Projektübersicht KLIMOPASS

null Invasive Arten als Fischnahrung im Bodensee

Invasive Arten als Fischnahrung im Bodensee

Projektnummer Datum Organisation Kontakt Bericht
4500129377/23 März 2012 Landwirtschaftliches Zentrum Baden-Württemberg Frank Bonell, Dr. Roland Rösch PDF

Beschreibung

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Fragestellung: Ziel des Projekts war die Untersuchung, ob und inwieweit die Fische des Bodensees invertebrate Neozoen, insbesondere die Donau-Schwebegarnele Limnomysis benedeni und den Höckerflohkrebs Dikerogammarus villosus, als Nahrung nutzen.

Ergebnis: Es wurden insgesamt 1263 Fische, bestehend aus 14 Fischarten, beprobt. Die Befischungen fanden von April bis September 2011 monatlich am Bodensee-Obersee vor Langenargen und am Bodensee-Untersee statt. In den einzelnen Monaten hatten bis zu 51% der gefangenen Barsche (September) und bis zu 50% der gefangenen Kaulbarsche (September) Neozoen gefressen. Bei Felchen und Stichlingen lagen die entsprechenden Prozentsätze deutlich niedriger. Insgesamt wurden in den Mageninhalten 35 verschiedene Arten (-gruppen) von Nahrungsorganismen gefunden. In Kaulbarsch- und Barschmägen fand sich die größte Nahrungsdiversität aller untersuchten Fischarten. Im April wurden in den Mägen an Neozoen fast nur L.benedeni festgestellt, im Juni und Juli überwogen D. villosus und im September wurden beide Arten annähernd zu gleichen Teilen gefressen. Die Untersuchungen ergaben, dass Barsch und Kaulbarsch die „neue Nahrung“ gut annehmen, Felchen und Stichlinge dagegen nur vereinzelt. Die wenigen Felchen, die L. benedeni gefressen hatten, hatten ihren Magen überwiegend damit gefüllt. Barsche, die Neozoen gefressen hatten, hatten einen deutlich höheren Magenfüllgrad als die, die keine Neozoen gefressen hatten. Ein weiterer Neozoe, der bis 2010 nur im östlichen Seeteil festgestellt worden war, Katamysis warpachowskyi, wurde in Mageninhalten von Fischen, die vor Langenargen gefangen wurden, gefunden. Damit wurde nachgewiesen, dass er sich 2012 schon deutlich über den östlichen Seeteil nach Westen ausgebreitet hatte. Die Untersuchung von Mageninhalten von Fischen eignet sich somit auch dazu, die Verbreitung von Nahrungsorganismen festzustellen.

Fazit: Die Ergebnisse der vorliegenden Untersuchung zeigen, dass vor allem benthisch lebende Fischarten Neozoen fressen. Dass der Magenfüllungsgrad der Barsche, die Neozoen gefressen hatten, deutlich höher war als der der Exemplare, die keine Neozoen gefressen hatten, könnte darauf hindeuten, dass die Aufnahme von Neozoen einen Vorteil darstellt. Ob sich durch diese neue Nahrungsquelle die Barscherträge stabilisieren oder eventuell sogar steigen, können nur längerfristige Untersuchungen zeigen.