möglich belastete Erde separieren, mit Folie oder Vlies abdecken, um eine Anreicherung des Bodens mit Samen zu verhindern. Eventuell durch Dämpfen sterilisieren oder nur zur Verfüllung in größerer Bodentiefe nutzen. Belastete Erde nicht für spätere Grün- oder Gartenflächen verwenden.
Ambrosia bevorzugt wärmeres, nicht zu trockenes Klima. Eine massive Ausbreitung von Ambrosia wird begünstigt, wenn Ambrosiabestände ihren Lebenszyklus beenden können, also reife Samen produzieren. Das geschieht, wenn die Pflanzen im Herbst die Samenreife erlangen, was nur bei warmen und langen Sommern der Fall ist. Daher profitieren sie von einer verlängerten Vegetationsperiode durch den Klimawandel. Inzwischen hat sich die einjährige Pflanze auch in Teilen Deutschlands ausgebreitet. Im Baden-Württemberg kommt sie im wärmebegünstigten Oberrheingraben, insbesondere im Raum Karlsruhe-Mannheim, der Freiburger Bucht, im Neckarbecken und im Mittleren Albvorland vor. Auch in einigen Gebieten um den Bodensee wurden vermehrt Bestände nachgewiesen.
In der Broschüre FAQ - Handlungsfeld Gesundheitsvorsorge - Häufige Fragen zum Klimawandel und Klimaanpassung und im Monitoringbericht 2020 zur Anpassungsstrategie an den Klimawandel in Baden-Württemberg finden Sie weitere Informationen.
Für wirksame Bekämpfungsmaßnahmen müssen Ambrosiabestände bekannt sein. Das Wissen über die Verbreitung und erfolgreiche Bekämpfungsmaßnahmen soll gebündelt zur Verfügung stehen.
Um der unkontrollierten Ausbreitung entgegen zu wirken, wird um aktive Mithilfe gebeten. Kleine Bestände oder einzelne Pflanzen sollten sachgerecht entfernt werden, größere Bestände melden Sie bitte bei der Ambrosiameldestelle der LUBW.
Sie haben Ambrosia entdeckt? Bitte melden Sie Ihren Fund mit Bild, Pflanzenanzahl und Information darüber, ob die Pflanze beseitigt wurde über unser Onlineformular oder über die App "Meine Umwelt".
Weitere Informationen zum Thema Ambrosia finden Sie unter folgenden Links:
- Informationen zu Biologie, Ausbreitungswegen und Verbreitung in Deutschland: www.ambrosiainfo.de
- Informationsblatt des Julius Kühn-Instituts (JKI) - Bundesforschungsinstitut für Kulturpflanzen: Die Beifuß-Ambrosie - Ambrosia artemisiifolia
- Wissenswertes zu Ambrosia: www.umweltbundesamt.de/themen/ambrosia oder Stiftung Deutscher Polleninformationsdienst