FAQ

1. Was sind kritische Stickstoffkonzentrationen (Critical Level)?

2. Was sind kritische Stickstoffdepositionen (Critical Loads)?

3. Was sind kritische Stickstoffüberschüsse (Critical Surplus)?

 

1. Was sind kritische Stickstoffkonzentrationen (Critical Level)?

Zum Schutz der Gesundheit des Menschen werden kritische Konzentrationen an reaktivem Stickstoff in der Umwelt überwacht, insbesondere Stickoxide und Feinstaub in Luftreinhaltegebieten und Nitrat in Trinkwasserschutzgebieten. Zum Schutz der Meere wird die Stickstoffkonzentration der Flüsse überwacht. Für den Schutz der Biodiversität und der Ökosysteme ist die Ammoniakkonzentration in der Luft besonders zu beachten. Zur Begrenzung der Ammoniakkonzentration wurde von der UNECE (United Nations Economic Commission for Europe) ein Critical Level für niedere Pflanzen in Höhe von 1 µg m-³ festgelegt. Dieser Wert wird in Baden-Württemberg nahezu flächendeckend überschritten. Der Mittelwert der NH3-Konzentration liegt im Land bei 2,4 µg m-³. Sehr deutliche Belastungsschwerpunkte liegen in den Regionen mit intensiver Tierhaltung und hoher Biogasanlagendichte.

 

2. Was sind kritische Stickstoffdepositionen (Critical Loads)?

Über nasse, trockene und feuchte Deposition gelangt Ammoniak aus der Landwirtschaft auch in die Böden der natürlichen und naturnahen Ökosysteme. Dazu kommt noch einmal rund die gleiche Menge an deponierten Stickoxiden aus Industrie und Verkehr. Die Stickstoffgesamtdeposition liegt im Mittel bei rund 15 kg ha-1 a-1. Belastungsschwerpunkte sind exponierte, bewaldete Höhenlagen sowie Regionen mit erhöhtem Verkehrsaufkommen, intensiver Tierhaltung und vielen Biogasanlagen. Als langfristige Zielwerte zum Schutz der empfindlichsten Ökosysteme gelten N-Depositionen von 3 bis 5 kg ha-1 a-1 (Critical Load für besonders empfindliche oligotrophe Stillgewässer, Dünen, Hochmoore, Silikatfelsen und Kiefernwälder).

 

3. Was sind kritische Stickstoffüberschüsse (Critical Surplus)?

Der Stickstoffüberschuss der Landwirtschaft hat sich in den letzten 30 bis 40 Jahren kaum verändert und liegt aktuell im Mittel bei rund 100 kg ha-1·a-1. Rund ein Drittel entweicht als Ammoniak in die Atmosphäre. Erhöhte Überschüsse werden überwiegend in Verbindung mit erhöhter Dichte an Tierhaltungen, Biogasanlagen und dem Anbau von bestimmten Kulturen (z.B. Gemüsebau) festgestellt. Um den Erhalt schutzwürdiger niederer und höherer Pflanzen vor zu hohen Konzentrationen in der Atmosphäre dauerhaft zu sichern, müssten die NH3-Emissionen erheblich reduziert werden. Um weitere Umweltkompartimente ebenfalls vor Einträgen reaktiver N-Verbindungen zu schützen (z.B. vor Lachgas für das Klima und die Ozonschicht oder Nitrat für die Gewässer), sollten insgesamt die N-Überschüsse in der Landwirtschaft deutlich reduziert werden. Auf Bundesebene ist für das Jahr 2030 ein Zielwert von 70 kg ha-1 a-1 vereinbart. Zum Schutz der Umwelt wird ein sog. "Critical Surplus" in Höhe von 30 bis 50 kg ha-1 a-1 diskutiert. Angesichts der derzeit noch sehr viel höheren tatsächlichen Überschüsse sind das jedoch sehr langfristige Zielwerte und agrartechnisch auch nicht für alle Betriebssysteme erreichbar.