Luftaufnahme einer großen Kläranlage.

Beseitigung von Spurenstoffen (Spurenstoffelimination)

Mit den bisher üblichen dreistufigen Klärverfahren (mechanisch – biologisch – chemisch) können Nährstoffe in kommunalen Kläranlagen sehr gut entfernt werden, viele Spurenstoffe allerdings nicht. Fast ein Fünftel des baden-württembergischen Abwassers wird daher schon heute in Kläranlagen mit einer sogenannten vierten Reinigungsstufe behandelt – Tendenz steigend.

Spurenstoffe werden vom Menschen künstlich hergestellt (absichtlich oder unabsichtlich) und stammen etwa aus Reinigungsmitteln, Medikamentenrückständen oder Unkrautvernichtern. Auch Abwässer aus der Industrie können Reste von Chemikalien enthalten. Wichtig sind auch Stoffe, die durch unvollständige Verbrennungen (z. B. durch Automotoren, Heizungen, Fabriken, Kraftwerke) zunächst in die Luft gelangen und dort mit dem Regen ausgewaschen werden. Alle diese Stoffe kommen letztlich zwar nur stark verdünnt – in Spuren – im Abwasser vor, könnten aber langfristig Tiere und Pflanzen in den Gewässern schädigen. Auch die Trinkwasserversorgung kann durch sie beeinträchtigt werden.

Baden-Württemberg hat deshalb bereits vor einigen Jahren damit begonnen, Kläranlagen an besonders empfindlichen Gewässern oder Belastungsschwerpunkten mit einer weitergehenden Reinigungsstufe zur Spurenstoffelimination auszurüsten. Das Konzept verfolgt einen konsensorientierten Ansatz mit den Betreibern unter Einsatz von Fördermitteln.

Insgesamt sind in Baden-Württemberg bereits 30 Kläranlagen (Stand Oktober 2023) mit einer Aktivkohleadsorptionsstufe oder einer Ozonierungsanlage zur gezielten Spurenstoffentfernung in Betrieb, einschließlich einer Anlage in Bayern, die überwiegend baden-württembergisches Abwasser behandelt. Weitere 28 Anlagen sind im Bau oder in Planung. Das Umweltministerium Baden-Württemberg hat im Jahr 2018 in Abstimmung mit der LUBW und den Regierungspräsidien das „Arbeitspapier Spurenstoffelimination auf kommunalen Kläranlagen in Baden-Württemberg“ erstellt, das die fachlichen Kriterien für den weiteren Ausbau von kommunalen Kläranlagen mit einer Spurenstoffelimination konkretisiert. Das Arbeitspapier wurde mit einem Erlass vom 20. November 2018 in Baden-Württemberg eingeführt.

Das Kompetenzzentrum Spurenstoffe Baden-Württemberg (KomS BW) steht für die Beratung und Unterstützung von Kläranlagenbetreibern, Behörden und Planungsbüros bei der Einführung der neuen Technologien zur Verfügung. Für die Umsetzung und den Betrieb einer Anlage zur Spurenstoffelimination hat das Kompetenzzentrum Handlungsempfehlungen veröffentlicht. Im Jahr 2020 wurde zudem der Leitfaden Machbarkeitsstudie veröffentlicht.