Historische Hochwassermarken

Jahrtausende alte Wasserstandsmarken an Felsvorsprüngen und an flussnahen Tempelbauwerken sowie Kaimauern an den Ufern des Nils bezeugen, dass es bereits bei den Alten Ägyptern übliche Praxis war, die Wasserstände von Nilfluten zu messen und an Ort und Stelle dauerhaft zu kennzeichnen. Die Tradition, Hochwasser durch Markierungen festzuhalten, ist in Deutschland erstmalig für das 14. Jahrhundert belegt. Die meisten historischen Hochwassermarken am Neckar stammen aus dem 19. Jahrhundert. Über die Hochwasser im 20. Jahrhundert finden sich nur wenige Marken. Dafür kann es verschiedene Gründe geben, z. B. die Neigung des modernen Menschen zur Verdrängung von Katastrophenereignissen, der Rückgang von Überschwemmungsereignissen infolge von Hochwasserschutzbauten oder die Verfügbarkeit amtlicher Wasserstandslisten.

Das Wissen über die Hochwassergefahr ist eine wesentliche Voraussetzung für die Bereitschaft zum Handeln. Dauerhafte Hochwassermarken tragen dazu bei, dass lokale Betroffenheiten und die damit einhergegangenen Ausmaße von Hochwasser nicht in Vergessenheit geraten.  Auf diese Weise können Hochwassermarken an öffentlich zugänglichen Bauwerken recht niederschwellig die allgemeine Sensibilisierung für das Thema Hochwasser stärken. Aber auch für die Fachpraxis der wasserwirtschaftlichen Bemessung können dokumentierte Hochwasserstände bei hinreichender Sicherheit von Relevanz sein.

Standortwahl
Zur Dokumentation extremer Hochwasserstände empfehlen wir, dauerhafte Marken an ausgesuchten Gebäuden, Brücken, Mauern oder sonstigen Anlagen anzubringen. Stellen, an denen bereits Marken von früheren Hochwasserereignissen vorhanden sind, sind zu bevorzugen. Da historische Marken teilweise an Kulturdenkmälern angebracht sind oder selbst Kulturdenkmal sein können, ist das Anbringen neuer Marken im Vorfeld mit den Denkmalbehörden abzustimmen.

Vorbereitung
Da bei einem Hochwasser in der Regel wenig Zeit ist, sind im Vorfeld so viele Dinge wie möglich zu klären und vorzubereiten:

  • Bereithalten der wichtigsten Arbeitsmaterialen (Fett- bzw. Kreidestifte, Farbspraydosen, Notizhefte, Maßbänder, Zollstöcke, Ortspläne, Gewässerkarten)
  • Festlegen und Beauftragen von ortskundigen Personen, die in einem Stadt- oder Gemeindegebiet die erreichten Hochwasserstände markieren, z. B. Mitarbeiter von kommunalen Verwaltungen, Bauhöfen oder Angehörige der Feuerwehren. Hinweis: Aus Sicherheitsgründen sind alle Tätigkeiten bei Hochwasser von mindestens zwei Personen auszuführen.

Arbeiten während eines Ereignisses
Damit die vorläufig markierten Hochwasserzeichen bei Reinigungs- bzw. Sanierungsmaßnahmen nicht wieder verloren gehen, sind an ausgewählten Punkten möglichst zeitnah „feste“ Hochwassermarken dauerhaft anzubringen. Bei vorhandenen Natursteinmauern kann die Kennzeichnung eingemeißelt werden. Dies hat den Vorteil, dass die Höhe der Marke unveränderlich am Gebäude fixiert ist. Ansonsten müssen dauerhafte Hochwassermarken verwendet werden. Hochwassermarken enthalten einen Markierungsstrich für den Wasserstand, das Datum oder die Jahreszahl und eventuell das Wort „Hochwasser“ oder „HW“. In Gemeinden, die häufiger von Hochwasser betroffen sind, wird empfohlen, die Markierungen in unterschiedlichen Farben vorzunehmen. Nach dem Anbringen der Marke sind folgende interne Arbeiten durchzuführen:

  • Einmessen der Hochwassermarke auf NHN-Höhe

  • Eintragen der Hochwassermarke in Lageplan, falls möglich auf Fluss-km beziehen, Lagekoordinaten

  • Fotodokumentation

  • Kurzbeschreibung